Als vor rund 25 Jahren das Modehaus Lengermann + Trieschmann (L+T) seine Tiefgarage baute, stießen die Bauarbeiter auf einen unerwarteten Fund.
Direkt vor dem Modehaus, zwischen dem schon älteren Hauptgebäude und dem jetzigen Verlauf der Hase, fanden sich seit Jahrhunderten verschüttete Reste einer mittelalterlichen Stadtmauer.
Wie bei solchen Funden üblich, konnten die herbeigerufenen Archäologen die Artefakte sichern und neue Erkenntnisse über die frühe Geschichte der Hasestadt gewinnen.
Um das historische Erbe und die bei den Ausgrabungen gewonnenen Erkenntnisse zu sichern, wurde im Anschluss an die Bauarbeiten im Auftrag des Modehauses ein detailliertes Modell der alten Befestigungsanlagen gebaut.
Aufgestellt und für die vergangenen Jahrzehnte ausgestellt wurde dieses Diorama in einem kleinen Gebäude am Haseufer.
Modell stand lange im „Hexenturm“
Schnell bekam das kleine Sandsteingebäude, das in den 90er Jahren am Ort der Ausgrabungen neu errichtet wurde, von den Osnabrückern den martialischen Namen „Hexenturm“.
Der Neubau, der nur so aussieht wie ein „echtes“ mittelalterliches „Türmchen“, diente allerdings einer recht profanen Funktion: Da die Tiefgarage einen Notausgang benötigte, wurde dieser Notausstieg in dem kleinen Türmchen untergebracht. Zusätzlich aber bekam auch das Modell der alten Befestigungsanlagen hier seine erste Heimat.
Der Platz am Haseufer wird eng
Im Zuge der Bauarbeiten für das neue Sporthaus von L+T und einer geplanten Fortführung des Haseuferwegs, wird der Platz am Ufer der Hase nun aber eng, zumal der Notausgang in Zukunft über das Sporthaus erfolgen wird, wie L+T Geschäftsführer Mark Rauschen am Mittwoch bei einem Pressetermin erläuterte.
Um sicherzustellen, dass das Diorama bei den Bauarbeiten nicht sprichwörtlich „unter die Räder“ kommt und auch zukünftig an die mittelalterliche Befestigungsanlagen am Herrenteichswall erinnern kann, hat man sich bei L+T dazu entschieden das Diorama in die Obhut der Stadt Osnabrück zu übergeben.
Axel Friedrichs, seit Juni neuer Leiter der Stadt- und Kreisarchäologie Osnabrück, nahm das Geschenk dankend entgegen und verspricht es schon bald im Museumsquartier wieder öffentlich zugänglich zu machen.
L+T wird auch weiter an die frühe Stadtgeschichte erinnern
Im Gespräch zwischen dem L+T Geschäftsführer und dem städtischen „Hüter der Bodenschätze“ wurde klar, dass das Modehaus auch in Zukunft weiter Bezüge zu der Historie des Standorts herstellen wird. „Ursprünglich stand bei uns natürlich der Bau einer Tiefgarage, und nun der Neubau des Sporthauses im Vordergrund“, so L+T Chef Mark Rauschen, „im Verlauf der Bauarbeiten haben aber auch wir ein Bewusstsein für diesen Teil der Osnabrücker Stadtgeschichte bekommen“.
Damit die Erinnerung an diese Zeit erhalten bleibt, soll zukünftig, seitlich an der Außenmauer des neuen Sporthauses, an die in diesem Bereich des mittelalterlichen Osnabrücks durchgeführten Hexenprozesse erinnert werden.