Über 150 Einsatzkräfte aus dem Landkreis Osnabrück probten am Samstagmorgen (20. April 2024) den Ernstfall in größerem Maßstab in Melle-Neuenkirchen. Dabei lag der Schwerpunkt darauf, eine größere Anzahl von Verletzen zu retten, zu versorgen und in Kliniken zu transportieren.
Das angenommene Szenario war eine Verpuffung in einem Chemieraum im Erdgeschoss. Zwar gab es danach kein offenes Feuer, doch der Rauch hatte sich durch Flur und Treppenhaus auf weitere Klassenräume ausgebreitet. Etwa 20 Verletzte und Betroffene waren somit im Gebäude auf Rettung angewiesen. Organisiert wurde das Training vom Landkreis Osnabrück, der für die Abhaltung von Katastrophenschutzübungen verantwortlich ist. Dominik Redeker hatte mit drei Kollegen die Zielstellung und das Szenario im Vorfeld gezielt ausgearbeitet.
Aufwändige Vorbereitungen am frühen Morgen
Vor dem Start um 9 Uhr hatten die Übungsleitung und eine Gruppe der DLRG zur Realistischen Unfall- und Notfalldarstellung (kurz RUND) den gedachten Einsatzort vorbereitet. 15 Mimen wurden Verletzungen angeschminkt und diese danach in der Schule platziert. Mit Diskonebel wurde das Gebäude verraucht.
Nach dem Alarm traf zunächst die Ortsfeuerwehr Neuenkirchen ein. Während Einsatzleiter und Ortsbrandmeister Mario Seppel eine erste Erkundung durchführte, eilten bereits die Drehleitereinheit aus Melle-Mitte, die Wehren aus St. Annen und Wellingholzhausen sowie Kräfte des Rettungsdienstes zum Einsatzort. Schnell wurde klar, dass es zahlreiche Verletzte gab, weshalb zusätzliche Rettungskräfte nachalarmiert wurden. Neben weiteren Rettungswagen wurden Notfallseelsorger und spezielle Einheiten zur Koordination von Feuerwehr und Rettungsdienst zum Unglücksort geschickt.
Überörtliche Einheiten im Einsatz
Mehrere Einsatztrupps unter schwerem Atemschutz suchten die verschiedenen Bereiche der Schule nach eingeschlossenen Personen ab. Einige konnten aus dem ersten Obergeschoss mit einer Drehleiter gerettet werden, während andere mit Muskelkraft und diversen Tragearten ins Freie gebracht werden mussten. Der Rettungsdienst untersuchte und kategorisierte die Geretteten nach Schwere ihrer Verletzungen, um Prioriäten in der Behandlung festzulegen und sie in geeigneter Weise auf den Transport in mehrere Krankenhäuser zu verteilen. Tatsächlich wurden die angenommenen Verletzten auch in solche gebracht und dort die weitere Behandlung simuliert.
Damit die Rettungskette für so viele Patienten schnell und effektiv funktioniert, sind besondere Strukturen in der Einsatzleitung notwendig. Zwei sogenannte Führungs- und Kommunikationseinheiten (Fükom) des DRK sowie ein großer Einsatzleitwagen der Kreisfeuerwehr Osnabrück stellten Technik und Arbeitshilfen zur Verfügung, damit der Einsatzleiter, die Abschnittsleiter, der Leitende Notarzt und der Organisatorische Leiter Rettungsdienst den Ablauf gut koordinieren und einen Überblick über die Lage behalten konnten.
Bürgermeisterin nah am Geschehen
Gegen 12 Uhr konnte die Übung erfolgreich beendet werden. Während der gesamten Dauer war auch die Bürgermeisterin der Stadt Melle, Jutta Dettmann, vor Ort. In ihrer lokalpolitischen Karriere hat sie schon einige Einsatzübungen gesehen, doch als langweilig empfindet sie solche trotzdem nicht. „Diese Übungen sind immer wieder spannend und immer wieder etwas anders.“, so Dettmann im Gespräch vor Ort.
„Neben den Hauptamtlichen im Rettungdienst stellt eine große Zahl freiwilliger Retter in Feuerwehren und Hilfsorganisationen die Sicherheit in unserer Stadt und dem Landkreis sicher. Dafür habe ich großen Respekt.“, so die Bürgermeisterin weiter. Mit ihrer Anwesenheit über den kompletten Vormittag wollte sie die Wertschätzung gegenüber diesem Ehrenamt zum Ausdruck bringen.
Damit diese Struktur auch weiterhin rund um die Uhr funktioniert, brauchen die Einsatzkräfte den Rückhalt von Familien, Arbeitskollegen und Vorgesetzten. Neben der gesetzlichen Vorgaben möchte Jutta Dettmann deshalb bei den Arbeitgebern der Region dafür werben, dass sie die Retter unter ihren Mitarbeitern unterstützen und diese in den Arbeitszeiten wohlwollend für die Einsätze freistellen.
Zusammen mit etwa 75 Feuerwehrleuten aus der Stadt Melle und dem Landkreis Osnabrück waren 54 Kräfte des Rettungsdienstes vor Ort. Hauptberufliche Mitarbeiter umliegender Rettungswachen besetzten in ihrer Freizeit dienstfreie Fahrzeuge für die Übung. Ehrenamtliche der DRK-Kreisverbände Osnabrück-Land, Melle und Wittlage ergänzten diese im Rahmen der kreisweiten Einsatzpläne. Mehr als 30 weitere Helfer beteiligten sich in der Übungsleitung und -beobachtung sowie der Patientendarstellung.
Nach Übungsende zeigten sich die Verantwortlichen mit dem Ablauf zufrieden. Der aktuelle Stand der Konzepte für derartige Lagen konnte erfolgreich auf Praxistauglichkeit überprüft werden. Dass aber auch Details ausgemacht wurden, die optimiert werden sollen, gehört zur Normalität solcher Übungen. Schließlich kann in diesem Umfang nicht ständig trainiert werden und gibt es derart viele Einflussfaktoren, dass sich jedes Mal etwas anders gestaltet.