Das Ergebnis erstaunt: weniger Wohnungseinbruchsdiebstähle verzeichnet die heute vorgestellte Kriminalstatistik 2014 der Polizeiinspektion Osnabrück.
Fast 5% mehr Straftaten in 2014
Die Zahlen umfassen alle polizeilich bearbeiteten Straftaten, die im vergangenen Jahr in der Stadt und im Landkreis Osnabrück bekannt geworden sind. Danach ist die Zahl der Straftaten um 1.698 auf 36.153 Delikte und somit um 4,93 Prozent gestiegen. Das war der erste Anstieg der Kriminalität seit 2010. Demgegenüber stieg allerdings auch die Aufklärungsquote um 0,92 Prozent auf 57,43 Prozent.
Die häufigste Straftat: Diebstähle
Über 15.000mal waren Langfinger im letzten Jahr aktiv. Es gab Steigerungen bei bei den unterschiedlichsten Begehungsformen. So stieg die Zahl der Taschendiebstähle um 147 auf 756 Taten an. Diese Entwicklung ist auch auf die zunehmende Begehungsform des „Antanzens“ zurückzuführen. Dabei werden die Opfer des Nachts von mehreren Unbekannten vermeintlich freundlich angetanzt und dann bestohlen. Die zumeist alkoholisierten Geschädigten bemerken die Tat oftmals erst, wenn die Diebe über alle Berge sind. Steigerungen gab es auch bei den Ladendiebstählen (2014: 2329 Taten) sowie den Firmen- und Geschäftseinbrüchen (2014 : 1118 Taten). Herausragend in diesem Bereich war die Aufklärung einer Serie, die die Stadt, den Landkreis und das angrenzende NRW betraf. Einbruchsermittler haben dem Haupttäter insgesamt 31 Einbrüche mit einem Gesamtschaden von 170.000 Euro nachweisen können. Der 23jährige, die Mittäter und der Hehler wurden zu Freiheitsstrafen zwischen 1,5 und 4 Jahren verurteilt. Die Polizei klärte zudem eine weitere Serie von insgesamt 21 Taten auf. Der verantwortlichen Tätergruppe, bestehend aus acht Personen, wird vorgeworfen, in wechselnder Tatbeteiligung Einbruchsdiebstähle in der Stadt und im Landkreis begangen zu haben. Die Ermittlungen gegen die Einbrecher führten außerdem zur Aufklärung von zwei Raubüberfällen auf Tankstellen. Der entstandene Sachschaden belief sich auf ca. 60.000,- Euro.
Leichter Rückgang bei den Wohnungseinbrüchen
Die CDU im Osnabrücker Stadtrat befüchtete kürzlich erst eine Zunahme von Einbrüchen – die Statistik sagt etwas anderes: um 36 Fälle sank die Zahl der erfassten Wohnungseinbrüche auf 874 Taten. Auch hier lohnt sich ein Blick zurück. Im Jahr 2002 gab es noch über 1.200 Wohnungseinbrüche. Die Polizei betreibt gerade in diesem Diebstahlsbereich eine besonders intensive Präventionsarbeit. Ein Beamter ist beispielsweise speziell für die technische Prävention zuständig. Er berät Haus- und Wohnungseigentümer, wie man den Dieben mit Sicherungsmaßnahmen einen Einbruch erschweren kann. Viele Taten bleiben deshalb im Versuch stecken.
Abgenommen haben auch die Kraftfahrzeugdiebstähle, von denen es im letzten Jahr noch 230 gegeben hat (2010 : 384).
Zahl der Körperverletzungen nimmt ebenfalls ab
Es gab im letzten Jahr weniger Rohheitsdelikte als 2013. Unter Rohheitsdelikten werden Körperverletzungen, Raubstraftaten oder auch Freiheitsdelikte gefasst. In diesem für das Sicherheitsempfinden besonders sensiblen Bereich verzeichnet die Polizeiinspektion Osnabrück den niedrigsten Stand seit zehn Jahren. Die Zahl ist um 84 Delikte auf 4.395 Fälle zurückgegangen. Diese positive Tendenz lässt sich auch durch den Anstieg bei den Körperverletzungen um 26 Schlägereien auf 2.939 nicht trüben. Blickt man hier weiter zurück bis ins Jahr 2009, in dem es über 300 Taten mehr gab, wird das deutlich. Zudem wird derjenige, bei dem die Faust zu locker sitzt, mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 90 Prozent erwischt. Das beweist die hohe Aufklärungsquote von 90,75%.
