Seit 2009 ist das selbstverwaltete Zentrum SubstAnZ an der Frankenstraße in Osnabrück eine feste Größe in der kulturellen Landschaft der Stadt. Mit über 700 Veranstaltungen von Künstlerinnen und Künstlern aus aller Welt, Partys, Ausstellungen, Vorträgen, Lesungen und Workshops hat es sich als ein Ort für vielfältige Kultur und emanzipatorische linke Politik etabliert. Doch nun steht das SubstAnZ vor einer existenziellen Bedrohung: Der Mietvertrag wird nicht verlängert.
Kommerz auf Kosten des unkommerziellen Zentrums?
Die Eigentümer des Gebäudes, die auch das umliegende Areal kontrollieren, haben offenbar andere Pläne. Sie beabsichtigen, das Grundstück weiter zu kommerzialisieren und mehr gewinnbringende Clubs und Veranstaltungsorte zu etablieren – auf Kosten des SubstAnZ und seiner unkommerziellen, basisdemokratischen Kultur. So zumindest lautet der Vorwurf des selbstverwalteten Zentrums in einer am Montag (22.04.) versandten Pressemitteilung. „Unser Ziel ist es, einen Raum für nichtkommerzielle Kultur und politisches Engagement zu erhalten“, erklärt SubstAnZ-Pressesprecherin Marina Baum. Seit Februar 2024 protestiert das Zentrum gegen seine drohende Schließung und plant, am Dienstag (23.04.) während der Ratssitzung vor dem Rathaus zu demonstrieren.
Das fordert SubstAnZ von der Stadt
Das SubstAnZ hebt die Bedeutung solcher Räume für eine offene Stadtgesellschaft hervor, die fernab von Konsumzwang und Bevormundung existiert. Es fordert die Stadt Osnabrück auf, ihre Verantwortung wahrzunehmen und sich für den Erhalt des Zentrums einzusetzen. Dabei wird auch Kritik an vergangenen Versäumnissen der Stadtverwaltung laut, wie etwa beim Lokviertel am alten Güterbahnhof oder dem alten Finanzamt an der Hannoverschen Straße. Konkret verlangt das SubstAnZ vom Stadtrat ein Bekenntnis zur Verantwortung gegenüber allen Bürgerinnen und Bürgern und zur Anerkennung der Notwendigkeit selbstverwalteter Räume, insbesondere des SubstAnZ. Weiter wird eine verstärkte Unterstützung bei der Suche nach neuen Räumlichkeiten, einschließlich einer unbürokratischen Prüfung städtischer Liegenschaften und aktiver Bemühungen um Objekte für nichtkommerzielle Projekte gefordert. Außerdem soll das Zentrum finanziell für neue Räume unterstützt werden – „ohne Bedingungen oder Einflussnahme“, wie es in der Mitteilung handelt.