„Agrarsystemtechnik in der Region anbinden“ – unter dieser Prämisse ist am Standort Westerberg der Hochschule Osnabrück das AGRO-Technicum am Mittwoch (8. Juni) feierlich eröffnet worden. Studierende der Fakultäten Ingenieurwissenschaften und Informatik können in dem neuen sieben millionenschweren Gebäudekomplex an innovativen Agrarsystemen wie der Feldrobotik forschen.
Der neue Gebäudekomplex besteht neben dem AGRO-Technicum auch aus einem Laborgebäude und einer Multifunktionshalle. Die Bauzeit betrug drei Jahre: „Vor ein paar Wochen hätte das hier alles noch katastrophal ausgesehen, nun ist nach nur drei Jahren Bauzeit alles fertig – das klappt aber auch nur, wenn alle zusammenarbeiten“, erzählt Prof. Dr. Arno Ruckelshausen von der Hochschule Osnabrück. „Wir möchten interdisziplinär mit den anderen Fakultäten gemeinsam forschen. Und auch die Firmen, die hier mit dem Agrotech-Valley angesiedelt sind, arbeiten zusammen, obwohl sie Wettbewerber sind. Durch die Kooperation mit den Unternehmen schaffen wir einen Transfer zwischen Wissenschaft und Praxis. Und nur so kann Wachstum entstehen.“
Eigenes „Ökosystem“ für Robotik
Mithilfe eines Gutachten des Landkreises Osnabrück wurde bereits im Jahr 2008 das Potenzial der Region für Agrar-Technik-Systeme erkannt. „Dieses Potenzial und Interesse wollte die Hochschule nutzen und damit die Agrarsystemtechnik regional anbinden“, sagt Hochschulpräsident Prof. Dr. Andreas Bertram. Als Standort für das neue Zentrum der Agrarsystemtechnik wurde das ehemalige britische Kasernen-Gelände ausgewählt, welches vom Land Niedersachsen aufgekauft und der Hochschule zur Verfügung gestellt wurde. „Die Architekten hatten keine leichte Aufgabe: Der Campus mit seiner Wirkung, mit der Bibliothek, der Mensa und dem ‚Frosch‘ am Westerberg braucht ein großes Gegengewicht. Dies ist hier mit dem neuen AGRO-Technicum wunderbar gelungen. Es ist ein eigenes Ökosystem geschaffen worden, indem die Studierenden und Unternehmen sich über Robotik austauschen können.“
Gebäude und Nutzer in der Architektur verbinden
Das Ergebnis des Architektenwettbewerbs ist an die Nutzer des Gebäudes angepasst: „Wir haben lange nach einer individuellen Lösung gesucht, die den Ort, die Aufgabe und die Nutzer der Räumlichkeiten verbindet“, erläutert Dipl.-Ing. Architekt Msc. Thomas Fischer, Geschäftsführer des Architektenbüros ATELIER 30. „Es durfte kein ‚gelecktes‘ Haus sein, sondern es muss zu den Leuten passen. Wir haben uns für einen Bau entschieden, der mit wenig Material auskommt.“ Der Beton passe zu dem landwirtschaftlichen Gedanken. „Insbesondere die Multifunktionshalle hat etwas von einem Bauernhof, wobei auch etwas Loftartiges mit reinspielt und die Kreativität und Innovation widerspiegelt.“
Feldroboter direkt ausprobieren
Das Herzstück des neuen Gebäudekomplexes bildet das Versuchsfeld: „Wir haben nun viele neue Möglichkeiten mit dem Innovation Field. So können wir beispielsweise die Feldroboter direkt auf dem Field ausprobieren, und danach auf dem kurzen Weg zurück in die Multifunktionshalle fahren und dort Verbesserungen durchführen. Damit ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass es dann auf dem wirklichen Feld auch funktioniert“, so Ruckelshausen.
Digitale Lösungen für zukünftige ökologische Bedingungen
Neben Eigenmitteln der Hochschule wurden die neuen Gebäude durch Mittel des Landes Niedersachsen und Födergelder in Höhe von 1,5 Millionen Euro aus dem EFRE-Förderprogramm finanziert. Minister Björn Thümmler vom MWK Niedersachsen sieht die Gelder gut investiert: „Auch an diesem innovativen Gebäude sieht man, wie die Hochschule Osnabrück die Gelder zu nutzen weiß. Mit dem AGRO-Technicum wird ein neuer Standard gesetzt, der beispielgebend ist für Niedersachsen und darüber hinaus. Die Atmosphäre hier ist einmalig.“ Zudem sei die Hochschule mit dem Projekt gut gerüstet, um auf die zukünftig zu erwartenden ökologischen Bedingungen zu reagieren. „Was das Bauteam hier gezaubert hat, ist sensationell. Es ist eine Leistungsmaschinerie entstanden, die darauf ausgelegt ist, junge Menschen gut auszubilden und damit zum weiteren Wachstum der Region beiträgt.“