Gehen Elefanten tatsächlich zur Pediküre? In der Tat! Wie die Tierpfleger es schaffen einem über eine Tonne schweren Asiatischen Elefanten die Fußnägel zu feilen, können Besucher jetzt regelmäßig im Osnabrücker Zoo am Schölerberg erleben.
„Shanti lift, Shanti lift“, schallt die Stimme von Tierpfleger und Elefantenrevierleiter Detlef Niebler aus dem Lautsprecher im Besucherraum des Elefantenhauses. Neuerdings können Besucher das sogenannte medizinische Training der Tierpfleger mit den zwei Elefantenjungbullen Shanti und Shahrukh genau verfolgen. Durch eine große Glasscheibe sieht man den Elefantenexperten Niebler vor dem achtjährigen Jungbullen Shanti stehen, natürlich getrennt durch ein Gitter. Shanti steht in seinem Stall und soll den Fuß auf einer Gitteröffnung ablegen. Denn dann kann Niebler die Nägel kontrollieren, sie falls notwendig feilen oder mit Vaseline einreiben, damit sie nicht brüchig werden. Shanti macht seine Sache gut – prompt folgt die Belohnung: Niebler wirft ein Stückchen Brot auf den Boden, was der graue Riese eilig mit dem Rüssel holt. „Das wichtigste an diesem sogenannten medical training, also medizinisches Training, ist, dass die Tiere freiwillig mitarbeiten. Bestrafungen gibt es nicht“, erklärt Andreas Wulftange, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Zoo Osnabrück und zuständig für das Training bei den zwei Jungbullen und dem über 40jährigen Bullen Luka. „Wenn sie Lust haben mitzuarbeiten, erhalten sie eine Belohnung, wenn sie keine Lust haben, ist es auch okay, aber es gibt dann kein Leckerli.“
Tierpfleger Niebler: Seit 40 Jahren im Dienst für den Zoo
Passend zur Langlebigkeit der Dickhäuter – und angeblich vergessen Elefanten ja auch nichts – ist die Erfahrung ihres Tierpflegers Dirk Niebler.
Wie die Stadtwerke Osnabrück in ihrem Blog berichten, ist Detlef Niebler der dienstälteste Mitarbeiter auf dem Schölerberg. Für viele Zoofans ist er ein Urgestein – unverwechselbar geblieben in der sich stetig wandelnden Zoowelt.
Hier geht es weiter bei den Stadtwerken, für alle, die mehr wissen wollen über den langjährigen Tierpfleger.
Training für notwendige Untersuchungen
Das Training ist – wie der Name schon sagt – für die medizinischen Untersuchungen der Rüsseltiere wichtig. „Wir halten die Elefanten im sogenannten geschützten Kontakt. Das heißt, wir gehen nicht direkt zu den Elefanten in die Gruppe, sondern haben nur abgesichert durch Gitter mit ihnen Kontakt. Damit wir aber zum Beispiel ihre Ohren untersuchen können, müssen wir ihnen irgendwie begreiflich machen, dass sie sich seitlich hinstellen sollen“, erklärt Tierpfleger Niebler. „Und das funktioniert mit so einem Training für alle Beteiligten am einfachsten und macht beiden Seiten auch noch Spaß.“
Zeigen und belohnen
Das Training erfolgt anfangs mit Hilfsmitteln wie zwei Bambusstöcken mit einem Tennisball an der Spitze. Damit zeigen die Mitarbeiter den Elefanten, wo sie sich hinbewegen oder wie sie sich drehen sollen. Sollen die Elefanten mit dem Kopf nach vorne stehen, fordern die Mitarbeiter den Elefanten auf, den Stock mit der Stirn zu berühren. Hat er das geschafft, betätigt der Mitarbeiter einen kleinen Klicker als Zeichen für „richtig gemacht“ und das Brot zur Belohnung folgt. Soll der Elefant sich zur Seite drehen, hält der Mitarbeiter den Stock zur Seite und das Kommando „lean“ (englisch: lehnen) erfolgt. Berührt der Elefant den Stock mit der Seite, ertönt wieder das „klick“ und das Leckerchen kommt. „Je mehr man mit den Elefanten trainiert, umso einfacher wird es. Shahrukh und Shanti reagieren bereits auf Gesten von mir. Den Tieren macht es Spaß, denn es ist auch eine Beschäftigung für sie, bei der sie nachdenken müssen. Und wenn sie keine Lust haben, können sie sich zurückziehen“, so Wulftange. Wichtig ist auch das Kommando „trunk“. Das englische Wort für Rüssel bedeutet „Rüssel zeigen“. So können die Tierpfleger nicht nur das wichtige Greiforgan der Dickhäuter untersuchen, sondern mit den Elefanten auch die Rüsselspülung üben: Wasser einsaugen, halten und wieder ausblasen. Damit können die Mitarbeiter feststellen, ob ein Tier an beispielsweise Tuberkulose erkrankt ist. „Zu wissen, dass das Tier gesund ist, ist nicht nur für den täglichen Umgang mit ihnen wichtig, sondern auch für Transfers in andere zoologische Gärten“, so Wulftange.
Mittwochs, freitags und sonntags: Elefantentraining
Zoobesucher können das Training mit den Elefanten nun genau beobachten – nach Möglichkeit der Tierpfleger auch mit Erklärungen über Mikrofon: Mittwochs, freitags und sonntags trainieren die Zoomitarbeiter zu wechselnden Zeiten mit den grauen Riesen. Das Training von Luka kann man nicht verfolgen, denn er braucht Ruhe in dem gesonderten Bullenstall ohne Besuchereinblick. Die genaue Uhrzeit für das Training mit Shanti und Shahrukh steht im Elefantenbesucherhaus angeschlagen. Hier findet man auch einige Informationen zu dem Training. Also am besten beim nächsten Zoobesuch zuerst dort nachschauen, wann es wieder hießt: Lean, trunk oder lift.
Wissenswertes zu Asiatischen Elefanten (Elephas maximus)
In fünf Unterarten sind diese Elefanten in verschiedenen Ländern Asiens, meist nur noch in kleinen Gruppen, beheimatet – von Indien über Sri Lanka und Thailand bis zu den Großen Sudaninseln. Früher besiedelten sie auch noch weite Teile Chinas, heute findet man sie nur noch in Südost- und Südchina. Asiatische Elefanten leben überwiegend in Regenwäldern und immergrünen Laubwäldern, aber auch in Dornbuschsavannen. Sie benötigen täglich einen Zugang zum Wasser. Wie auch ihre afrikanischen Verwandten leben Asiatische Elefanten in Herden, die aus erwachsenen Weibchen und ihrem Nachwuchs bestehen. Die alten Bullen ziehen als Einzelgänger umher, junge Bullen bilden auch Junggesellengruppen. Auf dem Speiseplan stehen Äste, Blätter, Baumrinde, Wurzeln, verschiedene Früchte und Gräser. Die Stoßzähne Asiatische Elefantenkühe sind verkümmert und von außen nicht sichtbar. Der längste entdeckte Stoßzahn eines Bullen war über zweieinhalb Meter lang. Die Dickhäuter werden ungefähr fünf Tonnen schwer und etwa drei Meter groß. Damit sind sie etwas kleiner als die Afrikanischen Elefanten. Die Tragzeit von Asiatischen Elefantenkühen dauert fast zwei Jahre. Das Jungtier wiegt bei der Geburt dann bereits über 100 Kilogramm. Durch die Zerstörung ihres Lebensraums werden Asiatische Elefanten als bedrohte Tierart eingestuft.
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Fotos: Zoo Osnabrück, Rickert/Lisa Josef