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Flugstunden beim Schnee-Eulennachwuchs im Osnabrücker Zoo

Mittlerweile steht fest:Die drei Schnee-Eulen, die im Osnabrücker Zoo per Hand aufgezogen wurden, sind Weibchen. Ihr Ziehvater Andreas Wulftange trainiert sie falknerisch und mit etwas Glück können Zoobesucher die Flugversuche beobachten.

Andreas Wulftange, wissenschaftlicher Mitarbeiter und ausgebildeter Falkner, versorgt die Jungtiere fachmännisch.
Andreas Wulftange, wissenschaftlicher Mitarbeiter mit den drei Schneeeulen im August.

 

Mittlerweile fast ausgewachsen

Smilla, Greta und Frieda – die drei Schnee-Eulen, die Mitte Juli geschlüpft sind, haben endlich Namen. „Sie waren länger namenlos, weil man erst jetzt am Gefieder eindeutig das Geschlecht erkennen kann“, erklärt der wissenschaftliche Assistent Andreas Wulftange. Denn mit zunehmendem Alter wird das Gefieder männlicher Schnee-Eulen fast komplett weiß, das Gefieder der Weibchen ist dem Jungtier-Gefieder ähnlich: hell und von dunkle Flecken und Bändern durchzogen. Wulftange, Biologe und gelernter Tierpfleger, zog die drei Eulen auf, nachdem die Mutter die Eier nicht bebrütet hatte. Zoobesucher durften  Namensvorschläge machen, aus denen Wulftange eine Auswahl traf. „Die älteste der drei Eulen heißt Smilla. Sie lässt sich am ehesten von mir anfassen und ist richtig lieb. Allerdings lässt sie sich leicht durch ihre Umgebung ablenken“, erklärt er die charakterlichen Unterschiede. „Greta ist vorsichtiger und kneift schon mal mit dem Schnabel zu – was aber nicht böse gemeint ist. Frieda, das Nesthäkchen, ist von der Entwicklung ein bisschen hinter den anderen, entwickelt sich aber gut und ist auch sehr lieb.“

Wulftange mit Smilla am 13. November 2015.
Wulftange mit Smilla am 13. November 2015.

Flugübungen auf der Aquarium-Wiese

Auf der Wiese zwischen Tetra-Aquarium und Tigertempelgarten übt der ausgebildete Falkner mit seinen Schützlingen das Fliegen – und geht dabei individuell auf den Entwicklungsstand der einzelnen Schnee-Eulen ein. „Man muss die Tiere ganz genau ‚lesen‘ lernen und das richtige Maß an Forderung finden. Das ist bei jedem der drei Vögel anders und tagesformabhängig“, erklärt Wulftange. Vogelrevier-Leiterin Kirsten Bischoff und Tierpfleger Dirk Wieferich unterstützen ihn bei den Trainingseinheiten. Dann fliegen die Eulen nacheinander vom Handschuh der Tierpfleger zu dem des Falkners und umgekehrt.

Zoo Eule Frieda
Ganz entspannt lässt sich Frieda von Tierpfleger Dirk Wieferich zum „Flugübungsplatz“ auf dem Arm tragen.

Die Schnee-Eulen beobachten ihre Umgebung erst ganz genau, bevor sie ihre Flügel zum Gleitflug ausbreiten – diese haben eine imposante Spannweite von etwa eineinhalb Metern. „Um die Eulen zum Fliegen zu animieren, halte ich Fleisch hoch und ziehe so die Aufmerksamkeit der Eule auf mich. Anschließend lege ich es zwischen Daumen und Zeigefinger der behandschuhten Hand, den Arm vor dem Oberkörper angewinkelt und klopfe mit der anderen Hand auf den Lederhandschuh“, erklärt Wulftange den festen Ablauf. Die Eulen haben schon gelernt: Nun lohnt es sich zu ihm zu fliegen, denn dann gibt es einen Leckerbissen. Je nachdem, welche Eule fliegt und wie die Tagesstimmung bei dem Trio ist, verkürzt oder verlängert der Falkner die Flugstrecke und auch die Anzahl der Flüge ist unterschiedlich. Mal stehen Wulftange und einer der Tierpfleger nur 3 oder 4 Meter auseinander, an einem guten Tag und bei Smilla, der sichersten „Fliegerin“, auch schon mal 10 Meter. Ziel der Flugstunden ist, dass die Jungvögel ihre Muskeln stärken und lernen, Futter und den Handschuh des Falkners richtig anzupeilen und dort zu landen. „Wir müssen langsam üben – wichtig ist, die Trainingseinheit mit einem positiven Ergebnis für die Eulen abzuschließen“, erklärt Wulftange. Wie bei Hunden beispielsweise erfolge ein großer Teil der Motivation über Futter, „aber ohne Vertrauen geht da nichts“, so der Biologe. Die Drei merken auch, ob Wulftange, Bischoff oder Wieferich mit Futter wartet: „Smilla, Greta und Frieda erkennen mich und kennen meine Körpersprache“, erklärt er der Falkner.

