Im Zuge des Jubiläumsjahres verhüllt der Aktionskünstler Ibrahim Mahama im Juli das zukünftige Osnabrücker Ding. Der Ghanaer will damit auf die sozio-ökonomischen Auswirkungen des Welthandels auf sein Geburtsland aufmerksam machen.
Thematisch zeichnet Mahama die historischen Handelsrouten zwischen Osnabrück und dem afrikanischen Kontinent nach. Die vorausgegangenen historischen Ereignisse wirken sich noch heute auf die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung Ghanas aus. Die Objektkunst mündet in einer Gebäudeverhüllung des ehemaligen Galeria Kaufhof-Gebäudes am Osnabrücker Neumarkt. Mahama gilt als international renommierter Künstler, der bereits an der Venedig Biennale und der documenta in Kassel und Athen teilnahm. Um das derzeit noch leerstehende Gebäude zu verhüllen, nutzt er Jutesäcke, die als materielles Symbol der “kapitalistischen Weltwirtschaft” dienen sollen. In Jutesäcken wurden Kolonialwaren wie Kakao, Kaffee oder Tee gehandelt.
Leinenstoff thematisiert Sklavenhandel
Die Frage nach der historischen Verantwortung betrifft auch den Raum Osnabrück. Dieser war ab dem 14. Jahrhundert eine der wichtigsten Textilproduktionsregionen Westfalens, unter anderem für Leinengewebe. Der Leinenstoff wurde als Tauschmittel für Sklaven verwendet und auch für die Kleidung der Zwangsarbeitenden genutzt. Die Zeit des Westfälischen Friedens ist die Zeit, in dem der koloniale Warenhandel langsam Fahrt aufnahm. Das Ausstellungs- und Forschungsprojekt „TRANSFER(S)“ beteiligt sich sowohl am künstlerischen als auch am gesellschaftlichen Prozess zum Kunstprojekt. Als Zeichen für die globalisierte Vernetzung findet gleichzeitig eine dazugehörige Veranstaltung in Tamale (Ghana) statt.
Neben dem Jubiläum zum Westfälischen Frieden feiert auch die Kunsthalle am 8. Juli ihr 30-jähriges Bestehen. Während des Jubiläums ist der dortige Eintritt zu den Ausstellungen und Veranstaltungen weitestgehend frei.