Schwarz vermummt und mit einem prall gefüllten Rucksack kletterte am Rande des EM-Spiels Deutschland gegen Dänemark (2:0) ein Osnabrücker unter dem Dortmunder Stadiondach herum. Die Aktion könnte für den 21-Jährige teuer werden.
Immerhin: Eine böse Absicht hatte der junge Mann trotz grimmigem Erscheinungsbild offenbar nicht. Auch wollte der Kletterer nicht, wie einige unserer Leserinnen und Leser bei Facebook vermuteteten, prüfen, ob das Dortmunder Dach vielleicht auf die marode Bremer Brücke passen würde. Stattdessen wurde er als Dachkletterer identifiziert, der vermutlich einem gefährlichen Hobby nachgeht: dem sogenannten “Roofer”-Trend.
Roofer klettern ungesichert auf hohe Bauwerke oder Funkmasten, filmen und fotografieren sich dabei für Social Media – und haben zuletzt offenbar auch Fußballstadien für sich entdeckt. Bereits im Februar sorgten Roofer-Aufnahmen aus dem Stuttgarter Stadion für Aufsehen. Auch der Kletterer vom EM-Stadion ist in der Szene nicht unbekannt und bereits polizeilich registriert.
„Klimakleber“-Ordnung könnte Osnabrücker für SEK-Einsatz zahlen lassen
Anders als seine erste Kletteraktion auf ein Heizkraftwerk in Herne könnte die waghalsige Kletterei in Dortmund dem 21-Jährige allerdings teuer zu stehen kommen. So löste sein waghalsiger Ausflug einen großen Einsatz der Polizei aus, bei dem Beamte den Osnabrücker bis zum Spielende zunächst beobachteten, ehe ihn ein Spezialeinsatzkommando (SEK) aus der Dachkonstruktion holte. Der Kletterer wurde in der Folge zweitweise festgenommen. Wie der NDR berichtet, prüft die Polizei derzeit, ob der junge Mann für die mit dem Einsatz verbundenen Kosten selbst aufkommen muss.
Möglich machen könnte dies demnach eine neue Gebührenordnung, die das Land Nordrhein-Westfalen vor rund einem Jahr erlassen hatte – damals vor dem Hintergrund von Klimaaktivisten, die sich an den Straßen festklebten. Die Ordnung greift allerdings auch in weiteren Szenarien, so auch bei der „Rettung oder Bergung von Personen, wenn die den Einsatz veranlassende Gefahr vorsätzlich oder grob fahrlässig von ihnen herbeigeführt worden ist“.
Ermittlungen dauern an
In Dortmund ermittelt die Polizei derweil weiter wegen Hausfriedensbruch gegen den Osnabrücker. Auch die UEFA ist an der Nachbereitung beteiligt, bei der unter anderem überprüft werden soll, wie der junge Mann überhaupt ungehindert ins Stadion gelangen konnte. Dazu hatte dieser sich gegenüber der Polizei offenbar nicht geäußert. Nach Angaben der BILD-Zeitung vermuten Ermittler der UEFA, dass der 21-Jährige einen Helfer unter den Ordnern gehabt haben könnte.