Kaum zu glauben, aber was heute noch aussieht wie eine frisch umgegrabene Waldlichtung, soll schon bald die neue Heimat der kanadischen Waldmurmeltiere werden, die zusammen mit einigen anderen nordamerikanischen Wild- und Waldbewohner den zweiten teil der Nordamerika-Landschaft „Manitoba“ besiedeln sollen.
Beim Ortstermin oben auf dem Schölerberg waren sich alle Beteiligten sicher: Das Jahr 2018 wird geprägt von vielen Neubewohnern und einer sukzessiven Freigabe der noch im Bau befindlichen Landschaftsteile, die dann vor allem in Kanada heimische Wildtiere aufnehmen werden.
Nachdem im Herbst 2017 der erste, 3 Hektar große Teil der Nordamerika-Landschaft fertig gestellt worden war und Waldbisons, Schwarzbären sowie Hudson-Bay-Wölfe eingezogen sind, laufen nun in dem zweiten, 0,5 Hektar großen Bereich die letzten Bauarbeiten. Im Sommer, wann genau steht noch nicht fest, sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.
Tiere kommen aus Nachzucht, nicht aus der Wildnis
Angelika Mösche, Bauleiterin des Büro Drecker, berichtet: „Die Biberburg und das Wasserbecken für die Biber sowie die Zaunanlagen der anderen Kleintiergehege sind zu 80 Prozent fertig gestellt. Der Rohbau des Technikgebäudes und des Baumstachlerstalls stehen, ebenso die Schnee-Eulen-Scheune. Die Gehegeflächen sind vormodelliert und die Besucherwege sind im Unterbau fertig.“ Bis zu den Sommerferien werden die Bauarbeiten in der insgesamt 3,5 Millionen Euro teuren Tierwelt voraussichtlich fertig gestellt sein. Ein besonderes Besucherhighlight werde sicherlich die Biberburg werden, so Zooinspektor Hans-Jürgen Schröder. Parallel laufen die Gespräche für die neuen Bewohner, wie der zuständige Kurator Tobias Klumpe erläutert: „Wir sprechen mit Kollegen in anderen europäischen sowie kanadischen Zoos, um die neuen Tiere zu bekommen. In die insgesamt sechs neuen Anlagen sollen Baumstachler, Stinktiere, Kanadische Biber und Murmeltiere neu einziehen. Von unseren bisherigen Tierarten ziehen die Schnee-Eulen, Polarfüchse und Bartkauze nach Manitoba.“ Allerdings könne es immer noch mal Veränderungen bei Tierarten geben, da dafür zum Teil in anderen Zoos erfolgreich Nachwuchs großgezogen werden muss, ergänzte Zoodirektor Prof. Michael Böer. Voraussichtlich werden die Tiere nach und nach einziehen, so dass die Besucher ab dem Sommer bereits einige Tiere im zweiten Teil von „Manitoba“ entdecken können. Bis zum Herbst soll „Manitoba“ dann komplett sein.
Über 1 Million Besucher im Jahr 2017
Rund 1.020.000 Besucher sind im Jahr 2017 in den Zoo Osnabrück gekommen und damit so viele wie im Jahr zuvor. Trotz leicht gestiegener Einnahmen ist die Finanzsituation aufgrund anstehender notwendiger Gehegeverbesserungen weiterhin angespannt, berichtet Zoogeschäftsführer Andreas Busemann bei der Bilanzvorstellung, die im Vorfeld der Baustellenbegehung stattfand.
