Bereits seit Juli 2018 informieren sogenannte „Intel Officer“ im Raum Niedersachsen die Polizei über wichtige Echtzeitinformationen aus öffentlich zugänglichen Datensätzen des Internets und sozialer Netzwerke. Am 17. Juli 2019 besuchte der niedersächsische Minister für Inneres und Sport Boris Pistorius die kooperative Regionalleitstelle in Osnabrück, in der Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst gemeinsam arbeiten, um dieses Projekt Revue passieren zu lassen.
„Die Kommunikation hat sich in den vergangenen 20 Jahren durch die Digitalisierung so intensiv verändert, wie vielleicht noch nie zuvor. Jeder Mensch kann jederzeit live von überall aus der Welt berichten, das konnten bis vor wenigen Jahren höchstens hochtechnisierte TV-Sender. Hier setzen die „Intel Officer“ in den Leitstellen Hannover, Braunschweig und Osnabrück mit ihren Recherchen im Rund-um-die-Uhr-Dienst an. Natürlich vor allem deshalb, weil unsere Einsatzkräfte auf der Straße besonderen Risken ausgesetzt sind, etwa durch Übergriffe und Gewalt. Niedersachsen ist dabei Vorreiter auf diesem Gebiet in Deutschland“, erzählt Pistorius und spricht damit die Vorteile der Einstellung von Intel Officern an. Durch die Recherche von einsatzrelevanten Informationen über das Internet und diverse soziale Netzwerke, wie etwa Facebook und Instagram, ist es den Einsatzkräften möglich Situationen besser einzuschätzen und dadurch die Einsatzrisiken zu minimieren. Facebook ist dabei meist die erste Recherchequelle, wie Intel Officer Verena Wirkenborg erzählt.
Einsatzunterstützende Hinweise aus sozialen Netzwerken
Die dabei gewonnen Daten sind öffentlich zugänglich und werden zu einem bestimmten Ereignis erhoben, was bedeutet, dass diese nach dem Einsatz gelöscht werden. So werden etwa Bestandsdaten aus sozialen Netzwerken bei den jeweiligen Betreibern angefragt. Durch die direkte Zusammenarbeit der Intel Officer und der Notrufannahme erfolgt im optimalen Fall innerhalb von 15 Minuten ein Austausch mit den Einsatzkräften. Vor allem ist die Aktualität der Informationen hervorzuheben, durch die etwa die Identifikation von Personen erleichtert wird. In 82% der Fälle konnten einsatzunterstützende Hinweise durch die Intel Officer gefunden werden. Das Bestehen der Intel Officer habe auch das Notrufverfahren verändert, berichtet der Kriminaloberkommissar Jorge Liening-Ewert. Demnach gingen bereits Notrufe ein, bei denen von den Anrufern direkt Facebook-Profilinformationen über die betreffenden Personen benannt wurden.
Osnabrück als Vorreiter
Durch die positive Rückmeldung, auch Seitens der Einsatzkräfte, soll das Projekt auch weiter am Laufen gehalten werden. Die Polizeidirektion in Osnabrück übernimmt hierbei zusätzlich die die Funktion der landesweiten Koordinierungsstelle, die eine einheitliche Aus- und Weiterbildung der Intel Officer gewährleistet. So ist die Osnabrücker Dienststelle bundesweit Vorreiter in Bezug auf diese Einsatzmethode. „Wir sind die ersten, die es verstetigen“ teilt der niedersächsische Minister für Inneres und Sport mit.
Unterstützende Hinweise – Rund um die Uhr
Bereits seit Juli 2018 läuft das Projekt „Sicherheit im Einsatz durch Open-Source-Intelligence“, wobei zunächst nur von zwei Intel Officern, Jorge Liening-Ewert und Benjamin Hartmann, einsatzrelevante Daten im Internet recherchiert wurden. Im März 2019 wurde das Team auf insgesamt 13 Personen erweitert, die der Polizei, der Feuerwehr und dem Rettungsdienst rund um die Uhr hilfreiche Hinweise übermitteln.