Wie in den Vorwoche mit dem Springbrötchen, dem heftig umstrittenen Iduna Hochhaus und dem Grünen Jäger, stellen wir hier Originale vor, die es so nur in Osnabrück gibt.
Der Hannoversche Bahnhof ist ein „Osnabrücker Original“ und er ist ein Bahnhof ohne Fahrgäste, der nach Osten und Westen jeweils nur wenige hundert Meter vom nächsten Bahnhof entfernt ist. So etwas gibt es nicht etwa in dem dichten U- oder S-Bahnnetz einer Millionenstadt, sondern mitten in Osnabrück.
Als 1835 die kurze Strecke zwischen Nürnberg und Fürth mit Deutschlands erster Eisenbahn verbunden wurde, konnte kaum jemand ahnen wie rasant sich dieses damals neue Verkehrsmittel verbreiten würde. Keine zehn Jahre nach der ersten Eisenbahnfahrt in Süddeutschland, befassten sich bereits clevere Osnabrücker Kaufleute mit dem Plan auch die Hasestadt an das sich ausbreitende Eisenbahnnetz anzuschließen. Die von Osnabrück aus am nächsten liegende Eisenbahnverbindung war die „Cöln-Mindener Eisenbahn“. Angesichts des Umstands, dass damit auch eine Verbindung in das „ausländische“ Preußen geschaffen würde, gab es allerlei diplomatisches Hin und Her. Schließlich konnte jedoch ein Staatsvertrag geschlossen und die Bauarbeiten begonnen werden.
Im November 1855 erreichten die ersten Züge aus Osnabrück den Bahnhof Löhne, von wo es „durch Preußen“ weiter gen Hannover ging. Von dieser ersten Verbindung erhielt der Hannoversche Bahnhof seinen Namen. Gut ein halbes Jahr später war auch die Nord-West-Verbindung fertiggestellt, und Osnabrück lag inmitten der wichtigen Eisenbahnverbindung von Berlin über Hannover nach Emden. Die Anbindung zum niederländischen Eisenbahnnetz über Bentheim, dauerte noch knapp weitere zehn Jahre. Nochmals zehn Jahre später, wurde 1876 auch Oldenburg per Eisenbahn erschlossen. Der erste Osnabrücker Bahnhof gelangte bald an die Grenzen seiner Kapazität, zumal seit 1871, ein Stück weiter östlich im Schinkel, die Verbindung nach Münster und im Jahr 1873 nach Bremen eröffnet wurde. So war es nur konsequent, am Standort des heutigen Hauptbahnhofs, einen „Centralbahnhof“ zu bauen, der seit 1895 alle Osnabrück erreichenden Strecken zusammenführt.
Die Kaufleute aus der Altstadt waren von dem neuen Bahnhof allerdings nicht sonderlich begeistert, da nun die Neustadt einen Vorteil hatte und man eine Abwanderung von Kunden in Richtung des neuen Bahnhofs befürchtete. Daher entstand bereits ein Jahr nach Eröffnung des Hauptbahnhofs, wenige hundert Meter vom Hannoverschen Bahnhof entfernt, die Haltestelle Hasetor, die 2009 zu „Osnabrück-Altstadt“ umbenannt wurde, im Volksmund aber als „Hasetorbahnhof“ weiterlebt.
Die Bahnanlagen des Hannoverschen Bahnhofs dienten zwischenzeitlich als Osnabrücker Güterbahnhof, bis auch hier weiter östlich eine neue Anlage geschaffen wurde. Das ehemalige Empfangsgebäude war bis 2004 noch Sitz diverser Verwaltungsabteilungen der Bahn. Es steht seitdem leer und wartet im Dornröschenschlaf auf eine neue Verwendung.
Ein kleines Geheimnis aus dem Kalten Krieg kann man noch direkt vor dem denkmalgeschützten Bahnhofsgebäude entdecken. Inzwischen durch Büsche und Bäume verdeckt, gibt es eine massive Bunkeranlage, von der aus die Deutsche Bundesbahn angeblich im Falle eines Atomkrieges weite Teile des norddeutschen Eisenbahnnetzes steuern wollte. Wer diese Züge dann noch hätte benutzen sollen, war offenbar nicht Teil der Planung. Vermutlich hätte es dann noch deutlich mehr Bahnhöfe ohne Fahrgäste gegeben – nicht nur in Osnabrück.
Wenn auch für Sie der Hannoversche Bahnhof ein „Osnabrücker Original“ ist, dann machen Sie mit und nominieren Sie diesen Bahnhof ohne Fahrgäste zum “Osnabrücker Original”!
Hier können Sie über eine spezielle Facebook-App oder auf der Homepage der Initiative Vorschläge abgeben, wer Ihr ganz persönliches Osnabrücker Original ist. Egal ob Ihre Lieblingskneipe, ein ganz besonderes Fachgeschäft, eine Persönlichkeit oder eine Sehenswürdigkeit – Hauptsache: original Osnabrück!
HP
Dieser Artikel erschien auch am 05.08.2012 in der Osnabrücker Sonntagszeitung (PDF-Download).