Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck warnt vor einer zunehmenden Polarisierung und dem Erstarken der AfD in Deutschland. Trotz dieser Gefahren lehnt er die persönliche Verantwortung ab und betont die Notwendigkeit, über politische Meinungsverschiedenheiten hinauszutreten.
Habeck warnt vor zunehmender Polarisierung
Der Bundeswirtschaftsminister äußerte seine Bedenken im Gespräch mit dem “Spiegel”. “Ich warne davor zu glauben, dass unser Land ein solches Phänomen nicht mehr hätte, wenn es von einer anderen Koalition regiert würde, die die Dinge wieder aussitzt”, sagte Habeck. Er äußerte sich weiter zum Mechanismus des rechten Populismus: “Die Populisten nutzen die Probleme, die eine Gesellschaft umtreiben, um eine vermeintliche Lösungsunfähigkeit der Regierung zur Schau zu stellen. Sie nutzen dafür beliebige Angriffspunkte”, sagte der Minister.
Bedeutung des Dialogs
Habeck betonte die Bedeutung des Dialogs und der Übernahme verschiedener Perspektiven. “Man muss aus Schuldzuweisung und Feindschaft heraustreten”, so der Wirtschaftsminister. “Ich muss auch die Interessen derjenigen im Blick behalten, die nicht meiner Meinung sind – oder gar AfD wählen. Deshalb denke ich, dass ich helfen kann, diese Republik zusammenzuhalten.”
Zurückhaltung gegenüber Veränderung
Der bulgarische Politologe Ivan Krastev sieht den mangelnden Willen der Deutschen zur Veränderung als einen Grund für den schwindenden Zuspruch zu Habeck und den Grünen. “Die Grünen sind eine Partei, die den Status quo infrage stellt. Deutschland aber verteidigt den Status quo, die Deutschen wollen ihren Lebensstil partout nicht ändern”, sagte Krastev dem “Spiegel”. Er hinterfragte auch die Bereitschaft Deutschlands, auf mögliche künftige Herausforderungen vorbereitet zu sein. “Stellen Sie sich vor, Donald Trump gewinnt die US-Wahl. Stellen Sie sich vor, das Verhältnis zwischen den USA und China verschärft sich noch. Deutschland ist seiner inneren Verfasstheit nach auf solche Schocks nicht vorbereitet,” warnte Krastev.