Im Rahmen der Pressekonferenz mit der Geschäftsleitung der Niels-Stensen-Kliniken wurden auch zahlreiche Fragen im Detail beantwortet.
Zuerst lesen: Hier geht es zur Zusammenfassung der Pressekonferenz (Teil 1).
Eine Auswahl der angesprochenen Themen und konkreten Fragen, insbesondere die Niels-Stensen-Standorte in Osnabrück und im Landkreis Osnabrück betreffend, haben wir hier zusammengefasst. Die Antworten geben durchgängig die Positionen der Niels-Stensen-Geschäftsleitung wieder.
Fragen der Presse und Antworten der Niels-Stensen-Geschäftsleitung
Warum kam es am Standort Osnabrück nicht zu einer besseren Zusammenarbeit, vielleicht sogar einer Fusion mit dem Klinikum Osnabrück, wie von Oberbürgermeisterin Katharina Pötter in ihrer Handgiftenrede im Januar konkret angeregt?
Eine Fusion ist gesellschaftsrechtlich sehr kompliziert, insbesondere wegen der komplexen Gesellschaftsstruktur der Nils-Stensen-Kliniken, die nicht nur die Stadt Osnabrück, sondern auch den Landkreis und das Emsland versorgen. Zudem erfordert die bevorstehende Krankenhausstrukturreform eine enge Abstimmung, die bereits bei der Geburtshilfe gut funktioniert. Eine gesetzliche Grundlage, die das Land Niedersachsen schaffen muss, ist notwendig, um weitere konkrete Schritte zu unternehmen.
Beim Verkauf der ehemaligen Paracelsus-Klinik haben die Niels-Stensen-Kliniken das ebenfalls an einem Kauf interessierte Klinikum Osnabrück in einem Bieterverfahren ausgestochen und damit den Preis hochgetrieben. Warum gab es damals kein gemeinsames Konzept, auch vor dem Hintergrund, dass ohnehin nur eine übergangsweise Nutzung bis zum Jahr 2030 geplant war?
Die strategische Zielsetzung des Ankaufs der Paracelsus-Klinik war, die Neuromedizin im Verbund zu stärken und die vollständige Maximalversorgung im Marienhospital zu bieten. Gespräche mit dem Klinikum Osnabrück fanden damals statt und werden auch heute fortgeführt. Eine konstruktive Kommunikationsebene besteht, doch gesetzliche Rahmenbedingungen sind notwendig, um zukünftige Leistungen besser abgleichen zu können. Zwischen 2017 und 2018 gab es eine kritische Situation in der Diskussionskultur, die inzwischen überwunden ist, wodurch heute konstruktive Gespräche zur Leistungsabstimmung geführt werden können.
Wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des St. Raphael Krankenhauses in Ostercappeln sind von der geplanten Schließung im August 2025 betroffen? Wie war die Reaktion auf die Pläne?
550 Mitarbeitende in Ostercappeln wurden gestern über die geplante Schließung informiert. Es herrschten Wut, Traurigkeit und Enttäuschung über diese Entscheidung. Den meisten Mitarbeitenden werden Übernahmeangebote gemacht, allerdings könnten bis zu 115 betriebsbedingte Kündigungen notwendig werden. Diese Zahl könnte sich jedoch reduzieren, wenn es gelingt, die Mitarbeitenden von der neuen Strategie zu überzeugen. Die Mitarbeitenden haben über Jahre hinweg hervorragende Arbeit geleistet und es wird ihre Aufgabe sein, sicherzustellen, dass die Leistungen in der Region Osnabrück weiterhin erbracht werden. Dennoch bleibt der Schmerz über die Umstellung auf neue Arbeitsstrukturen und längere Fahrwege.
Was ist mit möglichen Kündigungen in Osnabrück und Melle?
Am Standort Natruper Holz (ehemalige Para-Klinik) wird nur ein kleiner Teil der Mitarbeitenden von möglichen betriebsbedingten Kündigungen betroffen sein.
Es wird keine betriebsbedingten Kündigungen in Melle geben.
Wie viele Betten fallen durch die Schließungspläne in der Region Osnabrück weg?
Durch die Schließung fallen in Ostercappeln 174 Betten und am Natruper Holz in Osnabrück 180 Betten weg. Ea werden jedoch in erheblichem Umfang neue Kapazitäten in Melle am Franziskus-Hospital am Harderberg und am Marienhospital in Osnabrück aufgebaut. Insgesamt werden nach der derzeitigen Planung noch etwa 150 Betten wegfallen.
Zudem werden in den kommenden zwei Jahren mehr ambulante Patienten versorgt, was die Notwendigkeit für stationäre Betten verringert. Gesetzliche Vorgaben und optimierte Prozesse im Bereich der Verweildauersteuerung und des Entlassmanagements tragen ebenfalls dazu bei, dass keine Versorgungsengpässe entstehen werden.
Wie werden die Bürger in Ostercappeln informiert?
Eine Bürgerversammlung ist für kommenden Freitag, 28.06., um 18:30 Uhr geplant.
Es soll über die Auswirkungen der Schließung auf die Bevölkerung und mögliche Versorgungsengpässe informiert werden.
Gibt es medizinische Leistungen, die komplett wegfallen und nicht nur standortmäßig verlagert werden?
Es gibt keine medizinischen Leistungen, die komplett wegfallen. Die Schwerpunktsetzung wurde bereits 2020 mit der strategisch etabliert und nun fortgeführt.
Wie sind die Auswirkungen auf konkret für die Lungenmedizin und die Geburtshilfe?
Es wird eine deutlich verbesserte Versorgungsstruktur für Lungenmedizin geben. Patienten werden zukünftig zentral am Harderberg versorgt.
Die geburtshilflichen Kapazitäten werden ebenfalls am Marienhospital so angepasst, um die Verteilung von rund 1400 Geburten in der Region zu bewältigen.
Wie lange werden die Wege für Patienten sein, die jetzt in andere Standorte fahren müssen?
Die durchschnittliche Zeitverlängerung beträgt unter zwei Minuten. Allerdings werden Patienten aus dem angrenzenden Kreis Herford, die sich bislang zum Beispiel oft für die Geburtshilfe für Melle entschieden haben, sich zukünftig womöglich wieder in die westfälische Richtung orientieren.
Wie wird die Zwischenphase finanziert, bis die Maßnahmen greifen?
Das vorliegende Sanierungsgutachten ist die Grundvoraussetzung für Gespräche mit Gläubigern und die Finanzierungskonzepte. Die aktuelle Liquiditätssituation erlaubt es, alle Forderungen zu bedienen. Verschiedene Maßnahmen wie die inzwischen bekannte Aufgabe von Standorten und die Veräußerung von Gesellschaftsanteilen werden zur Stabilisierung beitragen.
Was passiert mit den Arztpraxen in der ehemaligen Paracelsusklinik?
Arztpraxen, die nicht auf OP-Kapazitäten angewiesen sind, sind nicht betroffen. Es besteht unter Umständen die Möglichkeit eines Umzugs an andere Standorte. Die Mietverträge für die Apotheke und das Sanitätsfachgeschäft bleiben bestehen.