„Heute Abend gegen ca. 20 Uhr war hier in Bissendorf-Natbergen ein lauter Knall zu hören, der bei uns das Dach wackeln und die Scheiben zum Klirren gebracht hat.“

AFP

Mit diesen Worten beginnt eine E-Mail, die unsere Redaktion gestern Abend von unserer Leserin Bianca H. erhielt. Sie fragt weiter: „Bestimmt war der [Knall] noch in anderen Teilen Osnabrücks zu hören. Wisst ihr zufällig was das war?“.

 

Kurz darauf meldet sich unser Mitarbeiter Heiko Westermann, der auf der Autobahn in Höhe Melle zeitgleich „ein großes rötliches Blitzen“ am Himmel gesehen hat. Er beschreibt es „wie ein Wetterleuchten, nur untypisch rot“.

„Flugobjekt“ bei Gesmold waren Kirmes-Lichter

Unsere Redaktion hat am Montagmorgen bei der für den Landkreis zuständigen Polizeiinspektion Osnabrück nachgefragt, ob es auch dort ähnliche Meldungen gab.
Sprecherin Mareike Kocar erkundigte sich bei den Kollegen in Bissendorf und Melle, doch im fraglichen Zeitraum gab es keine Meldung. Lediglich gegen 22 Uhr sei eine Meldung über ein „Flugobjekt“ eingegangen, dies habe sich nach Beobachtung der Beamten vor Ort als ein von der Kirmes in Gesmold ausgehender Lichteffekt herausgestellt.

Sternwarte in Melle vermutet „äußerst irdisches Phänomen“

Auf Nachfrage unserer Redaktion erklärte Bernd Schröter von der EXPO-Sternwarte in Melle, dass er ein „äußerst irdisches Phänomen“ hinter den Meldungen vermutet. Einen zerplatzten Meteoriten schließt der Geschäftsführer aus. Der wäre über Kilometer zu sehen gewesen und hätte zu mehr Sichtungen geführt, die lägen aber nicht vor.
Angesichts der Wolkendecke am Sonntag, könnten die beobachtete Lichterscheinungen von der Erde widergespiegelt sein, der Knall sei wohl einem Düsenjäger zuzuordnen, vermutet der Meller Himmelsexperte.

Das von unserer Redaktion daraufhin befragte Luftfahrtamt der Bundeswehr prüft die gemeldete Beobachtung noch und wird sich erst im Lauf des Tages oder am Dienstag zurückmelden.

Privates Forschungsinstitut beschreibt Meteoritenknall

Thomas Grau, vom European Research Center for Fireballs and Meteorites (ERFM), beschreibt auf der Website des in privater Initiative betriebenen Instituts den „detonierenden Meteor“ als „ein interessantes Forschungsgebiet“. Für eine detaillierte Analyse des in Bissendorf beobachteten Knalls und der Leuchterscheinung war der Meteoritenforscher am Montagvormittag leider nicht zu erreichen.

Die Untersuchungen des ERFM zu Meteoritenfällen in Europa zeigen, dass die sich mit Schallgeschwindigkeit ausbreitenden Geräusche „erst weit nach dem Lichtereignis und der Detonation den Beobachter erreichen. Wenn ein Meteor detoniert, dann kann das ein gewaltiger Knall oder ein tiefes Donnergrollen sein.“ Und weiter, so die Experten der ERFM, „je nachdem, was gerade passiert ist, kann es durchaus mehrere Male knallen, auch knattern, rhythmisch trommeln oder unruhig donnern, so als wären kurz hintereinander viele Explosionen zu hören.“
Die Zeitverzögerung zwischen der Detonation des Meteors und dem Schallereignis kann dabei über 5 Minuten ausmachen. Wenn man etwas hört ist der sichtbare Teil des Ereignisses also schon längst vorbei.
Auslöser für den Schall ist die Atmosphäre, durch die der Meteorit zieht. ERFM: „Es entstehen extreme Druckunterschiede zwischen der Stoßwelle vor und dem Vakuum hinter dem Meteoroid bzw. vor und hinter den entstehenden Meteoriten. Diese müssen und werden auch schnell wieder ausgeglichen. Kräftige Luftverwirbelungen breiten sich vom Einschußkanal in den normalen Luftraum aus. All diese Luftbewegungen erzeugen das Beben.“

 

Foto: Navicore, CC BY 3.0