„Was passiert eigentlich mit dem Fleisch?“ Gleich mehrere Leser wollten an diesem Montag wissen, was mit dem Fleisch passiert, an dem die inzwischen 92 mit dem Corona-Virus infizierten Mitarbeiter des Zerlegebetriebs in Dissen gearbeitet haben, bzw. dass noch auf weitere Bearbeitung in dem Betrieb wartet.
Am Montagvormittag meldete sich ein Sprecher des Landkreises Osnabrück bei unserer Redaktion mit einer Pressemitteilung, demnach wird der Betrieb vorerst nicht gestoppt, wie noch am Wochenende angekündigt.
Der unter WestCrown firmierende Betrieb in Dissen gehört zum Westfleisch-Konzern (lt. Wikipedia das drittgrößte fleischverarbeitende Unternehmen in Deutschland) und wird als Gemeinschaftsunternehmen mit dem Unternehmen DanishCrown betrieben.
Die Firma darf nach Angaben des Landkreises die aktuell noch im Betrieb zur Verarbeitung gelagerten Schweinehälften sowie die Fleischmengen, die bereits in Lastwagen aus ganz Europa angeliefert werden und nicht mehr gestoppt werden können, in den kommenden Tagen noch verarbeiten. Nach dieser Notzerlegung wird der Betrieb für zwei Wochen geschlossen, was der Inkubationszeit entspricht. Das haben der Landkreis Osnabrück, das niedersächsische Sozialministerium und das Landesgesundheitsamt festgelegt.
Besser auf den Grill als zur Entsorgung
„Mit dieser Entscheidung wird verhindert, dass große Mengen von bereits geschlachtetem Schweinefleisch entsorgt werden müssen“, begründet der Landkreis Osnabrück die Maßnahme. Außerdem, so der Landkreissprecher, entspräche dieses Vorgehen der gemeinsamen Einschätzung der Behörden, wonach spezialisierte Zerlegebetriebe wie das Dissener Unternehmen als wichtiger Teil der Lebensmittelversorgung betrachtet werden. Wegen dieser besonderen Rolle kann die Erlaubnis zur Notzerlegung erteilt werden, bei der zur Verarbeitung der bereits im Betrieb vorhandenen oder aktuell angelieferten Fleischmengen nur solche Mitarbeiter zum Einsatz kommen, die bei den ersten Untersuchungen negativ auf Corona getestet worden waren.
Es soll jetzt ein „Hygienekonzept“ geben
Um die größtmögliche Sicherheit auch bei der Notzerlegung der beschriebenen Fleischmengen zu gewährleisten, hat das Unternehmen ein detailliertes Hygienekonzept sowohl für die Abläufe im Betrieb als auch bei der Unterbringung der Arbeitskräfte ausgearbeitet, das vom Landkreis Osnabrück geprüft wird. Voraussetzung für die Notzerlegung ist außerdem der Nachweis, dass die bereits geschlachteten Mengen nicht von anderen Unternehmen verarbeitet werden können.
DGB zweifelt an Konsequenzen und will demonstrieren
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) kündigte inzwischen eine gewerkschaftliche Protestaktion zu den Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie an, die am Mittwochmorgen in Dissen vor den Toren von WestCrown stattfinden soll.
In der Ankündigung zur Protestaktion wird angezweifelt, dass das Unternehmen so kurzfristig „Konsequenzen aus den unhaltbaren Zuständen“ ziehen konnte. Der DGB geht davon aus, dass der Arbeitsschutz und die Wohnsituation der Werkvertragsarbeiter noch nicht verbessert wurden.
Kommentar des Redakteurs
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