Am Montag, dem 20. Juli 2020, ist der Grundstein für das neue Wohn- und Geschäftshaus der Wohnungsbaugesellschaft „Stephanswerk“ in der Johannisstraße gelegt worden. Der Bau gegenüber der Johanniskirche kostet rund vier Millionen Euro und ist voraussichtlich im Herbst nächsten Jahres fertig.
Der Bau des neuen Gebäudes in der Johannisstraße hat im Frühjahr 2020 begonnen. Nachdem aufgrund der Corona-Pandemie der Bau verzögert wurde, freut sich Johannes Baune, Geschäftsführer des Stephanwerks, nun besonders über die Grundsteinlegung: „Es ist mehr als eine Grundsteinlegung – es ist ein Meilenstein. Es ist eines der größten Einzelgebäude, die wir je gebaut haben.“ Das Gebäude bleibt nach Fertigstellung weiterhin im Bestand der Wohnungsbaugesellschaft. Aufgrund des Ortes des Baus, direkt gegenüber der Johanniskirche und umgeben von vielen Wegen, ist die Planung besonders kompliziert. „Jeder Quadratzentimeter muss genau geplant sein“, erklärt Baune. Der Bau hat bereits fünf Jahre Vorlauf – die ersten Überlegungen starteten im Jahr 2015.
Johanna-Rechtien-Haus
„An diesem Haus arbeiten gerade Menschen mit Namen. Wenn es fertig ist, leben und arbeiten hier Menschen mit Namen. Deswegen braucht so ein Haus auch einen Namen“, so Johannes Baune. Der Name steht bereits fest: Das Haus wird nach Johanna Rechtien benannt. Johanna Rechtien war von 1933 an als Haushälterin im Lübecker Pfarrhaus beschäftigt. Während die Lübecker Märtyrer, vier Geistliche, die für ihre öffentliche Kritik an den Taten der Nationalsozialisten im Gefängnis saßen und später hingerichtet wurden, festsaßen, bekam Johanna Rechtien eine Besuchserlaubnis. Sie kümmerte sich um die Wäsche und schmuggelte mit den Wäschepaketen Hostien und Wein in das Gefängnis, damit die Geistigen ihren Gottesdienst abhalten konnten. Außerdem schmuggelte sie Briefe der Gefangenen aus dem Gefängnis heraus – eine Tat, für die sie selbst mit dem Leben hätte zahlen können. „Das ist ein kostbares Zeichen, dass dürfen wir nicht vergessen“, befindet Theo Paul, Generalvikar des Bistums Osnabrück. „Johanna Rechtien war eine sehr starke Frau, die für etwas gestanden hat.“ 1991 ist Johanna Rechtien im Osnabrücker Stadtteil Sutthausen verstorben.
Pflege-WGs für intensivpflichte Kinder
Pläne, wie das fertige Haus später genutzt werden soll, gibt es bereits: das Christliche Kinderhospital Osnabrück plant Teile des Hauses zu nutzen. „Ins Erdgeschoss soll die Geschäftsführung und die Pflegedirektion einziehen. Dann haben wir im Kinderhospital wieder mehr Platz“, erklärt Michael Richter, Geschäftsführer des christlichen Kinderhospitals. „Im ersten Stock – und vielleicht sogar im zweiten – planen wir Pflege-WGs für intensivpflichtige Kinder aufzustellen.“ 14-15 Kinder sollen hier die Chance auf Wohnen und damit auch eine integrierte Versorgung bekommen. „Das bedeutet, dass die Kinder ein und dieselben Pfleger in der WG und im Kinderhospital haben“, berichtet Richter weiter. „Wir reden hier von schwerbehinderten Kindern – die brauchen ihre Bezugspersonen.“ Aber die Pflege-WGs sollen nicht die einzigen Bewohner bleiben. „Das Haus soll für eine soziale Präsenz verschiedener Bevölkerungsgruppen stehen. Deshalb werden sowohl Studenten als auch die pflegeintensiven Kinder hier wohnen. Eventuell können wir auch Senioren, oder älteren Menschen, die in der Stadt arbeiten, einen Platz zum Wohnen geben,“ erklärt Generalvikar Theo Paul.