Bei der Ermittlung geeigneter Nachfolger:innen geht es vor allem um Blickwinkel
Titelfoto: Reiner Grönig, langjähriger Experte für Unternehmensnachfolge. Quelle: UnternehmensBörse Grönig & Kollegen AG.
Wenn Reiner Grönig und seine Kollegen eine auftraggebende Firma neu kennenlernen, gibt es viele Aspekte, die sie ins Auge fassen. Der Beratungsexperte blickt auf eine erfolgreiche Karriere zurück, die seine Kenntnis und Auffassungsgabe für sein Fachgebiet maßgeblich geschärft hat. Für Grönig ist die Zahl Zehn eine besondere: Er war fast zwei Jahrzehnte lang für die Deutsche Bank tätig; zuerst als Marktregionen- und Filialleiter, später für zehn Jahre als Managing Director und Head of Business Produkte Deutschland in der Zentrale. 2010 wurde dann die UnternehmensBörse Grönig & Kollegen AG gegründet. Dort ist er nun alleiniger Geschäftsführer.
Interne Einblicke als Grundlage des Vertrauens
Das Team von UnternehmensBörse Grönig & Kollegen AG kümmert sich um das Suchen und Finden von Nachfolger:innen für Betriebe. Dabei beraten und begleiten sie scheidende Eigentümer:innen oder Vorstände am Ende ihrer Schaffensära. Grönigs Erfahrungen und Leidenschaft haben ihn zum Profi in puncto M&A, Unternehmensberatung und Unternehmensnachfolge gemacht. Selbstverständlich sind seine Kollegen ebenfalls versiert und passioniert. Die Qualität ihrer Arbeit spiegelt sich in den Unternehmenszahlen wider: Mit über 100 erfolgreichen Transaktionen hat sich die UnternehmensbörseGrönig & Kollegen AG einen Platz geschaffen und einen Namen gemacht im deutschlandweiten M&A-Segment – und das mit nur 14 Mitarbeiter:innen. Diese 14 Top-Nachfolgeexpert:innen, davon neun in Beratungspositionen, sind oder waren selbst Unternehmende. Ihr Wissen von innen heraus gesammelt zu haben, es sozusagen am eigenen Leib erfahren zu haben, macht sie zu Beratenden der besonderen Klasse. Sie wissen, wovon sie sprechen, wenn sie eine Firma beraten und lassen andere aus ihren eigenen Fehlern lernen. Diese persönlichen, internen Einblicke, die sie mit ihren Kund:innen teilen können, ermöglichen überhaupt erst das Vertrauensverhältnis, was unabdingbar ist bei der Suche nach Nachfolgenden. Jeder Kontakt findet somit auf Augenhöhe statt.
Etwas mehr als die Hälfte aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, wie die Mitarbeitenden der UnternehmensBörse Grönig es auch sind, arbeiten für kleinere und mittlere Unternehmen mit einer Belegschaft von bis zu 500 Personen. Deshalb hat sich die Firma Grönigs inzwischen auf deutsche KMUs und Familienunternehmenfokussiert. Diese tragen schließlich, mit einem Anteil von 99,6 Prozent an der deutschen Unternehmenslandschaft, das Hauptgewicht der Privatwirtschaft Deutschlands.
All Eyes on You – Nachfolger:innen müssen es den Blicken der Vergangenheit und Zukunft recht machen
Wie anfangs angesprochen, sind es viele verschiedene Aspekte, die Reiner Grönigs AG bei ihren auftraggebenden Unternehmen betrachten. Die gröbsten Bausteine lauten: Businessplan, Steuerfragen, Rechtsfragen und Emotionalität. Während der zwei- bis dreijährigen Begleitung, Beobachtung und ggf. Umstrukturierung im Betrieb der Kund:innen werden diese Bausteine zu einem mehrteiligen Nachfolgeplan zusammengefügt. Es ist ein komplexes und gefühlsbetontes Unterfangen. All diejenigen, denen die Thematik fremd ist, können sich eine vergleichbare Situation im engsten Familienkreis vorstellen: Wenn jemand Neues in den bekannten, eingeschweißten Kreis hinzukommt, schweben gewisse Vorstellungen und Emotionen im Raum. Meistens werden Vergleiche zu der Zeit davor gezogen und Ansprüche erhoben. Nicht jede oder jeder hat die gleiche Einstellung zu der Veränderung. Meinungen kollidieren und Fragen müssen beantwortet werden. Geschieht dies auf eine unempathische, überrumpelnde Art und Weise, sind Streitigkeiten und Verluste die Konsequenz. Dies gilt es zu verhindern. Das, auf ein Unternehmen übertragen, ist die Aufgabe Grönigs und seiner Kollegen. Deshalb nehmen sie sich auch entsprechend viel Zeit, um den Übergang in die Nachfolge zu gestalten.