Greta kurz vorm Abflug mit Revierleiterin Kirsten Bischoff.
Greta kurz vorm Abflug mit Revierleiterin Kirsten Bischoff. Sie hat jetzt eine Spannweite von etwa 1,35 m und wiegt um die 1700g, ist damit also noch nicht ausgewachsen.

 

Mit Geschüh und Lockschnur

Die Schnee-Eulen tragen, wie in der Falknerei üblich, ein sogenanntes „Geschüh“ – leichte, weiche Lederriemen, die um den Fuß gelegt werden. Daran wird die sogenannte „Lockschnur“ befestigt. Trägt der Falkner eine Eule, legt er die Lockschnur zum Halt um seine Finger. Wenn die Eulen fliegen, ist die lange Schnur an einem dicken Ast befestigt, der in der Mitte der Flugstrecke auf dem Rasen liegt. „In der Anfangszeit ist das wichtig, denn wenn sich die Eulen erschrecken, zum Beispiel vor einem vorbeigehenden Menschen oder Hund, würden sie wegfliegen oder auch mal angreifen. Das könnte gefährlich werden für Mensch und Tier“, so Wulftange. Später, wenn die Eulen sicher fliegen, wird die Lockschnur nicht mehr benötigt. Greifvögel und Eulen, so Wulftange, flögen nur für die drei „F“s: Fressen, Fortpflanzung und Flucht. Besucher können Smilla, Greta und Frieda dabei beobachten, wie sie für ersteres fliegen. Fast täglich trainiert Wulftange zumeist vormittags mit seinen Schützlingen auf der Wiese zwischen dem Tetra-Aquarium und dem Tigertempelgarten. Wenn kein Training ansteht, leben die Eulen in einer Voliere nahe der Gaststätte. Die Eltern der drei Flugkünstlerinnen sind in einer Voliere im Vogelgarten zuhause.

 

 

Wissenswertes zu Schnee-Eulen (Nyctea scandiaca)

Die Schnee-Eule hat ein großes Verbreitungsgebiet und gilt mit einem geschätzten Bestand von 290.000 Individuen nicht als gefährdet. Die Schnee-Eule lebt nördlich bzw. oberhalb der Waldgrenze in übersichtlichem Gelände, etwa in Moor- und Heidegebieten. Sie lebt in Alaska, Kanada, Saint Pierre and Miquelon, Grönland, Norwegen, Schweden, Finnland, und Russland. Gelegentlich brütet sie auch auf Island und den Shetland-Inseln. 

Wie bei vielen anderen Eulenarten sind die Weibchen größer (im Durchschnitt 63 Zentimeter) als die Männchen (im Durchschnitt 58 Zentimeter). Damit ist die Schnee-Eule fast so groß wie ein Uhu. Die Flügelspannweite misst zwischen 145 und 157 Zentimeter.

Das Gefieder der männlichen Tiere ist weitestgehend weiß, während das der Weibchen teilweise grau gebändert ist. Wie der Uhu hat auch die Schnee-Eule Federohren – diese sind aber nicht so ausgeprägt und die Eulen richten sie nur selten auf. Damit Füße und Zehen gegen die Kälte geschützt sind und die Schnee-Eule nicht im Schnee einsinkt, sind diese dicht befiedert – ähnlich einem Schneeschuh. 

Schnee-Eulen ernähren sich von kleineren Säugetieren wie Mäusen oder Lemmingen. Sie können aber auch größere Tiere erbeuten, wie zum Beispiel Schneehasen. Sie versuchen ihre Beute im Flug zu ergreifen.

Weibchen legen drei bis elf Eier in einer einfachen Nestmulde auf dem Boden und bebrüten sie 30 bis 33 Tagen lang. Das Männchen brütet nicht, sondern versorgt seine Partnerin in der Zeit mit Nahrung. Abgesehen von Raubmöwen und Polarfüchsen, die unbewachte Nester plündern, besitzen die Schnee-Eulen kaum natürliche Feinde. Im Gegensatz zu den meisten anderen Eulenarten jagen Schnee-Eulen auch tagsüber.

Schnee-Eulen in der Wildbahn werden circa neun bis 15 Jahre alt, in menschlicher Obhut können sie ein Alter von bis zu 28 Jahren erreichen.

Quellen: Eulenwelt.de, VDZ, wikipedia.de

Fotos: Susanne Kistenmacher


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Zoo Osnabrück
Zoo Osnabrückhttp://www.zoo-osnabrueck.de/
Eine Pressemitteilung vom Zoo Osnabrück.

  

   

 

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