Das Klinikum Osnabrück gehört zu den ersten Krankenhäusern in Deutschland, das Patienten, die einen künstlichen Hüft- oder Kniegelenksersatz bekommen, nach dem neuen „Rapid Recovery“-Verfahren behandelt. „Rapid Recovery“ bedeutet „rasche Genesung“ – das Konzept zielt darauf, Patienten nach dem Einsetzen eines künstlichen Gelenks dazu zu verhelfen, schneller und besser wieder auf die Beine zu kommen.
Wie Prof. Dr. Martin Engelhardt, der Chefarzt der Klinik für Orthopädie, Unfall- und Handchirurgie und Ärztliche Direktor des Klinikums Osnabrück, jetzt bei der Übergabe eines „Rapid Recovery“-Handbuchs erklärte, das den über zweijährigen Umstellungsprozess auf das neue Verfahren dokumentiert, können auf diese Weise behandelte Patienten nach einer solchen Operation ein Krankenhaus „früher und fitter“ wieder verlassen. Nach seinen Angaben geht die Verweildauer im Krankenhaus mit „Rapid Rcovery“ um ein ganzes Drittel von durchschnittlich zwölf auf acht Tage zurück. Und in der kürzeren Zeit gelingt es den Patienten, einen besseren Mobilisierungsgrad zu erreichen.
„Rapid Recovery“ setzt insbesondere auf eine frühere Mobilisierung nach der Operation (je nach Verfassung bereits 4 bis 6 Stunden nach dem Eingriff), eine genau abgestimmte und ebenfalls früher einsetzende Physiotherapie und vor allem auf eine bessere Informationen und aktive Beteiligung der Patienten. Ähnliche Behandlungskonzepte sind beispielsweise auch im Fachgebiet der Neurologie bekannt, kommen aber nach den Worten von Engelhardt bisher bei uns in der Orthopädie noch kaum zum Einsatz. Das Klinikum Osnabrück ist erst das 16. Krankenhaus in Deutschland und das erste in Niedersachsen, in dem Patienten, die einen künstlichen Hüft- oder Kniegelenksersatz bekommen, auf Wunsch damit behandelt werden können.
Um die „schnelle Genesung“ zu ermöglichen, wurde auf der Station 27 ein neuer Therapieraum eingerichtet, der für Einzel- und Gruppen-Bewegungstrainings sowie für Informations- und Beratungsangebote für die Patienten genutzt wird. Nach den Worten von Engelhardt wird bei „Rapid Recovery“ sozusagen schon vor der Operation mit der Mobilisierung und Rehabilitation begonnen: Die Patienten werden zu allen Aspekten des Gelenkersatzeingriffs regelrecht geschult, lernen den Anästhesisten, den Arzt, die Pfleger und die Therapeuten kennen und werden ermutigt, sich selbst aktiv zu beteiligen. Um besser motiviert zu sein, soll sogar ein Freund oder Verwandter als „Coach“ mitgebracht werden. Ein wichtiger Vorteil für die Patienten ist auch, dass die Rehabilitation und Anschlussbehandlungen bereits vorher mit ihnen geplant und Plätze für sie reserviert werden.
In Dänemark, England und anderen europäischen Ländern wird beim Einsetzen von künstlichen Hüft- oder Kniegelenken bereits erfolgreich mit „Rapid Recovery“ gearbeitet. „Wir haben uns das Konzept in Kopenhagen angesehen und dann in abgewandelter Form zu uns übertragen“, berichtete Engelhardt, der darauf hinwies, dass zwölf Arbeitsgruppen aus allen Bereichen, die mit der Behandlung dieser Patienten befasst sind, daran mitgearbeitet haben, das Verfahren einzuführen. „Die Schwierigkeit lag vor allem darin, aus den bekannten Bausteinen für eine erfolgreiche Behandlung ein strukturiertes Konzept zu machen, das sich jederzeit einsetzen lässt“, erklärte der Arzt dem auch das jüngste Focus-Ranking gerade wieder attestiert hat, dass er zu den besten Orthopäden in Deutschland gehört.