Alarm ertönt – Schon geht es los: Ein großer grauer qualmender Container, ein loderndes Triebwerk und ringsum verletzte und verwirrte Passagiere. Diese standen im Mittelpunkt der Notfallübung 2018 des Flughafen Münster/Osnabrück (FMO). Das Übungsszenario simulierte einen Flugzeugabsturz in der unmittelbaren Nähe des Flughafens, um die praktische Einsatzfähigkeit zu prüfen und das neue Funkkonzept zu testen.
Abgestürtztes Flugzeug als Übungsszenario
Eine solche Übung mit wechselnden Szenarien findet alle zwei Jahre auf dem Flughafengelände oder in der unmittelbaren Umgebung des Geländes statt. Dieses Jahr wurde ein Schadensszenario mit dem Flugzeug vom Typ CRJ 900 geprobt, dargestellt durch einen befeuerten Trainingscontainer. Das gedachte Flugzeug fasst rund 100 Passagiere.
Angenommen wurde, dass das Flugzeug durch einen technischen Defekt und Probleme mit der Steuerung ein Parkhaus am FMO streifte und auf das danebenliegende Feld stürzte. Dabei wurden 22 Passagiere und die Besatzung verletzt. Im Parkhaus wurden vier weitere Personen in ihren PKW bei Verkehrsunfällen eingeklemmt und mussten aus den Fahrzeugen gerettet werden. Das Dach war zudem eingestürzt und ein Feuer ausgebrochen.
Statisten mimen realitätsnah verletzte Flugzeugpassagiere
Nur wenige Augenblicke nach dem Sirenenalarm am Flughafen, der zeitgleich auch in die Rettungsleitstelle des Landkreises Steinfurt übermittelt wurde, erreichte ein Flugfeldlöschfahrzeug der Flughafenfeuerwehr das Geschehen. Wie im Realfall hatte dieses die vorrangige Aufgabe, direkt das Feuer zu bekämpfen, damit Passagiere und Verletzte von weiteren Kräften in Sicherheit gebracht werden können.
Teilweise „blutüberströmte“ Unfalldarsteller agierten entsprechend den Szenariovorgaben und irrten schreiend über den Übungsplatz, um ein möglichst realistisches Bild der Unfallsituation zu geben. Sie wurden von den Einsatzkräften vor Ort nach Verletzungsgrad gesichtet, erstbehandelt und betreut. Diese Statisten gehörten einer Gruppe für ‚Realistische Unfall- und Notfall-Darstellung‘, kurz RUND, an, welche zur DLRG im Kreis Steinfurt gehört.
Technische Hilfeleistung parallel zur Brandbekämpfung
Parallel zu den Maßnahmen auf dem Feld waren bereits Feuerwehrkräfte und Rettungsdienstpersonal am Parkhaus angerückt. Sie bekämpften von einer Drehleiter aus das Feuer und leiteten die Rettungsmaßnahmen zu den beiden Verkehrsunfällen ein. Allerdings ist das Dach des Parkhauses zu niedrig ist, um dort mit großen Rettungswagen und Löschfahrzeugen hineinzufahren. Deswegen mussten die Einsatzkräfte die Werkzeuge zur Rettung der Personen selbst in dem Gebäude hochbringen. Viele Geräte und Materialien wurden getragen oder mit Gepächwagen die Auffahrt hinaufgeschoben.
Training für die Zusammenarbeit der Einsatzkräfte und den Ernstfall
„Ein Highligt der Übung ist für mich das Zusammenspiel der Einzelnen,“ so Andrés Heinemann, Leiter Marketing und Kommunikation des Flughafen Münster/Osnabrück. Insgesamt waren circa 300 Einsatzkräfte in die Übung einbezogen. Zu den alarmierten Kräften gehörten die Werkfeuerwehr des FMO, die Löschzüge der Freiwilligen Feuerwehr Greven, die Freiwillige Feuerwehr Saerbeck mit den Löschzug Westladbergen und ein Stab zur Unterstützung des Einsatzleiters mit Einsatzfahrzeugen der IuK-Gruppe aus dem Kreis Steinfurt.
Geprobt wurde diesmal nicht nur die praktische Einsatzfähigkeit mit Brandbekämpfung und Technischer Hilfeleistung, sondern auch ein neues Funkkonzept. Damit sollte auch ein weiteres Mal die Zusammenarbeit der internen und externen Rettungskräfte und anderen beteiligten Organisationen trainiert werden.
Flugbetrieb nicht beeinträchtigt
Bei der diesjährigen Übung waren alle Einsatzkräfte vorinformiert und der normale Flugbetrieb am FMO wurde nicht unterbrochen. Deshalb war auch die Feuerwehr des Flughafens nur mit einer kleinen Abordnung im Einsatz, denn für den Ernstfall müssen immer ausreichend Einsatzkräfte am Flugfeld bereitstehen.
„Unser heutiger Schwerpunkt lag besonders im Bereich Löschen und Retten“, so Dieter Krawietz von der Kreisleitstelle Steinfurt und Mitglied der Vorbereitungsteams dieser Übung. „Im Ernstfall würden wir noch zahlreiche weitere Kräfte einsetzen. Neben mehr Rettungsfahrzeugen zum Abtransport der Verletzten würden wir auch noch eine psychosoziale Betreuung durch Notfallseelsorger anbieten“, führte Krawietz weiter aus und erinnerte an ein wesentliches Jubiläum im der deutschen Notfallversorgung: „Nach dem großen Unglück vor fast genau 30 Jahren bei einer Flugshow in Ramstein wurden in Deutschland überall Teams für die Notfallseelsorge gegründet.“
Mit einer Abschlusssichtung der Verletzung endete die Notfallübung.
Fotos: Heiko Westermann