Für jeden von uns ist das Leben irgendwann vorbei. Bei den meisten Menschen geschieht dies nach einer langer Zeit ganz natürlich, bei manchen aber auch nicht. Sie brauchen Betreuung und Begleitung, die von den verschiedenen Hospizdiensten in Osnabrück und dem Umland geleistet werden. Eine Arbeit, die von der AOK gefördert wird, aber noch immer viel auf Ehrenamt und Spenden angewiesen ist.
Die meisten Menschen denken bei einem Hospiz nur an stationäre Sterbebegleitung, das ist aber bei weitem nicht alles. Ein großer Faktor ist auch die ambulante Begleitung, sagt Anja Olef vom Osnabrücker Hospitz e.V.: „Wir kommen dahin wo die Menschen leben, in Krankenhäuser, Altenheime, aber auch nach Hause.“ Auch Hospizdienste für Kinder werden von den Einrichtungen angeboten.
Hilfe auch für Hinterbliebene
Ein Teil der Arbeit von Hospizdiensten ist ebenfalls die Hilfe und Betreuung von Angehörigen. „Wir arbeiten sozusagen präventiv“, berichtet Anne Bröring von Leben bis zuletzt e.V.. „Eine gute Trauerbegleitung kann verhindern, dass Hinterbliebene später psychische Störungen oder Depressionen entwickeln.“ Besonders in der heutigen Zeit, in der Familien wieder kleiner werden, sind Angehörige nach dem Tod oft alleine. Dieser Teil der Arbeit von Hospizdiensten sei unglaublich wichtig, würde aber in der Gesellschaft noch nicht richtig wahrgenommen.
Ehrenamtliche schenken Zeit und offenes Ohr
Die Hospizdienste in Deutschland werden gefördert: Die AOK zum Beispiel unterstützt 88 ambulante Einrichtungen in Niedersachsen mit rund 2,56 Millionen Euro. Mit dem Geld finanzieren die Hospizdienste im Wesentlichen die qualifizierte Aus- und Weiterbildung der ehrenamtlichen Sterbebegleiter sowie die notwendigen Personal- und Sachkosten „Die Aufgaben der Hospizarbeit werden mit Herzblut, sehr viel Geduld und Einfühlungsvermögen gemeistert“, erklärt Klaus Hachmeister, Regionaldirektor der AOK im Osnabrücker Land. Trotz der finanziellen Hilfen ist die Arbeit in den Häusern aber zum großen Teil abhängig von engagierten Ehrenamtlichen. 3.733 Ehrenamtliche führten im vergangenen Jahr 4.166 Sterbebegleitungen durch, davon 176 begleitete Kinder. „Die Ehrenamtlichen leisten großartige Arbeit, sie schenken ihre Zeit und ein offenes Ohr und dafür sind die Hinterbliebene unglaublich dankbar“, weiß Christa Wübben vom Ambulanten Hospizdienst St. Johannes. Durch die finanzielle Unterstützung seien die Basisfunktionen der Arbeit zwar abgedeckt, Dinge wie einen Nachtwächter, die Trauerbegleitung, oder auch der „Herzenswunsch KTW“ seien allerdings nur durch Spenden möglich.
Zu wenig Anerkennung
In den letzten 20-25 Jahren ist in diesem Sektor sehr viel passiert. „Früher wollten Krankenhäuser keine Palliativ-Stationen haben, denn man wollte kein Sterbekrankenhaus sein“, berichtet Dr. Reinhold Kassing von der SPES VIVA e.V., „inzwischen ist das kein Makel mehr, sondern ein Qualitätsmerkmal“. Das Thema Tod und Sterben findet langsam seinen Zugang in die Öffentlichkeit, auch durch die Ehrenamtlichen, die den Hospizgedanken nach Außen tragen. „Trotzdem hören wir öfter die Frage, wozu man denn die Ehrenamtlichen braucht. Die Hospizarbeit werden schließlich gefördert. Aber die Arbeit der Helfer ist unerlässlich. Teilweise haben sie 12-15 Einsätze die Woche und investieren sehr viel Zeit in ihre Arbeit“, ergänzt Christa Wübben. Das Ehrenamt müsse deswegen in der Gesellschaft deutlich mehr Anerkennung erfahren. Auch auf Gesetzesebene müsse noch einiges geschehen. Alle Vertreter der Hospizdienste bemängelten die zu geringe Fahrtkostenerstattung – sie liegt derzeit bei 20 Cent pro Kilometer. Gerade auf dem Land, wo die Einsätze oft weit auseinander liegen und nicht mit dem Bus erreichbar sind, reiche diese Summe aber nicht aus, 30 Cent bräuchte man mindestens.
Insgesamt hat das Thema Tod und Hospizarbeit den Schritt aus dem Schatten in die Öffentlichkeit gemacht. Es gibt mehr Förderungen, eigene Stationen in Krankenhäusern und viele ehrenamtliche Mitarbeiter. Trotzdem ist die Arbeit nicht getan – weder von Regierung noch von Gesellschaft.
Foto von links nach rechts: Rebekka Hoffmann (Pressesprecherin AOK Niedersachsen), Anja Olef und Anja Hanke (Osnabrücker Hospiz e.V.), Christa Wübben und Johannes von der Haar (Ambulanter Hospizdienst St. Johannes des MHD Alfhausen e.V.), Klaus Hachmeister (Regionaldirektor AOK im Osnabrücker Land), Karin Mährlein und Anne Bröring (Leben bis zuletzt e.V.) und Dr. Reinhold Kassing und Marion Heitling (SPES VIVA e.V.)