Das Christliche Kinderhospital Osnabrück (CKO) baut ein Reanimationszentrum für Frühgeborene auf. Kernstück des Zentrums ist Paul, ein Frühchen-Simulator, der Ärzteteams künftig besser auf Frühgeburten vorbereiten soll. Profitieren soll nicht nur das CKO.
Im vergangenen Jahr erblickten im CKO insgesamt 49 Babys mit einem Gewicht von unter 1.250 Gramm das Licht der Welt – eine für ein Reanimationszentrum verhältnismäßig hohe Zahl. Gemessen an der Anzahl aller Geburten sei diese Zahl dennoch sehr gering, erklärt Michael Richter, Geschäftsführer des CKO. Auch aufgrund der wenigen praktischen Übungsmöglichkeiten sind die Frühgeburten dabei auch für erfahrene Ärzteteams eine große Herausforderung. Alle Handgriffe müssen präzise aufeinander abgestimmt sein und lebenswichtige Entscheidungen binnen weniger Sekunden getroffen werden. „Daher ist es für uns umso wichtiger, dass das gesamte Team auf das seltene Phänomen vorbereitet ist.“
Paul soll auf den Ernstfall vorbereiten
Um künftig besser proben zu können, baut das CKO derzeit ein Reanimationszentrum für Frühgeborene auf. In Zukunft sollen dort nicht nur Ärzteteams des Osnabrücker Zentrums besser vorbereitet werden, sondern Teams aus der ganzen Region. Kernstück des Zentrums ist ein Frühchen-Simulator, der auf den Namen Paul hört. Paul ist eine 35 Zentimeter große und 1.000 Gramm schwere Puppe – Maße, die einem Frühchen der 27. Schwangerschaftswoche, also mehr als drei Monate zu früh geboren, entsprechen.
„Im Rahmen einer Frühgeburt kommt es oft zu verschiedenen Begleiterkrankungen. Paul soll künftig dabei helfen, diese Fälle durchzutrainieren“, erklärt Richter den Nutzwert der Puppe. „Paul gibt uns die Möglichkeit, permanent die Erstversorgung oder den Fall der Wiederbelebung zu proben. So können wir mehrere Szenarien simulieren und die bestmögliche Versorgung im Ernstfall gewährleisten“, ergänzt CKO-Chefarzt Dr. Florian Ulrichs. Dem Ärzteteam stehen dazu insgesamt drei Bildschirme zur Verfügung – auf zweien wird der Zustand des Frühchens überwacht, auf dem weiteren kann beispielsweise simuliert werden wie ein Frühchen auf Medikamente reagiert. Teil des Simulators ist zudem ein Stethoskop, das zu erkennen gibt, wie sich ein Herz in verschiedenen Szenarien anhört.
Positives Feedback schon vor dem ersten Training
Eine Einweisung der CKO-Teams und erste Trainings stehen zwar noch aus, dennoch zieht Ulrichs bereits ein positives Feedback: „In der Handhabung fühlt sich die Puppe sehr realistisch an.“ In Deutschland sind bisher nur wenige solcher Puppen im Einsatz. „Im Norden sind wir soweit das einzige Zentrum mit einer Puppe, als nächstes kommt Köln. Auch das Universitätsklinikum in Münster hat eine Puppe bestellt, aber noch nicht erhalten“, weiß Ulrichs.
Friedel & Gisela Bohnenkamp-Stiftung übernimmt Kosten
Finanziert wurde Paul durch die Friedel & Gisela Bohnenkamp-Stiftung, die neben den Beschaffungskosten von 50.000 Euro auch langfristige Wartungskosten in Höhe von 14.000 Euro zur Verfügung stellt. Damit seien abgesehen von den Schulungskosten alle Kosten für die nächsten Jahre abgedeckt, dankte Ulrichs. „Mit Paul kommt modernste Technik zum Einsatz, die eine bestmögliche berufliche Bildung in Osnabrück ermöglicht“, begründet Stiftung-Geschäftsführer Michael Prior die Übernahme der Kosten. Ein weiterer Aspekt sei gewesen, dass nicht nur CKO-intern geschult wird, sondern auch überregional.
Übrigens: Paul hat auch eine große Schwester. An Emily können Ärzteteams auf gleiche Weise Ernstfälle bei größeren Kindern proben.