In der Rangliste der hässlichsten Plätze nimmt der Osnabrücker Ledenhof eine Sonderstellung ein. In den 70er Jahren wurde der Platz neugestaltet und quasi als Deckel auf die darunterliegende Tiefgarage gesetzt – und dann platzten alle gut gemeinten Ideen des damaligen Architekten, der Platz wurde zu einer Ruine mitten und er Innenstadt. Wo früher Brunnen plätscherten wurden aus der Not heraus Beete angelegt.
Zahlreiche Brunnen waren ursprünglich wie mit der Gieskanne über den Platz verteilt (hier bei Facebook zu sehen). Es gab sogar eine mit Wasser benetzte Glaspyramide am Neuen Graben. Doch nach und nach wurde ein Brunnen nach dem anderen abgeschaltet. Planungsmängel und fehlerhafte Umsetzung sowie mangelnde Bereitschaft von Politik und Verwaltung nochmals alles richtig zu machen, führten dazu, dass der Ledenhof schnell zum Zombie seiner ursprünglichen Idee wurde – vergleichbar mit dem inzwischen ebenfalls in Auflösung befindlichen Rosenplatz.
Ledenhof soll endlich barrierefrei werden
Im Rahmen eines „Freiraumplanerischen Wettbewerbs“ wurden insgesamt 18 Planungsbüros eingeladen ihre Ideen für die Zukunft der – zusammen mit dem Neuen Graben – rund 2 Hektar großen Fläche zu präsentieren.
15 Planer folgten der Einladung, die besten drei wurden von einer Jury am Donnerstag prämiert.
Der Siegerentwurf des Berliner Planernetzwerks bbz landschaftsarchitekten macht den Platz direkt vor dem Seniorenheim endlich barrierefrei und rückt einen kleinen Platz in den Mittelpunkt, der von Bäumen gesäumt und unterbrochen wird.
Sitzmöbel laden zum Verweilen ein
Zahlreiche Sitzmöbel sollen zum Verweilen einladen, auch gegenüber dem historischen Schlossgebäude, dessen Vorfeld zusammen mit dem Neuen Graben ebenfalls Teil der Planungen ist.
Beim Neuen Graben, der weiterhin mit je einer Busspur und einer Spur für den Individualverkehr je Richtung ausgestattet werden soll, verzichten die Planer auf kostspielige und womöglich nicht haltbare Oberflächen aus Beton, wie am Rosenplatz, wo sich das Material in Rekordzeit zersetzt. Während der Verkehr auf bewährtem Asphalt rollen soll, werden die Gehwege und die Randbereiche gepflastert.
Noch offen ob Alleebäume kommen können
Ein echtes Highlight werden vermutlich die mehr als ein Dutzend Alleebäume, die zwischen OsnabrückHalle und Übergang zum Neumarkt entlang des Neuen Grabens ihren Platz finden sollen. Stadtbaurat Frank Otte bremste bei der Presse-Präsentation die Euphorie ein wenig, da die Planer über keine Pläne über die im Untergrund verlegten Leitungen hatten und es erst noch geklärt werden muss, ob und wo Bäume gepflanzt werden können.
2/3 der Umbaukosten gibt es als Fördergeld
Um den Untergrund geht es auch bei einem weiteren Highlight der Planungen, das jedoch nicht Teil der in Summe mit mehr drei Millionen Euro veranschlagten und zu 2/3 vom Bund und Land geförderten Planung ist: Für Fahrräder soll ein „BikeSafe“ eingerichtet werden.
Automatische Fahrrad-Tiefgarage wird geprüft
In der Nähe der Tiefgaragenausfahrt, hinter dem Gebäude der IHK, sollen Fahrräder vertikal in eine Tiefebene der Autogarage Ledenhof geschickt werden. Die Stadtverwaltung prüft derzeit, so Otte, zusammen mit der OPG, wie eine solche Anlage aussehen könne. In Frage kommt dabei auch ein vollautomatisches System nach japanischem Vorbild, bei dem der Zweiradler sein Gefährt an die Maschine übergibt, die es dann unterirdisch und vor Wetter und Diebstahl geschützt einlagert. Allerdings kann Otte nicht ausschließen, dass es doch nur ein profaner Fahrstuhl wird.
