Es passieren jeden Tag viele schlimme Dinge – aber auch viele gute. Leider schaffen es die schönen Nachrichten viel zu selten in die Presse. Das wird sich jetzt ändern, denn die HASEPOST berichtet nach Möglichkeit jeden Tag über mindestens eine „Gute Nachricht“ aus der Region und aller Welt.
Seit 1970 kümmern sich Weißstorchbetreuer flächendeckend um den Weißstorch in Niedersachsen und Bremen. Ihre ehrenamtliche Tätigkeit üben sie seit dem Jahr 2011 nun in der Landesarbeitsgruppe (LAG) Weißstorchschutz des NABU Niedersachsen aus. Für das Jahr 2019 haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf ihrer Jahrestagung am 12. Oktober in Verden die Bestandszahlen ermittelt und legen diese in ihrer Jahresbilanz vor. Das Ergebnis ist erfreulich.
In Niedersachsen/Bremen ließen sich 2019 insgesamt 1.133 Weißstorchpaare nieder. Darunter waren wieder auch viele Neuansiedlungen. Die Storchenpaare brachten 2.463 Jungstörche zum Ausfliegen. Noch nicht mitgezählt sind dabei die annähernd 210 fütterungsabhängigen Paare im Bereich von Zoos und Vogelpflegestationen mit ihrem Nachwuchs. „Damit wurde das gute Ergebnis aus dem Jahr 2018 (1.008 Paare mit 1.768 flüggen Jungen) bei den Paaren erneut um 12,5 Prozent und bei den flüggen Jungen sogar um 39 Prozent übertroffen. Dies ist der höchste Storchenbestand in Niedersachsen seit über 60 Jahren – und das trotz des trockenen Sommers“, erklärte Hans-Jürgen Behrmann von der LAG Weißstorchschutz des NABU Niedersachsen. Somit hält die positive Entwicklung bei den Weißstörchen an. Niedersachsen liegt dabei voll im bundesweiten Trend und zählt mit Baden-Württemberg und Brandenburg zu den Top 3 der Bundesländer mit den meisten Storchenpaaren.
Störche fliegen nicht mehr alle bis Afrika
Die Hauptursache für den Zuwachs bei den Storchenpaaren ist das veränderte Zugverhalten der gen Westen in ihre Winterquartiere fliegenden Störche. Immer mehr von ihnen bleiben bereits in Spanien, wo sie genügend Nahrung in Feuchtbiotopen, Reisfeldern und insbesondere auf Mülldeponien finden. Von dort kehren sie dann früher, in größerer Anzahl und in meist guter Verfassung zurück. Dadurch steigt die Population. Ein wesentlicher Faktor ist außerdem, dass nun die geburtenstarken Jahrgänge der letzten Jahre brutreif werden. Bei den gen Osten ziehenden Störchen, die vor allen in den östlicheren Regionen Niedersachsens brüten, ist der Bestand hingegen leicht rückläufig. Sie müssen weitaus längere und gefahrvollere Strecken auf dem Flug nach Afrika und zurück bewältigen.
Viele Mäuse für den Storchen-Nachwuchs
Der erhebliche Anstieg bei den flüggen Jungen in diesem Jahr hat seinen Grund vor allem in einem sehr starken Mäusebestand. Die Nager bildeten die Hauptnahrung für die Störche und ihren Nachwuchs. Ausfälle wegen der langen Trockenheit oder aus Witterungsgründen gab es kaum. Ab und zu doch mal meist kräftige Regengüsse reichten vielerorts für die Storcheneltern aus, um genügend Regenwürmer, die Hauptnahrung für die Jungen in den ersten drei Lebenswochen, zu finden. Ab Ende Juni kam auch noch zumindest regional ein guter Heuschreckenbestand hinzu. Ein Indiz für die in diesem Jahr gute Nahrungssituation war ein geändertes Verhalten vieler Storcheneltern. Während sonst ab einem Jungenalter von vier Wochen oft beide auf Nahrungssuche sind, blieb diesmal auch bei fortgeschrittenem Alter der Jungen häufig ein Elternteil bei ihnen auf dem Nest.
„Insgesamt war 2019 für die Weißstörche in Niedersachsen und Bremen ein herausragendes Jahr“, bilanziert Hans-Jürgen Behrmann und betont: „Es bestehen gute Aussichten, dass sich der Anstieg der Storchenpaare bei uns in den nächsten Jahren fortsetzt, zumal dann immer mehr Störche der zuletzt so starken Jungenjahrgänge brutreif werden. Für die Zukunft gilt es daher, für sie und ihren Nachwuchs weiter ausreichend Feuchtgrünland mit entsprechenden Biotopen zu erhalten und darüber hinaus neu zu schaffen.
Mit Material des NABU Niedersachsen.