Es passieren jeden Tag viele schlimme Dinge – aber auch viele gute. Leider schaffen es die schönen Nachrichten viel zu selten in die Presse. Das wird sich jetzt ändern, denn die HASEPOST berichtet nach Möglichkeit jeden Tag über mindestens eine „Gute Nachricht“ aus der Region und aller Welt.
Am Piesberg in Osnabrück, einer international bekannten Ausgrabungsstelle, wurde das bisher älteste Fossil des Samenfarns „Dichophyllum moorei“ entdeckt. Aufgrund seines Fundortes in den Oberkarbon-Vorkommen des Piesbergs wird es auf ungefähr 308 Millionen Jahre vor unserer Zeit geschätzt.
Damit ist es etwa fünf Millionen Jahre älter als bisherige Funde des „Dichophyllum moorei“. Dem Finder Michael Sowiak, Mitglied der AG Geologie des Naturwissenschaftlichen Vereins Osnabrück (NVO) und Angelika Leipner, ehrenamtliche Grabungsleiterin am Piesberg sowie geologische Präparatorin am Museum am Schölerberg, war die Bedeutung des sensationellen Fundes zunächst gar nicht klar. „Seit zwei Jahren graben wir an einer neuen Fundstelle am Piesberg, bei der die verschiedenen Erdschichten besonders gut erkennbar sind. Damals beim Fund waren wir beide vor Ort und hatten bisher noch nichts Vergleichbares am Piesberg gefunden. Auch nach der Präparation und ausführlicher Recherche konnten wir nicht herausfinden, um welche Pflanze es sich handelt. Deswegen habe ich Fotos vom Fund an Professor Hans Kerp von der Universität Münster geschickt“, erzählt Leipner. Als er die Fotos sah, wusste er direkt, dass es sich um einen Sensationsfund handelt.
Botschafter des Klimawandels
„Die Flora am Piesberg ist eigentlich sehr gut erforscht. Das Besondere an der Versteinerung des Dichophyllum moorei ist deswegen der Fundort. Die Pflanze wuchs eigentlich in trockener Umgebung und am Piesberg war aller Vermutung nach ein großer See und ein Sumpfgebiet. Dieser Fund ist also nicht nur der allerälteste der Welt, sondern zeigt uns etwas, das wir sonst nie zu sehen kriegen. Wir können der Evolution quasi über die Schulter gucken“, zeigt sich Professor Kerp begeistert. Nach Patrick Chellouche, Kurator für Geologie und Paläontologie im Museum am Schölerberg, lässt sich der Samenfarn als Botschafter des Klimawandels betrachten: „Im Übergang vom eher feuchten Karbonzeitalter (etwa 358,9 Million bis 298,9 Million v. Chr.) zum trockenen Perm (298,9 Million bis 251,9 Million v. Chr.) sind viele Pflanzen kollabiert. Trockenpflanzen, die damals in einer kleinen Nische wuchsen, konnten sich dann schnell verbreiten. Ein Beispiel für solche Trockenpflanzen ist das Dichophyllum moorei.“
Bedeutender und doch ungewöhnlicher Fundort
Patrick Chellouche erläutert die Bedeutung des Piesbergs als Ausgrabungsstelle etwas genauer: „Aktuell gehen wir davon aus, dass am Piesberg ein großer und tiefer See war. Weil wir in den Erdschichten bisher einen nahezu neutralen PH-Wert messen konnten, kann man davon ausgehen, dass es ein Süßwassersee war. Durch den neutralen PH-Wert wurden Pflanzen und Tiere, die im See gelandet sind, also nicht so schnell zersetzt. Auch die Tiefe des Sees und der geringe Sauerstoffanteil haben dafür gesorgt, dass Funde wie das Dichophyllum moorei gut erhalten geblieben sind.“