Erst vor wenigen Wochen wurden durch die Recherchen unserer Redaktion Pläne bekannt, dass die Stadtverwaltung ein bislang von der Verwaltung der Paracelsus Kliniken genutztes Gebäude am Westerberg für eigene Zwecke übernehmen will. Doch der Raumbedarf der Verwaltung scheint noch nicht gestillt. Eine bislang als Parkplatz genutzte Fläche am Dominikanerkloster soll mit einem „Stadthaus 3“ genannten Verwaltungsgebäude bebaut werden.
Bislang ist dieser Platz von mehr als einem Dutzend teils sehr alter und großer Bäume umsäumt. Die Fläche, die ebenfalls durch zahlreiche Bäume aufgelockert wird, dient bis in den frühen Nachmittag den Mitarbeitern der Stadtverwaltung – insbesondere aus dem Zuständigkeitsbereich von Stadtbaurat Frank Otte – als Parkplatz und steht am Wochenende und in den Abendstunden der Allgemeinheit als Parkfläche zur Verfügung.
Nur ein Teil des Baumbestands könnte erhalten werden, in den unserer Redaktion vorliegenden internen Dokumenten der Verwaltung, wird die Grundstücksfläche mit gut 2.000 Quadratmetern angegeben, begrenzt durch „Bäume“ und „Denkmalschutz“ – gemeint ist das angrenzende historische Dominikanerkloster. Die am Rande stehenden Bäume könnten also weiter eine Zukunft haben – die Bäume auf der Fläche nicht.
Der Neubau soll 5 Etagen hoch reichen und fast 6.000 Quadratmeter Büroarbeitsfläche bieten.
Stadt hatte eigentlich ganz andere Pläne
Ursprünglich war geplant, den zukünftigen Raumbedarf der Stadtverwaltung durch Nachnutzung des ehemaligen Finanzamtes Osnabrück-Land zu decken – fast 1 Million Euro wurden dafür schon im Haushält 2019 bereitgestellt und ein entsprechender Beschluss im Januar gefasst, der nun wieder aufgehoben werden soll. Zwischenzeitlich war auch schon mal eine dauerhafte Nutzung des alten Finanzamts als Flüchtlingsheim oder Probenraumzentrum im Gespräch.
Für die Fläche an der Straße Klingensberg waren ebenfalls schon andere Pläne in der Diskussion, zum Beispiel eine Umwandlung in einen innerstädtischen Park oder ein Umbau zu einem Fahrradparkhaus.
Altes Finanzamt ist stark mit Schadstoffen belastet
Hintergrund für die Abkehr von der Nachnutzung des Finanzamtgebäudes im Fledder sind zwischenzeitlich von der Verwaltung durchgeführte Schadstoffuntersuchungen. So sollen sich allein Schadstoffsanierungskosten in einer Größenordnung von mehr als 2,5 Millionen Euro belaufen, die auch bei einem Abriss anfallen. Ein Erwerb des Grundstücks und eine Sanierung des Gebäudes würden sich in einer Größenordnung von knapp 17 Millionen; ein Neubau in einer Höhe von rund 24,5 Millionen Euro bewegen.
Land Niedersachsen will weiterhin hohen Kaufpreis für Schadstoff-Immobilie
Gespräche mit dem Land Niedersachsen hinsichtlich einer weiteren signifikanten Kaufpreisreduzierung waren angeblich nicht erfolgreich, das Land will für die Schadstoff-Immobilie immer noch knapp eine 3/4 Million Euro. Vor diesem Hintergrund will die Verwaltung zukünftigen Raumbedarf mit dem Bürogebäude der Paraklinik und dem Neubau in der Altstadt abdecken, der mit etwas mehr als 15 Millionen Euro deutlich billiger sein soll als eine Sanierung oder ein Abriss mit anschließendem Neubau im Fledder.
Kauft ein Investor das vergiftete Finanzamt?
Was nun aus dem ehemaligen Finanzamt an der Hannoverschen Straße wird, ist offen. Obwohl man für sich selbst untragbar hohe Kosten für die Schadstoffbeseitigung festgestellt hat, will man das Land Niedersachsen dabei unterstützen private Investoren für die schadstoffebelastete Altimmobilie zu finden.
Stadtverwaltung schweigt zu Plänen
Auf Nachfrage unserer Redaktion, ob auch durchgerechnet wurde, was eine Vermarktung der Fläche am Dominikanerkloster an private Investoren – bspw. für Wohnungsbau – der Stadt eingebracht hätte, auch um so die Sanierungskosten im Fledder gegenzufinanzieren, wo die zusätzlichen Mitarbeiter in der Innenstadt parken sollen und ob angesichts Bürokratieabbau und Digitalisierung überhaupt noch neue Verwaltungsarbeitsplätze gebraucht werden, wollte man uns zu diesem Zeitpunkt noch keine Antwort geben und verwies auf die weitere Beratung der Angelegenheit in den Ausschüssen.