Eine persönliche Beobachtung von HASEPOST-Herausgeber Heiko Pohlmann
Vorurteile wollen gepflegt werden und schließlich weiß ja auch jeder: „Die da oben“ auf dem Westerberg – wozu nach Ansicht eines Grünen-Politikers offensichtlich auch die Bewohner der Mehrparteien-Wohnhäuser entlang der Rheiner Landstraße gehören – fahren alle SUV, Porsche oder Lamborghini… mindestens. Und diese Autos sind viel zu breit für eine DIN-Parklücke, ebenfalls mindestens.
Autos sollen in Hinterhöfen parken – Parkbuchten sollen Fahrradständer werden
Jens Meier, Mitglied der Osnabrücker Grünen, war mal Stadtrat und hatte es dort sogar bis zum „verkehrspolitischen Sprecher“ seiner Fraktion gebracht. Doch seit der vergangenen Kommunalwahl hat er weder Sitz noch Stimme im Stadtrat. Allerdings ist er für seine Partei immer noch im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt (StUA) tätig, und egal worum es da geht: „Wurde auch an Fahrradabstellplätze gedacht“, dürfte eine seiner häufigsten Wortmeldungen sein, serviert in Varianten, vom Thema her aber immer gleich.
Auch am Donnerstagabend fand Meier einen Stimulus um die gewohnte Frage in den Raum zu stellen, als es um den geplanten Ausbau der Rheiner Landstraße ging, die mit einer Bauzeit von rund 2½ Jahren ab kommenden Sommer wohl zum Hauptärgernis der Hasestadt für die Jahre 2019 bis 2021 werden wird.
Wie viele Parkplätze wegfallen bleibt vorerst offen
Vor dem Hintergrund kursierender Gerüchte wollte Ratsfrau Katharina Pötter von den im Ausschuss vertretenden Verwaltungsmitarbeitern wissen, wie viele Parkplätze denn nach der Fertigstellung verschwunden sein werden. „20, 40 oder gar 70 Parkplätze weniger für die Anwohner“, die CDU-Frau hat von Anwohnern schon allerlei Zahlen gehört.
Doch von der Verwaltung erhielt Pötter nur ein Schulterzucken und auch Stadtbaurat Frank Otte wusste nicht, was seine Behörde da geplant hat.
Gleiches Unwissen auch bei der Diskussion um „Aufpflasterungen“, die in den Bauplänen für die Nebenstraßen eingezeichnet sind. Ob das nun wirklich in die Straße eingearbeitete „Pflaster-Huppel“ oder die simplen aus Kunststoff bestehenden aufgeschraubten „Berliner Kissen“ werden, konnten die Fachleute vom Bauamt nicht sagen, wohl aber, dass es nicht die im Kirchenkamp verbaute moderate Variante werden wird, denn inzwischen sei es Standard die Stoßdämpfer und Nerven von motorisierten Verkehrsteilnehmer stärker zu strapazieren.
Otte berichtete von Testfahrt über „Berliner Kissen“
Allerdings wollte der Stadtbaurat nicht akzeptieren, was ihm aus den Reihen der CDU-Fraktion berichtet wurde. Man könne sehr wohl mit konstanter Geschwindigkeit von 30 km/h zum Beispiel über die Albrechtstraße fahren. Er (Frank Otte) habe das selbst mit dem Auto (VW New Beetle) einer Verwandten und mit dabei eingeschaltetem Tempomat ausprobiert. Berichte über vor den Berliner Kissen abbremsenden und wieder beschleunigenden Autos konnte sich der Stadtbaurat, der sonst nie mehr als zwei Räder für den individuellen Personentransport nutzt, nur mit bewusster Geschwindigkeitsübertretung durch die Fahrzeuglenker erklären.
Er selbst habe sich von anderen Verkehrsteilnehmern bedrängt gefühlt, berichtete der motorisierungskritische Verwaltungschef über seine Testfahrten, bei denen andere Autofahrer seinem entschleunigten Fahrstil offenbar nicht folgen wollten.
Aber zurück zur Rheiner Landstraße. Nachdem die Verwaltung ihr zumindest ausgerechnet zum Zeitpunkt der Sitzung bestehendes Unwissen über die genaue Anzahl wegfallender Parkplätze erklärte und versprach diese Zahl im Anschluss an die Sitzung „zu Protokoll“ zu geben, kam die Stunde des zwar bei Abstimmungen stimmrechtlosen Jens Meier. Obwohl Meier nicht mit abstimmen darf, ist er durchaus zu Redebeiträgen berechtigt.
Westerberg-Autos sind zu breit für Garagen?
Meier erklärte den Ausschussmitgliedern und der spärlich anwesenden Öffentlichkeit, dass es ja nicht sein könne, dass derart viele Flächen entlang der neu geplanten Rheiner Landstraße wieder dem Abstellen von Autos gewidmet werden sollen. Die Autos, so Meier, können doch auch alle in den seiner Ansicht nach reichlich vorhandenen Hinterhöfen abgestellt werden, auf deren Gelände zahlreiche Garagen vorhanden seien, wie er selbst auf Luftaufnahmen erkannt haben wolle.
Dass die Anwohner dann doch lieber am Straßenrand parken würden, erklärte sich der beruflich als „Kulturplaner“ tätige ehemalige Stadtrat damit, dass die Autos der Westerberg-Anwohner wohl alle zu breit seien und daher nicht mehr in den vor Jahrzehnten gebauten Garagen hineinpassen würden.
Und einmal das Stichwort „Fahrzeugbreite“ gefunden referierte Meier, dass die vom Bauamt vorgelegten Pläne derart schmale Parkbuchten zeigen würden, die für die von ihm verorteten überbreiten Westerberg-Autos ja allesamt unterdimensioniert seien. Messerscharf kam Meier so zu seinem Lieblingsthema: Aus seiner Sicht sei es nur logisch, dass man dort Fahrradbügel montieren solle, oder noch besser kompakte abschließbare Fahrradboxen, für die zumindest Meier eine große Nachfrage sieht.