Was erwarten hörgeschädigte Schülerinnen und Schüler von ihren Mitmenschen? Und was erwarten ihre Lehrerinnen und Lehrer am Landesbildungszentrum für Hörgeschädigte in Osnabrück von der Politik?
Zusammen mit Christian Fühner, dem bildungspolitischen Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, besuchte die Landtagsabgeordnete Verena Kämmerling (CDU) in der vergangenen Woche das Landesbildungszentrum für Hörgeschädigte (LBZH OS) in der Osnabrücker Wüste.
Es war ein intensiver Termin, bei dem die Politiker nicht nur mit der Verwaltungsspitze und den Schulleitern sprachen, sondern gleich mehrere Klassen besuchten.
Nach einem ersten Kennenlerngespräch mit Direktor Dr. Markus Westerheide, Abteilungsleiterin Katrin Stotzka und den Schulleitern Malte Rhode (Allgemeinbildend Schulen) und Jens Dühne (BBS) ging es in die Lehrküche und die Klassenzimmer. Dort wollten die beiden Landespolitiker im direkten Austausch mit den Schülerinnen und Schülern erfahren, was diese an der Schule zu schätzen wissen und was noch zu verbessern ginge.
In die Klassenzimmer zum Dialog mit den Schülern
„Die kleinen Klassen und das gegenseitige Verständnis“ lobten im Gespräch mit den beiden Politikern vor allem die Schüler, die auch schon an anderen Schulen waren. Dort erlebten sie, dass es an der Inklusion oft noch hapert und dass sie meist nicht die benötigte Aufmerksamkeit erhielten.
Auch Mobbing-Erfahrungen und Lehrer, die im Schulalltag nicht fähig oder nicht willens sind sich um Schüler mit Defiziten zu kümmern, gehörten zu den negativen Erlebnissen, die den Politikern aus erster Hand geschildert wurden.
Schon Kleinigkeiten können den Schulalltag verbessern
Was manch ein Außenstehender vielleicht für banal hält, für die hörgeschädigten Schüler aber enorm wichtig ist, ist die Ausstattung der Klassenräume im Landesbildungszentrum mit Teppichböden und schallschluckenden Deckenpanelen.
„Weil dadurch viele Störgeräusche wegfallen, kann ich meine Mitschüler viel besser verstehen“, erklärte eine Schülerin der 9. Klasse diese Besonderheit des Klassenzimmers, das zusätzlich auch eine Mikrofon- und Lautsprecheranlage bietet, damit hörgeschädigte Schülerinnen besser verstehen, was im Unterricht gesagt wird.
Ebenfalls in der 9. Klasse ist der Schüler Paul, der extra aus Diepholz zum Unterricht nach Osnabrück pendeln muss. Mit dieser langen Anfahrt ist Paul nicht alleine, wie Direktor Dr. Westerheide im Vorgespräch erläuterte. Zahlreiche Schülerinnen und Schüler haben eine lange Anfahrt nach Osnabrück. Landes- und bundesweit gibt es nur eine überschaubare Anzahl vergleichbarer Einrichtungen. Wer in Niedersachsen nicht in Braunschweig, Oldenburg, Hildesheim oder eben Osnabrück wohnt, muss für seinen Schulabschluss entweder pendeln oder im Internat am Standort der Schule untergebracht werden; eine Möglichkeit die auch im LBZH in Osnabrück besteht.
Auch junge Menschen können Probleme mit dem Hören haben
Zurück zum Unterricht der 9. Klasse. Hier betonen die Schülerinnen und Schüler, wie wichtig es ihnen ist, dass auch Gleichaltrige Verständnis dafür haben, dass es eben nicht nur alte Menschen gibt, die Probleme mit dem Gehör haben.
Wichtig ist den Schülern auch, dass sie Ausbildungsplätze finden, bei denen sie auf Verständnis für die Herausforderungen treffen, die weniger gut hörende oder auch taube Menschen zu meistern haben.
Politiker hörten gut zu und wollen in Kontakt bleiben
Anders als im Landtag, wo die Abgeordneten Verena Kämmerling und Christian Fühner sonst immer das Wort haben, stand für beide an diesem Tag das Zuhören im Vordergrund – teilweise vermittelt durch Gebärdensprache.
Im Gespräch mit den Lehrerinnen und Lehrern wurde deutlich, wie vielfältig die im Landesbildungszentrum für Hörgeschädigte geleistete Arbeit ist.
Dabei beschränkt sich die Tätigkeit des LBZH nicht allein auf den Standort Osnabrück und die Schulen im eigenen Haus.
Auch außerhalb des Standorts helfen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vielschichtige Hörbeeinträchtigungen zu diagnostizieren und die Betroffenen bestmöglich zu unterstützen.
Dass es für die Arbeit des LBZH auch weiterhin der Unterstützung der Landespolitik bedarf, wurde während des mehrere Stunden dauernden Vorort-Termins mehr als deutlich.
Großes Jubiläumsfest im Mai geplant
Verena Kämmerling, die das LBZH an der August-Hölscher-Straße bereits während ihres Wahlkampfs im vergangenen Sommer besucht hatte, will weiter in Kontakt bleiben und will dafür werben, dass diese Einrichtung auch in der Stadt mehr Aufmerksamkeit bekommt.
Am 13. Mai wird im Rahmen eines großen Jubiläumsfests das 50-jährige Bestehen des „BIT“ gefeiert. Nachbarn aus der Wüste und interessierte Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen einmal vorbeizuschauen.
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Unser Redakteur begleitete die beiden Politiker bei ihrem Termin am 13. April im Landesbildungszentrum für Hörgeschädigte.