Polizeibeamte werden vermehrt zu Opfern
Demgegenüber erschreckend ist die Zunahme der Straftaten, bei denen Polizeibeamte Opfer waren. Sowohl die Zahl der Widerstände gegen Vollstreckungsbeamte, die um 32 auf 146 anstieg, als auch die sonstigen Rohheitsdelikte bei denen Ordnungshüter (+ 13 auf 68) das Ziel von Straftätern waren, sind angestiegen. Nicht wiedergegeben wird dabei die Tatsache, dass die Intensität dieser Angriffe gestiegen ist. So wurden Polizisten nicht selten so verletzt, dass sie eine entsprechende Zeit nicht mehr dienstfähig waren. Als Beispiel sei hier der Angriff auf einen Polizeibeamten im letzten September in Wallenhorst genannt. Der betroffene 55jährige Beamte wurde mit einem Messer schwer verletzt. Zurzeit läuft der Prozess.
Einen Rückgang verzeichneten die Statistiker bei den Raubstraftaten. Sie sanken um 6,5 Prozent auf 315 Überfälle. Einen Grund hierfür kann man sicherlich in den intensiven und von der Polizei initiierten Präventionsmaßnahmen sehen. In Zusammenarbeit mit anderen Behörden und den Betreibern von Spielotheken wurden verschiedene Änderungen durchgesetzt mit denen Raubüberfälle erschwert oder unattraktiv werden sollen. So haben die jeweiligen Angestellten oftmals mehr keinen Zugriff auf das Wechselgeld. Das Wechseln übernimmt ein Automat. Der Räuber würde bei einem Überfall entsprechend leer ausgehen. Mithin lohnt sich ein Raub also nicht.
Vermögens- und Fälschungsdelikte
Von dem insgesamt zweitgrößten Straftatenkomplex werden Betrugsstraftaten, ein großer Bereich der Internetkriminalität und Urkundenfälschungen erfasst. Die Steigerung um 6,6 Prozent oder 437 Straftaten auf 7.049 Betrügereien ist überwiegend auf die Veränderungen beim Leistungskreditbetrug und den Waren/Warenkreditbetrügereien zurückzuführen.
Auch Internetkriminalität im Visier
Erfasst wird von den Straftaten im Zusammenhang mit Warenverkäufen unter anderem jeder Betrugsfall, bei dem über das Internet etwas bestellt und nicht bezahlt oder auch nicht geliefert wird. Michael Maßmann, Leiter der Polizeiinspektion Osnabrück, rechnet in Zukunft mit einer weiteren Steigerung in diesem Bereich: „Die Anonymität des Internets nutzen immer mehr Betrüger für Täuschungshandlungen.“
Bei den zur Betrugskriminalität zählenden Veruntreuungen machen sich die Ermittlungen gegen den Verleger eines Osnabrücker Anzeigenblattes bemerkbar. Dieser hatte in erheblichem Umfang sogenannte „Medienbriefe“ herausgegeben und nach eingetretener Zahlungsunfähigkeit die Anleger geschädigt. In erster Linie aufgrund dieses Großverfahrens gab es insgesamt 294 Untreuefälle.
Mehr Drogendelikte
Die Rauschgiftkriminalität hat zugenommen. Diesen Schluss müsste man ziehen, wenn man den Anstieg um 324 Fälle auf 1.816 Delikte im Zusammenhang mit Betäubungsmitteln sieht. Allerdings muss dabei berücksichtigt werden, dass diese Straftaten auch auf eine größere polizeiliche Aktivität in Form von Kontrollen zurückzuführen sind.
Häusliche Gewalt
Viele polizeilichen Einsätze erfolgen im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt. Im letzten Jahr wurden im Rahmen dieser Einsätze 927 und damit 20 Straftaten mehr als im Vorjahr aufgenommen. Die Bewältigung dieser Einsätze geht nicht selten einher mit Auseinandersetzungen mit den Gewalttätern. Erscheint die Polizei auf der Bildfläche, wird diese von den zumeist alkoholisierten Aggressoren als Feindbild ausgemacht. Entsprechend häufig kommt es nach der häuslichen Gewalt zu Angriffen auf Polizisten und Widerstandshandlungen. In der Regel erfolgt dann gegenüber dem Angreifer ein Platzverweis oder sogar eine Ingewahrsamnahme. Durch das Gewaltschutzgesetz aus dem Jahr 2002 und der daran anschließenden immer weiteren Entwicklung der Zusammenarbeit mit anderen Behörden und Hilfseinrichtungen, ist die Polizei aktiv an der Problembewältigung beteiligt. Neben der Vermittlung der Opfer an Hilfseinrichtungen, werden ebenso den Straftätern Hilfsmaßnahmen angeboten. Michael Maßmann:“Wir handeln hier pro-aktiv, weil es sich häufig um Wiederholungstäter handelt und gerade durch die gute Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen Straftaten verhindert und Opfern geholfen werden kann.“
Mehr als jeder 10. Täter ist besoffen!
Erwähnenswert sei noch, dass auch 2014 zahlreiche Straftäter alkoholisiert waren. Bei 20.764 aufgeklärten Straftaten konnte in 2573 Fällen Alkoholbeeinflussung nachgewiesen werden.
hp / PM PI OS