„Volkswagen will ein deutsches Werk schließen“. Konkreter als andere Medien berichtet das Handelsblatt über anstehende Maßnahmen „wie man es bei VW seit Jahrzehnten nicht gesehen hat“. Am Montag wurden Pläne bekannt, dass neben Werksschließungen auch die „Job-Garantie“ bei Volkswagen zur Disposition steht.
Hintergrund sind die schwachen Neuwagenverkäufe und dringend notwendige Sparmaßnahmen aufgrund einbrechender Gewinne. Beim VW-Konzern gingen die Gewinne im ersten Halbjahr 2024 um rund 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück – das Ergebnis nach Steuern lag bei etwa 8,5 Milliarden Euro.
Neben einem Werk für die Fahrzeugfertigung steht auch ein Komponentenwerk zur Disposition. Hier könnte es beispielsweise das Werk Kassel treffen, wo Getriebe gefertigt werden, die für Elektroautos nicht mehr benötigt werden. Für die schrumpfende Zahl von Verbrennerfahrzeugen könnten diese Teile auch extern zugekauft oder aus ausländischen Standorten geliefert werden.
Osnabrück hat keine Tradition im VW-Konzern und die wenigsten Mitarbeiter
Das ehemalige Karmann-Werk im Osnabrücker Fledder, mit rund 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das kleinste Fahrzeugwerk von Volkswagen in Deutschland, ist seit Jahren lediglich mit der Fertigung von kleinen Produktionsserien und Auslaufmodellen beschäftigt. Nur die „gläserne Manufaktur“ in Dresden, in der aus ‚Bausätzen‘ aktuell der elektrische VW ID-3 zusammengesteckt wird und früher der glücklose Phaeton montiert wurde, ist noch kleiner, aber auch keine vollwertige Autofabrik.
Anders als die anderen VW-Standorte, fehlt dem Werk im Fledder eine weit zurückreichende Tradition im Werksverbund, da es erst 2011 auf politischen Druck aus der Karmann-Insolvenzmasse in den Konzern gelangte.
Volkswagen Osnabrück produziert Auslauf- und Nischenmodelle des Konzerns
Das als eigenständige GmbH geführte und nicht dem VW-Haustarif angeschlossene Osnabrücker Werk muss sich konzernintern immer wieder um neue Produktionsaufträge bemühen, die für andere Standorte zu klein oder für die größere Produktionsanlagen zu unflexibel sind. Derzeit wird in Osnabrück noch der Auslauf des Porsche 718 (Boxster/Cayman) und des T-Roc Cabriolet betreut, beide Modelle sind jedoch in ihrer Endphase.
Elektro-Porsche: Ein Auto, für das es keinen Markt gibt?
Ein kommender Elektroporsche wird immer wieder als Hoffnungsträger für den Standort Osnabrück genannt, doch das bisher einzige Elektromodell von Porsche, der Taycan, blieb bislang weit hinter den Erwartungen zurück. Für den elektrischen SUV Macan ist inzwischen die Fertigung im Porsche-Werk Leipzig gestartet. Für elektrische SUV gibt es unbestritten einen Markt, für E-Sportwagen jedoch bislang noch nicht.
Als man bei Porsche noch optimistischer bezüglich der Elektrifizierung von Sportwagen war, sollte der elektrische Boxster-Nachfolger sogar am Stammwerk Zuffenhausen gebaut werden. Angesichts der bislang bescheidenen Nachfrage nach dem Taycan, könnte die 718-Fertigung – unter anderen Vorzeichen – auch wieder zurück in ein „echtes“ Porschewerk, dann nach Leipzig, geplant sein. Fakt ist: Porsche schiebt den Marktstart des Elektro-Cayman immer weiter vor sich her – ursprünglich war die Markteinführung für 2023 geplant.
IG Metall Osnabrück zeigt sich kämpferisch
Auf Nachfrage unserer Redaktion erklärte Stephan Soldanski, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Osnabrück: „Wir befinden uns komplett im Bereich der Spekulationen – es ist nichts Konkretes bekannt.“ Allerdings wurde der IGM-Chef deutlich in Bezug auf eine mögliche Werksschließung im Fledder: „Ein derartiger Kahlschlag wäre inakzeptabel und würde auf unseren entschlossenen Widerstand stoßen.“
Soldanski zeigt sich auch solidarisch mit den Kolleginnen und Kollegen an den anderen deutschen Standorten: „Wir werden mit aller Kraft, notfalls im harten Konflikt, für den Erhalt aller Standorte sowie der Jobs unserer Kolleginnen und Kollegen kämpfen! Pläne, die das Unternehmen auf Kosten der Belegschaft macht und die Regionen in unserem Land massiv zersetzen, werden wir nicht tolerieren!“
Für Osnabrück wurde Stephan Soldanski konkret: „Wir erwarten, dass die Zusage der Fertigung der E-Porsche ab 2025 neben dem T-Roc Cabrio eingehalten wird! Der Konzernvorstand muss Verantwortung übernehmen. Zukunft geht nur mit den Beschäftigten. Ansonsten gibt es massiven Widerstand!“