Die Villa Schlikker im Osnabrücker Museumsquartier wird bis voraussichtlich 2023 restauriert. Das Haus soll zu einem lebendigen Forum zur Auseinandersetzung mit der Geschichte des Nationalsozialismus umfunktioniert werden. Die Agentur „Schwerdtfeger & Vogt“ soll die Neukonzeption unterstützen.
Die Agentur „Schwertfeger & Vogt“ ist die Gewinneragentur, die bei der Neukonzeption der Villa Schlikker mitwirken soll. Bei einem Ideenwettbewerb hatten mehrere Agenturen, die bereits Erfahrungen mit NS-Lernorten haben, ihre Machbarkeitsstudien vorgestellt. Die Vertreter der Kulturpolitik, der Kulturauschuss der Stadt, die Stadtverwaltung und der wissenschaftliche Beirat, der das Museumsquartier bei dem Verfahrung der Neukonzeption berät, haben einstimmig für die Gewinner gestimmt.
Villa Schlikker als Lernort
Durch die Corona-Pandemie kam es auch bei der Neukonzeption der Villa zu zeitlichen Verschiebungen. Allerdings ist Wolfgang Beckermann, erster Stadtrat und Kulturdezernent, zuversichtlich: „Wir sind gut im Zeitplan. Und wir sind auch auf einem guten inhaltlichen Weg, der in einem neugestaltetem und inhaltlich aufgebautem Haus mündet.“ Das Haus soll ein lebendiges Forum zu Auseinandersetzung mit der Geschichte des Nationalsozialismus werden. „Im Zentrum soll der inhaltlichen Auseinandersetzung soll Hans Georg Calmeyer stehen. An seinem Beispiel können wir erfahren, welche Handlungsspielräume Menschen in der Zeit des Nationalsozialismus besaßen, welche Werte und Haltungen ihr Handeln bestimmten und was wir heute daraus lernen können“, erklärt Beckermann. „Schwerdtfeger & Vogt hat uns überzeugende Ideen präsentiert, wie der historische NS-Täter-Ort am Heger-Tor-Wall sinnvoll in einen zeitgemäßen Lernort umgewandelt werden kann, der nachwachsenden Generationen Orientierung für ihr zivilgesellschaftliches Handeln zu bieten vermag“, berichtet Alfons Kenkmann, Vorsitzender des Beirats.
Diskussion um die Namensgebung der Villa
In den letzten Wochen und Monaten gab es viel Diskussion um die Namensgebung der Villa. Man müsse sich mehr mit der Person Hans Georg Calmeyer beschäftigen. „Man weiß viel über Calmeyer in seiner Entscheiderposition, aber wenig über andere Tätigkeitsfelder von ihm“, erklärt Kenkmann. Der Beschluss, ob die Villa nach Calmeyer benannt werden soll, kommt nachdem die Forschung abgeschlossen sei. „Es soll kein Heldenehrung von Calmeyer werden – das wäre ganz falsch. Wir müssen uns kritisch mit ihm auseinandersetzen und die Ambivalenz der Person Calmeyer betrachten.“ Besonders die Diskussionen mit der Niederlande nehme man ernst, da Calmeyer dort während des zweiten Weltkrieges wirkte.
Nils-Arne Kässens, Direktor des Museumsquartier, berichtet über die Besonderheit des Ortes: „Die Villa Schlikker steht als Ort der Täter gegenüber einem Ort der Opfer, in Form des Felix-Nussbaum-Haus.“ Deshalb müsse die Agentur sehr sensibel mit dem Thema umgehen. Es gibt bereits ein paar Ideen wie das Thema inhaltlich umgesetzt werden könnte. „Anhand von Persönlichkeiten wird die Thematik der NS-Zeit begreifbarer und knüpft an die Gegenwart an“, erklärt Kässens. Besonders junge Menschen sollen so angesprochen werden. Die Persönlichkeiten sollen mehrere Osnabrücker aus der damaligen Zeit seien und stellvertretend für ein Thema stehen. Im ersten Stockwerk sollen diese Personen und deren Themen dargestellt werden, während im zweiten Stockwerk ein Labor entstehen soll, in dem man sich selber unter anderem mit seinen eigenen Werten auseinandersetzen kann. „Die Gesichte der NS-Zeit ist für die jüngeren Generationen sehr weit weg. In dem Labor können wir auf Dinge eingehen die heute Relevanz haben“, erklärt der Designer Johannes Vogt. Für die Neukonzeption wurden vom Bund 1,7 Millionen Euro Fördermittel, mit einem städtischen Eigenanteil von 200.000 Euro, eingeworben.