Tourismus geht in Osnabrück seit neuestem auch mit dem Smartphone. Mit Tripadvisor, Expedia und co. ist die Nutzung von Tourismus-Apps längst gang und gäbe. Dass Osnabrücker Tourismusakteure ein digitales Tool zum Erkunden der Stadt anbieten, ist neu. Vor allem der Einsatz von Augmented Reality (AR)- wurde bei der offiziellen Vorstellung der App am Mittwoch (17.05.) hervorgehoben.
„Weg vom Schreibtisch, hin zu den Sehenswürdigkeiten!“: So lautet das Motto der Tourismusgesellschaft Osnabrücker Land mbH (TOL). Pünktlich zum 375. Jubiläum des Westfälischen Friedens präsentiert die TOL ihre neue App „Entdecke Osnabrück“. Zahlreiche Akteure waren an der Entwicklung der App beteiligt, von der Aufbereitung der Wissensinhalte über die logistische Planung bis hin zu Entwicklung und Vermarktung der Software. Museen wie das Museum für Industriekultur in Osnabrück (MIK) lieferten die historische Expertise.
Aufgabe war, städtebezogenes Wissen auf eine App herunterzubrechen. Ratsboote Friedrich sowie Marktfrau Magda nehmen Touristinnen und Touristen mit auf eine Reise in das nachmittelalterliche Osnabrück. Dabei erzählen sie meist freundliche Geschichten, die einen an die Hand nehmen. 23 Stationen – verteilt auf zwei unterschiedliche Stadtrundgänge – bieten interaktive Touren, die in die spannende Geschichte der Friedensstadt eintauchen lassen. Zusätzlich sei ein dritter Rundgang geplant.
Tourismus und AR
Von AR ist dann die Rede, wenn digitale Informationen zur physischen Realität ergänzt werden. Dem Stadtmarketing wird es damit möglich, Infos deutlich schneller bereitzustellen und zu aktualisieren. Zusätzlich lassen sich die Stationstexte laut vorlesen, auch wenn man nicht vor Ort ist. Fotos, Videos und Spiele schaffen ein multimediales Erlebnis. „Während der Testphase erwies sich vor allem das eingefügte Quiz-Spiel als äußerst beliebt“, so Projektkoordinatorin Anja Hehmann von der TOL. Außerdem können Benutzerinnen und Benutzer sich über Gastronomie und Veranstaltungen in der Stadt erkundigen.
Die Gestaltung der Tourismus-App beruht auf einem kartenbasierten System, das physische Umgebungen mit Hilfe von AR um Informationen und Darstellungen ergänzt. Die Erzählungen von Friedrich und Magda wurden zuvor vor einem Green-Screen aufgenommen. Weiteres Extra ist die „360-Grad-View“, die das Innere der Stationsgebäude auch dann per Smartphone zeigt, wenn sie geschlossen sind. So können sich Reisende ohne direkten Zugang in die Orte hineinversetzen.
Freie Nutzung nach eigenem Gusto
„Echte“ Tourguides sollen durch die App allerdings nicht ersetzt werden – schließlich waren sie selbst an der Erstellung beteiligt. Als Vorteil sieht TOL-Geschäftsführerin Petra Rosenbach, dass historische Aufnahmen zur Verfügung gestellt werden können, die ein Tourguide durch die knappe Zeit möglicherweise vernachlässigen muss. Zusätzlich ist das Tool besonders praktisch für diejenigen, die nur kurz in Osnabrück verweilen. Tagestouristen, Geschäftsleute und mit dem Zug Gestrandete können je nach Wissensstand, Lust und Laune agieren.
Auch die Altersklasse spielt kaum eine Rolle. Planen Touristen eine komplette Tour, sollten sie einer Dauer von circa drei Stunden einkalkulieren. Die Tour kann jedoch beliebig abgekürzt werden. Für Hehmann sei vielmehr der „Spaß an Geschichte und Geschichten“ vorrangig: „Für die allermeisten Geschmäcker ist etwas dabei“. Trotz der frei gestalteten Nutzung gibt es Hilfestellungen, zum Beispiel schlägt die App eine Route passend zur jeweiligen Tour vor. Hier wählten die Entwickler die schönste sowie sicherste Route. Zusätzlich soll demnächst eine mehrsprachige Nutzung möglich werden.
Erkundung von Zeit und Raum
Vordergründig ist „Entdecke Osnabrück“ von religiös-kulturellen Geschichten geprägt. Typisch für den Osnabrücker Städtetourismus, werden Erzählungen zwischen Mittelalter und Neuzeit aufgerollt. Bestes Beispiel für Osnabrück bietet der Dreißigjährige Krieg mit dem Westfälischen Frieden. Der Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten bestimmt den touristischen Diskurs auf der Tourismus-App. Daran sind auch viele der Einspieler, Orte oder Quizfragen angelegt. Viele der Fragen sind biblischer Natur. Als Heimatstadt von Erich Maria Remarque – Autor von „Im Westen nichts Neues“ – bieten die Stadtführungen zudem einige Inhalte aus dem ersten Weltkrieg an.
Doch auch hinsichtlich der kulinarischen Kultur sowie anderen Themen der Gegenwart kann die erkundende Person Neues über Osnabrück herausfinden, denn es gibt Fragen über regionale Redewendungen sowie Ess- und Trinkgewohnheiten. Zudem sei das Thema „Religion und Konfession“ im Zusammenhang mit dem westfälischen Frieden bereits präsent genug, eine Abwechslung dazu scheint den Beteiligten daher als angemessen.
Das Projekt hat insgesamt 90.000 Euro gekostet, davon wurden 80.000 Euro durch externe Fördermittel finanziert. Es wird versprochen: „Das Tool ist und bleibt kostenlos.“