„Wir freuen uns sehr, dass wir die Besuchszahlen halten konnten, das Wetter war nämlich im letzten Jahr häufig recht nass und kühl für einen Zoobesuch“, so Busemann rückblickend. „Sicherlich ist das auch unseren neuen Veranstaltungsformaten wie den ‚Zoo-Lights‘ und ‚Halloween‘ zu verdanken.“
Zoo setzt auf Jahreskarten-Inhaber
Rund die Hälfte der Besucher kamen im vergangenen Jahr mit einer Jahreskarte in den Zoo. Bei den Einnahmen durch Eintrittserlöse konnte sich der Zoo um sieben Prozent steigern, wie der Geschäftsführer berichtet: „Im vorletzten Jahr haben wir 5.380.000 Euro eingenommen, im letzten Jahr erzielten wir Einnahmen von 5.750.000 Euro. Davon ist ein Drittel durch Jahreskarten zustande gekommen, zwei Drittel durch Tageskarten.“ Insgesamt verlief das Jahr 2017 leicht besser als geplant mit etwas über 400.000 Euro Mehreinnahmen, geplant waren 350.000 Euro. „Allerdings haben wir Abschreibungen in Höhe von 900.000 Euro, wodurch sich ein Bilanzverlust von 500.000 Euro ergibt, der in dieser Höhe auch geplant war.“ Die Erlöse insgesamt betrugen 7,6 Millionen Euro, darin enthalten sind die Eintrittserlöse mit 75 Prozent, die Sponsoring-Gelder mit 11 Prozent oder Spenden mit 5 Prozent. Dagegen stehen die Aufwendungen ohne Abschreibungen in Höhe von 7,2 Millionen Euro. Der größte Posten sind mit 57 Prozent die Personalkosten.
Weitere Bauprojekte sind geplant
Insgesamt werde die Finanzierung immer komplizierter, so Busemann: „Der Cash-Flow von 400.000 Euro reicht nicht für die wichtigsten Investitionen, die wir noch machen müssen, um die Tierhaltung in allen Bereichen auf den aktuellsten Stand zu bringen. Deshalb müssen wir diese Bauprojekte immer in Kombination von Krediten und Fundraisingaktionen angehen. In der Vergangenheit haben wir ja schon mit der Aktion ‚Wir für Buschi‘ sowie aktuell mit ‚Löwen für Löwen‘ Geld gesammelt.“ Die schwierige und besondere Situation des Zoos werde sehr deutlich, wenn man einen Blick auf die Nachbarzoos werfe, wie Busemann erläutert: „Münster erhält zurzeit fast vier Millionen Euro kommunalen Zuschuss für den Betrieb des Zoos und zusätzlich soll es einen weiteren Zuschuss für notwendige Investitionen in Millionenhöhe geben. Hannover erhält derzeit 3 Millionen Euro Zuschuss pro Jahr plus 35 Millionen Euro für den Masterplan mit weiteren Umbauten.“ Dagegen erhalte Osnabrück nur 0,7 Millionen Euro, wobei darin der laufende Zuschuss nur 83.000 Euro betrage, da der Rest zum Kreditabbau für die in den vergangenen Jahren realisierten Tierwelten genutzt werde.
Schwerpunkte 2018: Manitoba, Veranstaltungen und Finanzbeirat
Um das enge Budget des Zoos etwas aufzufüllen, wird der Zoo auch 2018 viele Veranstaltungen anbieten, damit zusätzliche Einnahmen für die Tiere zusammenkommen: „Wir wollen auf jeden Fall mit den ‚Zoo-Lights‘ den Schölerberg im Herbst wieder erleuchten und werden dafür das Konzept mit zusätzlichen Künstlern an den Wochenenden sowie mit einer Laternenwoche zum Abschluss weiter entwickeln. Außerdem stehen die Chancen sehr gut, dass wir den ‚Winterzauber‘, den wir in diesem Jahr erstmals mit Kunsteisbahn, Kinderkarussell und besonderer Gastronomie realisiert haben, wiederholen.“ Zusätzlich seien mit dem Verein „Löwen für Löwen“ weitere Fundraising-Aktionen wie die „Löwenmahlzeit“ am 14. September zugunsten der Vergrößerung der Löwenanlage geplant. Parallel arbeite Busemann mit seinem Team an Fundraising-Ideen für die Vergrößerung der Elefantenanlage. „Das wird in den nächsten fünf bis zehn Jahren noch mal ein sehr großer Brocken für uns, aber wir müssen die Anlage mittelfristig unbedingt vergrößern“, betont Busemann. Um die letzten erforderlichen Großinvestitionen, insbesondere die Elefantenanlage, vorzubereiten und das Bilanzbild des Zoos abzusichern, baut Busemann zurzeit parallel einen Finanzbeirat auf. Dieser soll Ende des Jahres vorgestellt werden.