Dass Marketing Osnabrück (mO.) und die Schausteller des Frühjahrsjahrmarkts beim Thema „kein Feuerwerk“ zurückgerudert sind, zeigt wieder einmal, wieso (in Deutschland) kein Fortschritt gelingt. Denn wer Vorbildfunktionen nicht einnimmt, sondern bei kleinster Kritik den Kurs ändert, den kann man nicht ernst nehmen.
Ein Kommentar von Jasmin Schulte
Ich habe mich gefreut, als ich in der Pressemitteilung von Marketing Osnabrück gelesen habe, dass man als städtische Institution in diesem Jahr auf Feuerwerk verzichten möchte und einen neuen Weg ausprobieren möchte. „Mit gutem Beispiel voran“, war mein erster Gedanke. Lange hat diese Entscheidung aber nicht gehalten, bereits am Dienstag (28. März) – wenige Tage nach dem Start des Jahrmarkts an der Halle Gartlage – kündigten Plakate auf dem Gelände an, dass es am kommenden Freitag (31. März) wieder ein reguläres Feuerwerk gibt. Enttäuschend.
Diese Reaktion zeigt einmal mehr, warum Fortschritt so schwer ist. Natürlich müssen Schausteller ihr Überleben sichern – vor allem, weil sie gerade bedingt durch die Pandemie kämpfen mussten. Besucherinnen und Besucher seien enttäuscht von der Lasershow gewesen, außerdem wären viel weniger Menschen da gewesen. Sonst seien viele Osnabrückerinnen und Osnabrücker extra nur zum Feuerwerk gekommen. Ja, aber haben sie dann auch eine Limo, ungarische Spezialitäten wie Langos und gebrannte Mandeln gekauft? Ich lehne mich weit aus dem Fenster und denke eher nicht. Denn wer aktiv zum Jahrmarkt gehen will, der macht das auch – und nicht nur wegen eines Feuerwerks, das man vom Kalkhügel aus vermutlich besser sehen könnte. Außerdem war diese Testphase viel zu kurz und das schlechte Wetter gab sein Übriges zur Situation dazu.
Manchmal müssen „Traditionen“ aufgebrochen werden, um umweltfreundlichen Fortschritt zu ermöglichen, der zudem noch Tiere schützt und Unmengen an Müll verhindert. Denn wie möchte man im Dezember erklären, dass es feuerwerksfreie Zonen gibt oder dass Menschen am besten ganz auf Böller und Co. verzichten, wenn es noch nicht mal eine städtische Institution kann? Immerhin diesen Jahrmarkt hätte man das neue Konzept durchziehen können, denn der Mensch ist nun mal ein Gewohnheitstier und muss sich an neue Dinge erst einmal gewöhnen. Ich hätte mir an dieser Stelle einen längeren Atem und mehr Willensstärke gewünscht, schade.
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