Das 39. Filmfest Osnabrück setzte auch in diesem Jahr wieder auf eindrucksvolle Filme, die aktuelle Krisen und gesellschaftliche Themen aufgreifen. Der Friedensfilmpreis, eine der prestigeträchtigsten Auszeichnungen des Festivals, ging an den Dokumentarfilm „Intercepted“ (dt. „Abgefangen“).
Kanadisch-französisch-ukrainische Koproduktion
Die kanadisch-französisch-ukrainische Koproduktion von Oksana Karpovych thematisiert auf erschütternde Weise die Verheerungen des Ukraine-Kriegs. Unaufgeregt, aber eindringlich zeigt Karpovych das Leiden der Zivilbevölkerung, während sie gleichzeitig abgehörte Telefongespräche russischer Soldaten einspielt. In diesen Gesprächen fallen verstörende Geständnisse über Gräueltaten, aber auch Zweifel am Sinn des Krieges – Antworten auf russischer Seite kommen jedoch in Form von Propagandalügen des Putin-Regimes.
Oksana Karpovych, selbst in Kiew geboren und in Kanada ausgebildet, ist keine Unbekannte in der Filmszene. Ihr erster Film „Don’t worry, the Doors will open“ (2019) wurde bereits auf zahlreichen Festivals gezeigt. Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine begleitete sie internationale Reporterteams und erlebte das Kampfgeschehen hautnah.
Dreiköpfige Jury entscheidet
Die Verleihung des mit 15.000 Euro dotierten Friedensfilmpreises, gestiftet von der Dieter-Fuchs-Stiftung, fand am Samstag im Rahmen des Festivals statt. Eine dreiköpfige Jury, bestehend aus der iranischen Filmemacherin Sarvnaz Alambeigi, der Kuratorin Katharina Franck und dem Cutter Lautaro Colace, entschied sich für „Intercepted“. In ihrer Begründung lobte die Jury die einzigartige Kombination von Bild und Ton, die sowohl die Entmenschlichung der Opfer als auch der Angreifer im Krieg offenlege. „Der Film gibt einen tiefen Einblick in die Komplexität und das Innenleben der Menschen, die von Invasion und Krieg betroffen sind“, hieß es weiter.
Publikumspreis verliehen
Auch das Publikum vergab Preise. Der Preis für den besten Kurzfilm, gestiftet vom Studierendenrat der Universität Osnabrück, ging an Joshua Neubert für „Granica“ (dt. „Grenze“). Der Film erzählt die Geschichte einer polnischen Hausfrau, die einem verletzten Mann an der belarussischen Grenze Hilfe anbietet, aber mit der brutalen Realität des Flüchtlingsdramas konfrontiert wird. Der Notdienst verweigert jede Unterstützung – ein Spiegel der humanitären Krise an den EU-Außengrenzen.
Ein weiterer Publikumspreis, dotiert mit 700 Euro und gestiftet vom Marketing Osnabrück, ging an die Komödie „Entropy“. Die Regisseure Bamdad Aghajani und Arian Navabi thematisieren darin die chaotischen Verwirrungen während des Online-Unterrichts. Aghajani, der in Teheran und Rom Filmregie studiert, nahm den Preis persönlich entgegen.
Filmpreis für Kinderrechte
Ein besonderes Augenmerk lag auch auf dem Filmpreis für Kinderrechte, vergeben von einer Jugendjury. Der Preis in Höhe von 2.000 Euro, gestiftet von der Stadt Osnabrück, ging an „Paradise Is Burning“, eine skandinavisch-italienische Koproduktion. Der Film erzählt die Geschichte von drei Mädchen, die ohne Mutter zurechtkommen müssen und einen Plan schmieden, um den Maßnahmen des Sozialamts zu entgehen. Stellvertretend für das Filmteam nahm die Darstellerin Bianca Delbravo, selbst bereits Preisträgerin, den Preis entgegen. Das 39. Filmfest Osnabrück endete am 6. Oktober mit der Aufführung des Jugenddramas „Bird“ von Andrea Arnold.