Es geht um alles oder nichts: Hasepost-Fußballreporter Hermann Schmidt sondiert die Lage vor dem Auswärtsspiel des VfL Osnabrück beim Tabellenletzten Würzburger Kickers.
Wenn der VfL Osnabrück am Samstag (8. Mai 2021) zum Auswärtsspiel gegen den Tabellenletzten der 2. Bundesliga anreist, geht er einen schweren Gang, begleitet von einem Trommelfeuer in Medien und sozialen Netzwerken, das nicht an der Hase sondern an der Elbe ausgelöst wurde: Nachdem der einstige Erfolgstrainer der Lila-Weißen, Daniel Thioune, beim HSV aufgrund einer sieglosen Serie in der Hansestadt demissionieren musste, wurde ihm zeitgleich von vielen Teilen der VfL- Fans der Status eines Heilandes verliehen. Für manche unter den lila-weißen Anhängern ist er der Einzige, der durch Ablösung von Markus Feldhoff den drohenden Abstieg vermeiden könnte.
Thioune keine akute Lösung
Andere Beobachter des Geschehens an der Bremer Brücke und in den zuschauerlosen Stadien der Republik bezweifeln, dass ein Mann, der das anhaltende Tohuwabohu am Volkspark gerade einmal hinter sich gelassen hat, die desolate Lage des VfL im Handstreich beseitigen kann. Auch ein noch so herausragender Trainer kann nicht innerhalb von Stunden oder wenigen Tagen das geradebiegen, was andere vermasselt haben. Markus Feldhoff war und ist um seine Aufgabe wahrlich nicht zu beneiden. Ihn für die aktuelle Situation verantwortlich machen zu wollen greift zu kurz und ist ungerecht. Jeder Trainer muss mit den Spielern und der Gemütsverfassung und den Fähigkeiten der Akteure klarkommen, die er vorfindet. Und das würde auch für Daniel Thioune gelten. Auf lange Sicht kann ein derartiges Unterfangen wie die Forderung der Fans nach dem Retter Früchte tragen, kurzfristig wohl kaum.
Würzburg muss gewonnen werden
So bleibt für den VfL, mit welchem Trainer auch immer, nur das Klammern an den Strohhalm: Und das ist im nächsten Schritt ein Sieg in Würzburg. Was danach noch möglich ist, wird man sehen. Der VfL Osnabrück kann durch einen Sieg bei den Würzburger Kickers mit Eintracht Braunschweig (derzeit Relegationsplatz) gleichziehen, wenn die Braunschweiger am Samstag in Düsseldorf verlieren. Der SV Sandhausen hat das Nachholspiel in Kiel verloren. Verlieren die Nordbadener auch ihr Spiel am Wochenende in Heidenheim, und gewinnt der VfL in Würzburg, dann rückt Lila-Weiß bis auf einen Punkt an den Platz über dem Strich (z.Zt. SV Sandhausen) heran. Es muss also unter allen Umständen in Würzburg gewonnen werden, sonst ist alles nichts.
Wunder, wenn sich der VfL noch rettet
Selbst wenn der VfL tatsächlich in Würzburg siegen würde, sind die restlichen beiden Aufgaben gegen den HSV an der Bremer Brücke und bei Erzgebirge Aue so schwer, dass es einem Wunder gleichkäme, wenn sich der VfL Osnabrück noch retten könnte. Unmöglich ist das nicht: Mit Ralf Santelli haben die Würzburger Kickers den vierten Trainer in der laufenden Saison aufgeboten. Ihm stehen mit Ausnahme von Mittelfeldspieler Robert Herrmann alle Akteure zur Verfügung. In den letzten sechs Spielen verzeichneten die Mainstädter einen Sieg (Hannover 96), zwei Unentschieden (KSC, 1.FC Nürnberg) und drei Niederlagen (Darmstadt 98, FC St. Pauli, SV Sandhausen). In der Rückrundentabelle steht Würzburg auf Platz 17 (12 Punkte), der VfL mit 5 Punkten auf Platz 18.
Nicht aller Tage Abend
VfL-Trainer Markus Feldhoff muss in Würzburg auf den gelbgesperrten Bryan Henning verzichten, Luc Ihorst steht infolge einer Leistenoperation nicht zur Verfügung. Verliert der VfL in Würzburg, dann scheint der Gang in die 3.Liga unausweichlich, weil sich die psychologische Ausgangslage für die folgenden Begegnungen gegen den HSV und Aue noch einmal verschärft. Aber noch ist nicht aller Tage Abend.
Symbolbild: Tor