Nachgezählt hat wohl niemand, aber Stadtbaurat Frank Otte hatte bei der letzten Sitzung des städtischen Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt ein Mantra, das er gerne und mehrfach wiederholte um sich und den Siegerentwurf für den Umbau des Schlossgartens zu legitimieren: Anlieger wie die Stadthalle, das Ratsgymnasium und auch die Studierenden der Universität wären an der umstrittenen Entscheidung für den Schlossgarten-Umbau beteiligt gewesen.
Wirklich? Wirklich beteiligt, oder doch nur schmückendes Beiwerk?
Von Seiten des AStA der Uni wurde diese behauptete Legitimation des Preisgerichts nun ins Wanken gebracht. Die Forderung der Vertreter der Studierenden, also der Gruppe, die zu den eifrigsten Nutzern des Schlossgartens gehört, ist eindeutig: Die Entscheidung soll überdacht werden.
Schreiben auch an Ratsfraktionen gerichtet
Der AStA der Universität weißt in dem Schreiben, das unsere Redaktion am Mittwochvormittag erhielt, darauf hin, „dass der Schlossgarten auch ein beliebter Ort für junge Menschen und Studierende ist, deren Belange daher in dieser Angelegenheit nicht unwichtig sind. Der Schlossgarten ist zusätzlich dazu aber ein Ort der Erholung, welcher von unterschiedlichsten Menschen genutzt wird, die in Osnabrück ein kleines Fleckchen Grün in der Innenstadt suchen. Insofern ist es gut und richtig, dass auch ein Vertreter des AStAs als beratendes Mitglied zum Wettbewerb eingeladen wurde, um aus Perspektive der Studis beratend Einfluss nehmen zu können.
Preisgericht interessierte sich nicht für Meinung der Studierenden
Jener Vertreter musste nur leider feststellen, dass die Meinung der Studierendenschaft nicht wirklich von Wert war. Der gesamte Wettbewerb schien sehr intransparent. So wurde der Vertreter zum Beispiel lediglich von einem Teilnehmenden des Wettbewerbes – aber nie wirklich vom Preisgericht – nach der studentischen Sichtweise gefragt. In Fällen in denen der Vertreter des AStAs versuchte Stellung zu beziehen, was an und für sich schon schwer war, da Diskussionen meist unter denselben konspirativ-anmutenden Personen getätigt wurden, hatte dieser eher das Gefühl, belächelt statt ernst genommen zu werden. Ein wichtiges Interesse des Vertreters der Studierendenschaft war, die zur Verfügung stehende Grünfläche keinesfalls zu verkleinern. Ein wichtiger Punkt, der nun Teil der Debatte um den Siegerentwurf ist.
Auch Studierende bezweifeln „mehr“ an Grünfläche
Von Seiten der Stadt heißt es, dass im Enddefekt nicht weniger, sondern mehr Grünflächen nach der Durchsetzung geschaffen werden. Dies wirkt jedoch aus Sicht des AStAs utopisch. Werfen wir einen Blick auf den Entwurf des Büro POLA: als erstes fällt hier die Umgestaltung des Parterres auf. Ein gepflasterter Platz mit großem Brunnen und umrandet von drei langen Sitzbänken soll das neue Herzstück des Schlossgartens werden. Eingefasst von bepflanzten Beeten, um den „gärtnerischen Charakter“ beizubehalten. Das soll dann schick aussehen. Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, aber wie sieht es mit der Nutzungsmöglichkeit für Studierende und Osnabrücker BürgerInnen aus?
Weiterlesen: Frank Otte behauptet zusätzliche Grünfläche
Aktuell bietet die Grünfläche mit den Blumenbeeten, welche etwa ein Viertel der Hauptfläche ausmachen, einen schönen Anblick der zum Sitzen und Zusammensein einlädt. Dies wird von vielen Menschen an warmen Sommertagen gerne genutzt. Diese sollen nun auf Steinbänke verwiesen werden, welche so bequem und trostlos anmuten, als säße man an irgendeiner Bushaltestelle. Auf die Hauptwiese auszuweichen ist nur bedingt möglich, da diese häufig schon überbelegt ist. Wo ist also dieses „mehr“ an Grünfläche hin? Der Entwurf lässt den hinteren Teil unberührt. Zu den Seiten des Parterres soll der Spielplatz eingerichtet werden. Zweigeteilt: einen für die kleinen Kinder und einen für uns große Kinder. Schaut man genau hin stellt man fest, dass der eine Kunstrasen und der andere einen Kunststoffbelag bekommen soll. Grünfläche? Fehlanzeige! Was bleibt sind die Grünflächen zwischen Stadthalle und Schloss. Diese sollen also für „mehr“ Fläche sorgen. Nachgemessen haben wir noch nicht, trotzdem stellen wir diese Aussage hier entschieden in Frage! Hier zeigt sich noch eine weitere Schwäche des Entwurfs. Mit Blick auf die ohnehin schon hohe Auslastung der Schlossgartenwiese wäre eine Einbindung dieser Flächen wünschenswert gewesen. Im Gewinnerentwurf ist hingegen eine Abgrenzung vollzogen worden.
Warum ist die Stadt so „vernarrt“ auf einen Brunnen?
Fraglich ist auch, warum die Stadt so vernarrt auf einen prestigeträchtigen Brunnen „als Neuinterpretation des Barockgartens“ ist, wie er in der Broschüre des Wettbewerbes beschrieben wird. Mit Blick auf den Neumarkt, welchen einst auch Wasserspiele zieren sollten, kann jedem da nur Angst und Bange werden, erinnert dieser doch inzwischen eher an einen heruntergekommenen Kirmesplatz, als an einen einladenden Angelpunkt der Stadt. Die Befürchtung einer ästhetischen Missbildung des Schlossgarten ist nicht unbegründet, unter Anbetracht dessen, dass nun schon mehrere Jahre und Etappen für die Umsetzung vorgesehen werden.
Hier direkt den Plan mit dem IST-Zustand vergleichen
(einfach Schieberegler über der Grafik verschieben):
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„Ein Schein von Demokratie und Bürgermitsprache“
Zusammenfassend ist festzustellen, dass die Wünsche der Studierendenschaft im Fall des Schlossgarten den Mitgliedern des Preisgerichtes egal waren. Es wurde ein Schein von Demokratie und Bürgermitsprache aufgebaut, unterm Strich ging es aber um politische Interessen und Prestige. Aus Sicht des AStAs würde die geplante Umgestaltung des Schlossgartens erhebliche Auswirkungen auf diesen als wichtigen sozialen Treffpunkt der Studierendenschaft haben. Dadurch wird auch direkt die Attraktivität der Stadt Osnabrück als Studienort in Mitleidenschaft gezogen.“
Die Vertreter der Studierenden schließen Ihr auch an die Ratsfraktionen gerichtetes Schreiben mit einer deutlichen Aufforderung: „Deswegen raten wir dringend, die Umgestaltung nochmals zu überdenken.“