Neuer Chefarzt im Suchtkompetenzzentrum des Klinikums: Karsten Meyer. /Foto: Jens Lintel
Das Klinikum Osnabrück hat seine Suchtmedizin neu aufgestellt. Einhergehend mit dem Ausbau der Angebote in der Kooperation mit der Diakonie Osnabrück, die im Juni besiegelt wurde, hat das Krankenhaus auf dem Finkenhügel nun sein Suchtkompetenzzentrum neu strukturiert und der Leitung eines neuen Chefarztes unterstellt.
Seit dem 1. November leitet der 52-jährige Karsten Meyer das Suchtkompetenzzentrum des Klinikums. Zu dem Suchtkompetenzzentrum gehört die Akutentgiftung, der qualifizierte Entzug in dem Haus auf dem Finkenhügel und darüber hinaus der Bereich der stationären und teil-stationären Langzeittherapien, der vorerst noch weiter an einem externen Standort angesiedelt ist.
„Fachklinik Möhringsburg“
Die Aufteilung geht aus der Schließung der Klinik am Kasinopark in Georgsmarienhütte hervor, in der zuvor alle Angebote für Suchtpatienten und -patientinnen unter einem Dach angesiedelt waren. Nachdem bereits im Frühjahr die Akutentgiftung und der qualifizierte Entzug auf den Finkenhügel verlegt wurden, kommen nun Ende des Jahres auch die noch in Georgsmarienhütte ansässigen Behandlungsplätze für Langzeittherapien und Rehabilitation nach Osnabrück. Diese werden hier unter dem bekannten Namen der „Fachklinik Möhringsburg“ weitergeführt. Allerdings vorerst noch nicht auf dem Finkenhügel, sondern es werden übergangsweise zwei Stationen im Bischof-Lilje-Zentrum genutzt. 2024 sollen wieder alle Angebote in einem Neubau am Klinikum vereint werden.
„Wir wünschen es uns natürlich herbei, alle Angebote an einem Standort zu haben – aber bereits durch den Umzug nach Osnabrück vereinfachen sich für unser Team die Abläufe und für unsere Patientinnen und Patienten ist es keinesfalls eine Verschlechterung“, sagt Meyer und ergänzt: „Ganz im Gegenteil – die Räume, die uns im Bischof-Lilje-Zentrum zur Verfügung stehen, sind wirklich schön und an der Anzahl der 35 vollstationären und sieben teilstationären Behandlungsplätze ändert sich nichts.“
Suchtmedizin in einem Haus der Maximalversorgung
Für die Akut-Entgiftung und den qualifizierten Entzug stehen auf dem Finkenhügel zurzeit acht Behandlungsplätze zur Verfügung, 16 werden es ab dem kommenden Sommer sein. „Es liegen große Vorteile darin, Suchtmedizin in einem Haus der Maximalversorgung anzubieten. Zum einen ist dadurch sichergestellt, dass auch die Begleiterkrankungen unserer Patientinnen und Patienten gut behandelt werden können. Außerdem können wir auf das umfassende therapeutische Angebot in unserem Haus zugreifen. Darüber hinaus erhalten aber auch solche Patientinnen und Patienten Zugang zu unseren Angeboten, die wegen Begleit- oder Folgeerkrankungen ihrer Sucht ins Krankenhaus gekommen sind – auch das finde ich besonders wichtig“, sagt Meyer.
Übergreifender Behandlungsansatz
Dem Facharzt für Neurologie und Psychiatrie sowie für Psychiatrie und Psychotherapie, der die Zusatzqualifikation für „Suchtmedizinische Grundversorgung“ erworben hat (die Weiterbildung für „Sozialmedizin“ absolviert er gerade), ist ein solcher übergreifender Behandlungsansatz wichtig. Damit Patientinnen und Patienten durchgehend von der Beratung über die ambulante oder stationäre Versorgung bis zur Nachbehandlung von ihm versorgt werden können, unterstützt er zusätzlich zu seiner Tätigkeit als Mediziner noch die Suchtberatung der Diakonie in Georgsmarienhütte als Fachstellenarzt. Er arbeitet aber ebenfalls mit seinem Team mit den weiteren lokalen und überregionalen Suchtberatungsstellen und den niedergelassenen Kollegen eng zusammen.
Eine ganzheitliche Versorgung
„Eine Sucht ist eine lebenslange chronische Erkrankung“, sagt er. „Mit ist es wichtig, dass ich im Sinne der Patientinnen und Patienten alle Abschnitte einer Behandlung in einer Hand abbilden kann.“ Auch die Kooperation des Klinikums mit dem Diakonischen Werk zielt darauf, ausgehend von den fünf Suchtberatungsstellen unter Diakonie-Trägerschaft ein Angebot aufzubauen, bei dem alle Versorgungsstufen der Suchtmedizin von der Beratung über den akuten Entzug bis zur Rehabilitation gesichert sind.
„Wir freuen uns sehr, dass wir für unser Suchtkompetenzzentrum Herrn Karsten Meyer zurückgewinnen konnten. Unter der Leitung von Herrn Meyer und in Kooperation mit der Diakonie Osnabrück werden wir die ganzheitliche Versorgung von Suchterkrankten in Stadt und Landkreis Osnabrück sicherstellen“, sagen die Klinikums-Geschäftsführer Frans Blok und Rudolf Küster in einem gemeinsamen Statement.
Eng miteinander verzahnt
In dem Suchtkompetenzzentrum des Klinikums auf dem Finkenhügel werden Menschen ab einem Alter von 18 Jahren mit einer Alkohol-, Cannabis-, Amphetamin- oder Medikamentenabhängigkeit behandelt. Dabei sind von der körperlichen Entgiftung über die internistische, psychiatrische und suchttherapeutische Versorgung bis zu Nachfolgehandlungen und der beruflichen Wiedereingliederung alle Schritte eng verzahnt.
Jährlich etwa 250.000 Personen in Behandlung
„Es sind keine Überweisungen notwendig. Patientinnen und Patienten wenden sich teils von sich aus an uns. Oder sie werden von einer Beratungsstelle auf uns aufmerksam gemacht.“, erklärt Meyer. Nach seinen Worten begeben sich Erkrankte aus allen Altersstufen zwischen 18 und 80 Jahren in eine Suchtbehandlung und schließen sie erfolgreich ab. „Für die Patientinnen und Patienten ist es wichtig, dass sie möglichst schnell und ohne Wartezeit einen Behandlungsplatz bekommen können. Es werden jährlich etwa 250.000 Menschen wegen einer Suchterkrankung in Deutschland behandelt – aber eigentlich gibt es nicht genug Plätze.“
Meyer war bereits von Januar 2019 bis März 2020 Chefarzt in der Klinik am Kasinopark. Er hat in der Zwischenzeit in der Paracelsus-Berghofklinik in Bad Essen gearbeitet und steht nun als Chefarzt des Suchtkompetenzzentrums wieder im Dienst des Klinikums.