Wasserspritzdüsen aus dem Pflaster
Nicht im Siegerentwurf enthalten, sondern im auf den zweiten Platz gelandeten Konzept des Büros Hutterreimann (ebenfalls Berlin), ist ein simples Wasserspiel mit Spritzdüsen, die aus dem Asphalt heraus vor allem Kinder animieren dürften mit den Wasserstrahlen zu spielen. Die Verwaltung prüft, ob dieses Element nicht vielleicht in den endgültigen Entwurf übernommen werden kann.
Anders als die am (alten) Ledenhof bereits nach wenigen Jahren defekten Wasserelemente, wäre so etwas technisch nicht so aufwendig, erklärte der Stadtbaurat, und könnte längerfristig in Betrieb bleiben.
Keine Schadenersatzansprüche des alten Architekten erwartet
Der damalige Architekt Helge Bofinger (bzw. dessen Erben), der Osnabrück u.a. auch mit dem ebenfalls in der Ausführung misslungenen Brunnen vor dem Hauptbahnhof „beglückte“, wird keine Urheberrechtsansprüche oder gar Entschädigungszahlungen anmelden können, da der Ledenhof-Entwurf aus den 70er Jahre am Ende der Umbauarbeiten vollkommen entfernt sein wird.
Hätte die Stadt Teile des ursprünglichen Entwurfs erhalten, wäre sie dem sich als Künstler wähnenden Architekten gegenüber Schadenersatzpflichtig gewesen.
Die Ratsfraktion der FDP hat angekündigt in der kommenden Ratssitzung am 3. September eine Beschlussvorlage zur Abstimmung zu bringen, um der Stadt zukünftig durch geeignete Vertragsklauseln die Weiterentwicklung von extern eingekauften Architektenentwürfen zu ermöglichen.
Kommentar des Redakteurs:
Der Ledenhof war bislang ein Beispiel dafür, wie man Stadtplanung besser nicht macht. Ein völlig verkopfter Entwurf eines Professors, der nachdem seine Ideen sich im Verlauf der 70er und 80er Jahre allesamt als untauglich erwiesen, wohl nur noch damit beschäftigt war über sein Urheberrecht zu wachen. Beim Dreiecksbrunnen am Hauptbahnhof musste die Stadt sein Wohlwollen „erkaufen“, damit sie den undichten Brunnen nach einer jahrelangen Trockenzeit wieder demontieren durfte.
Der neue Entwurf ist angenehm bodenständig. Warum so ein simples Ergebnis nicht auch von Gartenbau-Absolventen der Hochschule Osnabrück in Zusammenarbeit städtischen Mitarbeitern geplant und umgesetzt werden kann, wird wohl auf ewig ein Geheimnis der Verwaltung bleiben – an Geld (mehr als 50.000 Euro alleine für die Prämierung der drei Siegerentwürfe) scheint es nicht zu mangeln, machen wir also einen teuren Wettbewerb, so die Devise.
Hoffentlich fehlt das allein für den Wettbewerb in der Republik verteilte Geld nicht, wenn es um die Realisierung der nur am Rande präsentierten Idee eines „Bike Safe“ geht. Hier könnte Osnabrück etwas wirklich Innovatives schaffen – anders als bei der Planung einer Sichtachse oder wo ein Baum am Ende stehen soll, bedarf es dafür allerdings wirkliches Ingenieurskönnen. Hier sind kluge Köpfe und clevere Mechaniker gefragt – und Politik und Verwaltung, die auch bereit sind für echte Innovationen Geld in die Hand zu nehmen .
Auf die Idee, dass es gut wäre am Ledenhof Barrierefreiheit zu schaffen, Bäume zu pflanzen, und dass man den Neuen Graben besser asphaltiert als mit Betonplatten zu belegen, hätte die Stadtverwaltung auch von alleine und ohne externe Hilfe kommen können – es soll ja durchaus auch studierte Architekten und Landschaftsplaner geben, die im festen Anstellungsverhältnis bei der Stadt arbeiten.