**Der Vorstand der Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, äußert scharfe Kritik an der Einführung der elektronischen Patientenakte. Er bemängelt, dass das System nach jahrzehntelanger Vorbereitung und immensen Kosten enttäuschende Ergebnisse liefert und keinen nennenswerten Nutzen für chronisch kranke, pflegebedürftige und ältere Menschen bietet. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hingegen sieht das Potenzial, mit der Einführung Leben zu retten.**
Kritik an der elektronischen Patientenakte
Eugen Brysch, Vorstand der Stiftung Patientenschutz, äußerte sich kritisch zur neuen elektronischen Patientenakte (ePA). „Nach 20 Jahren Vorbereitung und Milliarden Euro Entwicklungskosten ist das Ergebnis für die Nutzer enttäuschend“, sagte Brysch der „Rheinischen Post“ (Freitagausgabe). Insbesondere für chronisch kranke, pflegebedürftige und ältere Menschen sieht er keinen Mehrwert, da Altbefunde nicht vorhanden seien.
Überlastung der Ärzte befürchtet
Brysch warnt außerdem vor der Überforderung der Ärzte durch die Fülle an medizinischen Informationen. „Schließlich ist die E-Akte nichts anderes als eine digital einsehbare Papiersammlung. Jedes Dokument muss gesichtet werden, um die für die Behandlung relevanten Fakten herauszufinden“, erklärte er. Kritisch sieht er auch, dass zum Start keine Künstliche Intelligenz zur Datenfilterung, -verknüpfung und -analyse eingesetzt werde. „Doch erst die Filterung, Verknüpfung und Analyse der Datenmengen bringen den entscheidenden Vorteil“, so Brysch.
Bedenken bei technikunerfahrenen Nutzern
Besorgt äußerte sich Brysch über technikunerfahrene Menschen, die von der Nutzung der ePA ausgeschlossen werden könnten. „Dazu zählen immerhin mehr als 20 Prozent der Über-65-Jährigen,“ bemerkte er. Auch diese Patientengruppe müsse die Möglichkeit haben, ihre E-Akte uneingeschränkt und effektiv nutzen zu können.
Die elektronische Patientenakte soll am 15. Januar in den Pilotregionen Franken, Hamburg und Nordrhein-Westfalen starten. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sprach am Donnerstag optimistisch über die Einführung und betonte, dass man schon bei der Einführung „Zehntausenden Menschen das Leben retten können“ werde. Diese Einschätzung hält Brysch jedoch für überzogen: „Wenn der Bundesgesundheitsminister behauptet, dass schon bei der Einführung zehntausenden Menschen das Leben gerettet wird, ist das vollkommen übertrieben“, entgegnete der Patientenschützer.
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