Der Prozess unterscheidet sich zwischen Unternehmensverkauf, -zukauf oder -übernahme. Doch einige Aspekte sind dieselben. Gleich mehrere Schwerpunkte teilen sich die gesonderte Aufmerksamkeit der Beratenden. Dazu gehört vor allem die Person an der Unternehmensspitze, die sich in absehbarer Zeit verabschieden wird, erklärt Grönig: „Die eigene Vision des Unternehmenden nach dem Verkauf, die eigene Klarheit, ist enorm wichtig. Genauso wie die bisherige Führungskultur. Welche Anforderungen oder Vorstellungen hat der Unternehmende an den potenziellen Investor?“.
Eine glückliche Zukunft durch Mitarbeiterzufriedenheit – Der Blick nach innen
In Zeiten von New Work, gesteigertem Mitarbeitendenbewusstsein und einem sich umkehrenden Marktverhältnis ist es ebenso wichtig, die Belegschaft zu befragen, die die neue Geschäftsführung empfangen wird. In den seltensten Fällen gab es unter dem alten Vorstand keine Probleme, Ungereimtheiten und kein Verbesserungspotenzial, dem sich die neue Unternehmensspitze widmen kann. „Fragen an die Unternehmensstruktur sind entscheidend für einen optimalen Verkauf des eigenen Unternehmens. Wie ist der Betrieb intern positioniert? Damit meine ich das Personal und die Organisation genauso wie die Finanzen.“ erläutert Grönig. Weiterhin spricht er von ungenutzten Potenzialen, die analytisch von der AG ermittelt werden und mit kleinen Änderungen große Effekte auf den Unternehmenswert haben können: „Durch kleine Anpassungen im Unternehmen lässt sich dadurch häufig noch einmal ein höherer Kaufpreis erzielen.“ so der Nachfolge-Experte.
Dass dazu auch die Mitarbeitendenzufriedenheit durch internes wie externes Personalmarketing gehört, sollte im Jahre 2022 selbstverständlich sein. Denn genau wie sich der M&A-Markt derzeit krisenbedingt von einem Verkäufermarkt in einen Käufermarkt umwandelt, vollzieht sich eine ähnliche Transformation auf Beschäftigtenseite. Institutionelle Investor:innen und antizyklisch investierende Strateg:innen haben Interesse am Zukauf von Unternehmen. Doch nicht jeder Betrieb ist attraktiv, vor allem nach Schäden durch die Pandemie und Ukraine-Krise z.B. im Bereich Maschinenbau und Automobilzulieferer. Die Reaktion darauf ist ein Entgegenkommen und eine Risikominderung für die Käufer, beispielsweise durch Closing-Accounts bei der Kaufpreisermittlung, Gewährleistungen, Garantien oder an Zielgrößen geknüpfte Earn-out-/ MAC-Klauseln. So wie der Markt sich um seine Investor:innen kümmert, die nunmehr die taktangebende Größe sind, sollten Arbeitgebende auf ihre Angestellten und Bewerber:innen zugehen. Unter anderem durch betriebliche Krankenkassen, Fort- und Weiterbildungen sowie digitale und remote Lösungen schwimmen sie mit dem Strom und haben gute Chancen, Fachkräfte für sich gewinnen zu können.
Die Hoffnung ist, dass diese Bedürfnisse bei der bleibenden Belegschaft im Unternehmen abgefragt werden und dann auf der Agenda der Nachfolger:innen stehen werden.