Bei einem Ortstermin im Venner Moor ließen sich Landrätin Anna Kebschull, Vertreter verschiedener Kreistagfraktionen und Naturschutzverbänden sowie der Abbaufirma über den Stand der Dinge bei der Wiedervernässung informieren. / Foto: Landkreis Osnabrück (Uwe Lewandowski)
Es passieren jeden Tag viele schlimme Dinge – aber auch viele gute. Leider schaffen es die schönen Nachrichten viel zu selten in die Presse. Das wird sich jetzt ändern, denn die HASEPOST berichtet nach Möglichkeit jeden Tag über mindestens eine „Gute Nachricht“ aus der Region und aller Welt.
Aktiver Klimaschutz: Der Landkreis Osnabrück, die Bodenabbaufirma und der ehrenamtliche Naturschutz haben als gemeinsames Ziel beim Klimaschutz die Renaturierung von Mooren ausgerufen und wollen im Venner Moor mit einer großangelegten Wiedervernässung ein wichtiges Projekt starten. Die Chancen sind groß, befinden sich im Landkreis Osnabrück doch rund 2.291 Hektar Hochmoorflächen.
Bei einem Ortstermin ließen sich Landrätin Anna Kebschull und die Vertreter verschiedener Kreistagfraktionen jetzt den Stand der Dinge erläutern und zeigten sich beeindruckt von der Entwicklung auf den großen Flächen, die bereits wieder vernässt sind und den typischen Moor-Charakter ausstrahlen. Kebschull dankte den Fraktionen für ihre Unterstützung und zeigte sich zuversichtlich, gemeinsam mit dem Kreistag den eingeschlagenen Weg erfolgreich fortsetzen zu können.
Pilotprojekt Venner Moor
Zwar sind natürliche und lebendige Hochmoore im Kreisgebiet nicht mehr zu finden, doch es gibt noch Hochmoor-Flächen, die aber durch menschlichen Einfluss in unterschiedlichem Maße verändert worden sind. Zum Teil wurden diese Hochmoor-Bereiche bereits als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Viele der Moorflächen werden im Landkreis Osnabrück als Ackerstandort, Dauergrünland oder Forstfläche genutzt. Nur die Naturschutzgebiete werden teilweise gepflegt durch Beseitigung junger Gehölze (Entkusselung) oder Beweidung. Auf ehemaligen Torfabbauflächen und in einigen Fällen ist eine Vernässung bereits erfolgt.
Mit dem Venner Moor soll nun ein großes Pilotprojekt starten. Seit Anfang 2020 ist die Torfabbaugenehmigung auf dem wesentlichen Teil der seinerzeit genehmigten Flächen abgelaufen. Die ehemaligen Abbauflächen sollen nun unter Berücksichtigung artenschutzrechtlicher Aspekte wiedervernässt und so renaturiert werden. Das ist ein wichtiger Schritt, um das Torfwachstum wieder in Gang zu bringen. Aktuell ist hierzu ein Pflege- und Entwicklungskonzept in Auftrag gegeben worden. Dazu möchte der Landkreis Osnabrück gemeinsam mit dem Umweltforum, der Gemeinde Ostercappeln, dem zuständigen Bodenabbauer vor Ort (Firma Schwegermoor GmbH & Co. KG im Verbund der Firma Klasmann-Deilmann) weitere Maßnahmen entwickeln und umsetzen. Die Firma Schwegermoor hat in der Vergangenheit bereits erfolgreich ehemalige Abbauflächen renaturiert und wiedervernässt. Aktuell treibt das Unternehmen diese Arbeiten auf den Flächen im Venner Moor voran. So wurden Torfmieten umgelagert, um diese in angrenzende Flächen, insbesondere Gräben zur Entwässerung, verfüllen zu können. Auch sollen zwei Gräben im Naturschutzgebiet verfüllt werden, um das gestaute Regenwasser auch langfristig in dem Gebiet halten und die Wiedervernässung beschleunigen zu können. Begleitet werden die aktuellen Maßnahmen durch die Untere Naturschutzbehörde, das Umweltforum und die biologische Station Haseniederung. Vorbereitend hierfür sind Abholzungsarbeiten am Rande des Wanderwegs auf einer Länge von etwa einem Kilometer durchgeführt worden, um mit den notwendigen Geräten das Material in den Graben verfüllen zu können.
Tier- und Pflanzenarten im Blick
Der ehrenamtliche Naturschutz ist ebenfalls seit vielen Jahren auf den Moorflächen im Kreisgebiet tätig und hat seit 1985 auch einen Schwerpunkt auf dem Gebiet des Venner Moores. Hier werden seit vielen Jahren regelmäßige Entkusselungen durchgeführt, um mit Moorbirken und Moorkiefern im Rahme der Weihnachtsbaumaktion des NABU bewachsene ehemalige Hochmoorflächen und Torfstiche wiederzuvernässen. Das Augenmerk des ehrenamtlichen Naturschutzes (NABU) liegt zudem auch darauf, auf das Hochmoor spezialisierte Tier-und Pflanzenarten dort zu erhalten oder wieder anzusiedeln. Für Vernässungsmaßnahmen und eine angepasste landwirtschaftliche Bewirtschaftung im Sinne des Moorschutzes wirbt das Umweltforum beim Landkreis Osnabrück seit Jahren. Um die nun gesetzten Klimaziele der Bundesregierung für das Teilsegment Moore verwirklichen zu können, sind im Osnabrücker Kreisgebiet weitreichende Maßnahmen zu ergreifen. Diese betreffen sowohl den Bereich des Venner Moores als auch andere Moorgebiete wie das Dievenmoor oder Hahlener Moor. Dabei soll auch herausgefunden werden, ob und in welchem Umfang sich vor Ort ansässige Landwirte für Moorschutzmaßnahmen begeistern und gewinnen lassen.
Zukünftig wird sich eine Arbeitsgruppe aus Vertretern der einzelnen Fachämter auch beim Landkreis Osnabrück mit der Koordination und Umsetzung von Moorschutzprojekten im Kreisgebiet beschäftigen und gemeinsam mit den ehrenamtlichen Naturschutzverbänden und Vereinen, dem Abbauunternehmen sowie den Vertretern der Standortkommunen und Landesämtern den Moorschutz bestmöglich voranbringen. Ziel ist dabei, jährlich eine gewisse Zahl an Moorstandorten in die Wiedervernässung zu bringen.