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Immer mehr Pflegebedürftige: Mehrheitsgruppe im Osnabrücker Rat will Pflege zukunftsfest aufstellen

Die Zahl der Pflegebedürftigen in Osnabrück nimmt weiter zu. Zwischen 2015 und 2021 stieg der Anteil um 71 Prozent, bis 2040 wird mit einem Anstieg auf über 8.600 Menschen gerechnet. Dies geht aus dem neuen Pflegebericht hervor, der am Mittwoch (13.03.) im Osnabrücker Sozial- und Gesundheitsausschuss vorgestellt wird. Grüne, SPD und Volt im Rat zeigen sich in einer Mitteilung alarmiert und drängen auf die Umsetzung der lokalen Pflegestrategie. Im Zuge dessen müsse im Bedarfsfall auch über die Bereitstellung zusätzlicher finanzieller und personeller Mittel diskutiert werden.

Nach Ansicht der Mehrheitsgruppe stehe die Stadt vor einer doppelten Herausforderung. Zum einen gelte es, dem weiter wachsenden Pflegebedarf bei steigenden Kosten mit einer zeitgemäßen und bedarfsgerechten Pflegeplanung und -versorgung zu begegnen. Zum anderen schlage der Fachkräftemangel in kaum einem anderen Bereich so stark durch wie in der Pflege. „Damit gerät nicht nur die stationäre Pflege an ihre Grenzen, sondern angesichts des Anstiegs der häuslichen Pflege auf 84 Prozent sind vor allem die pflegenden Angehörigen, davon weit überwiegend Frauen, mit teils erheblichen Belastungen konfrontiert. Das ist kein guter Zustand. Sie benötigen Unterstützung und Entlastung, auch über den Ausbau der Kurzzeitpflegeplätze. Wir müssen die begrenzten kommunalen Stellschrauben nutzen und die Pflege zukunftsfest aufstellen“, erklären die pflegepolitischen Sprecher:innen von Grünen und SPD, Martin Büker und Kerstin Lampert-Hodgson.

Pflegebericht ist ein Warnsignal

Beide sehen den Bericht als Warnsignal. Dort werde unter anderem festgehalten, dass die Versorgung durch ambulante Dienste angesichts steigender Nachfrage und Kosten teilweise nicht geleistet werden könne und nur noch in der Tagespflege freie Kapazitäten vorhanden seien. Umso wichtiger sei es, schon jetzt die Pflege von übermorgen zu gestalten. Deshalb begrüße man, dass die Stadt gemeinsam mit Pflegeexpert:innen aus der Region eine Pflegestrategie erarbeitet habe.

„Die Handlungsempfehlungen müssen nun in die Umsetzung kommen. Wir wollen, dass pflegebedürftige Menschen so lange wie möglich selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden bleiben können. Deshalb sehen wir in der Schaffung wohnortnaher, nachbarschaftlicher Unterstützungsangebote und -strukturen in den Stadtteilen einen zentralen Schlüssel, auch gegen Vereinsamung. Neben professionellen Anbieter:innen im Bereich der Pflege- und Seniorenarbeit setzen wir dabei auf das starke ehrenamtlich getragene Engagement mit Wohnberatung, Selbsthilfegruppen, Stadtteiltreffs und Seniorenbegleitung. Mit unserem Einsatz für den Ausbau der gemeinwohlorientierten Quartiersarbeit sind wir also auf dem richtigen Weg“, betont Büker.

Gewinnung und Bindung von Pflegekräften entscheidend

Und Lampert-Hodgson ergänzt: „Für die Sicherstellung der Pflegeversorgung in unserer Stadt sind die Gewinnung und Bindung von Pflegekräften entscheidend. Die Ausbildungszahlen sind aktuell nicht ausreichend, die hohe Zahl an Abbrecher:innen ist besorgniserregend. Die Rahmenbedingungen insbesondere für die Pflegeassistenzausbildung müssen verbessert werden. Zu einem attraktiven Angebot zählt auch eine Vergütung. Hier arbeitet unsere Bundesregierung aktuell an einer Reform, wir erwarten den Entwurf noch im März. Zudem müssen wir das Werben um ausländische Fachkräfte intensivieren. Osnabrück ist attraktiv für Pflegekräfte aus aller Welt, als Friedensstadt mit 140 Nationalitäten und seiner gelebten Kultur der Toleranz und des friedlichen Miteinanders.“

Insgesamt gelte es, das Thema Pflege noch stärker in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken. „Wir alle sind eines Tages auf Pflege angewiesen. Eine gute Versorgung ist entscheidend. Die starke Vernetzung der Pflegeakteur:innen ist ein echtes Pfund, das wir nutzen müssen. Und auch der Senioren- und Pflegestützpunkt mit seiner unabhängigen Beratung, die intensiv nachgefragt wird und gerade von uns personell gestärkt wurde, ist ein echtes Erfolgsmodell und muss fortgeführt werden“, so die Vertreter:innen der Mehrheitsgruppe abschließend.


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