Der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, äußert Kritik an der aktuell ausgestalteten Kindergrundsicherung, sieht aber Optimierungspotential für die Zukunft.
Kindergrundsicherung bietet keine direkte Verbesserung
Laut Fratzscher bietet die aktuelle Kindergrundsicherung wenig direkte Verbesserung für Kinder in Armut. “Was mich wirklich frustriert ist, dass die Grundsicherung, so wie sie jetzt ausgestaltet ist, für die meisten armutsbetroffenen Kinder erst einmal keine Verbesserung bedeutet”, sagte Fratzscher dem “Redaktionsnetzwerk Deutschland”. Er sieht allerdings in der Grundsicherung ein effektives Instrument, das die Leistungszusammenführung für betroffene Eltern erleichtern und so einen Regimewechsel bringen könnte.
Zukunftsaussichten und Kritik
Trotz aktueller Kritik ist Fratzscher optimistisch hinsichtlich der zukünftigen Leistungen für Kinder in Armut. “In vier Jahren werden wir eine Kindergrundsicherung haben, die von einem Volumen bei deutlich über 10 Milliarden Euro liegen wird”, prognostiziert der Ökonom.
Auf die Kritik, dass das Geld der Kindergrundsicherung nicht bei den Kindern, sondern bei den Eltern landen könnte, entgegnete Fratzscher: “Es zeugt schon von extrem viel Zynismus, wenn man unterstellt, die Eltern wollten nicht das Beste für ihr Kind und würden gar das Geld für Trinken oder für Zigaretten oder für eigene Bedürfnisse nutzen. Ein Vorwurf, der übrigens auch von den Daten widerlegt wird.”
Arbeitsmarktchancen keine Alternative zur Kindergrundsicherung
Gegen das Argument, statt auf die Kindergrundsicherung zu setzen, mehr Arbeitsmarktchancen schaffen zu wollen, spricht sich Fratzscher explizit aus. Er sieht in solchen Aussagen ein Ablenkungsmanöver und ein fehlendes Verständnis für die Realität von Kinderarmut. “Letztlich ist das ein Ablenkungsmanöver, das offenbart, dass jemand nicht versteht, was Kinderarmut wirklich bedeutet und welchen Schaden sie anrichtet”, so der DIW-Chef.