In einem sehr offen geführten Pressegespräch, bei dem alle aktuell vorliegenden Informationen zum Hintergrund des Fischsterbens zur Sprache kamen, standen Vertreter der Stadtverwaltung, der Feuerwehr und Stadtwerke am Mittwochabend Rede und Antwort.
Wolfgang Beckermann, erster Stadtrat und Vertreter des Oberbürgermeisters berichtete über den Ablauf eines der größten Feuerwehreinsätze in den vergangenen Jahren. Am frühen Montagabend war er noch vor Ort Fledder, gemeinsam bestand bei allen Beteiligten die Überzeugung, der Brand sei gelöscht und damit auch das Schlimmste überstanden. „Wir dachten alles im Griff zu haben“, so Beckermann.
Bereits während der Löscharbeiten wurde sich um das Löschwasser gesorgt
Etwa 20 Minuten nach Einsatzbeginn am Montagmittag waren bereits Vertreter des Fachbereichs Umwelt und Klimaschutz der Stadt Osnabrück vor Ort, beschrieb Dietrich Bettenbrock, Leiter der Feuerwehr Osnabrück das, was er als „eingeübte Zusammenarbeit“ bezeichnete.
Während die Feuerwehrleute in der Gesmolder Straße darum kämpften ein Übergreifen der Flammen auf Nachbargebäude zu verhindern, machten sich die städtischen Umweltspezialisten in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken auch die Suche nach dem Weg, den das Löschwasser vermutlich gehen würde.
An der Ackerstraße wurden sie fündig. Dort sorgt ein mehrstufig angelegtes Rückhaltebecken dafür, dass im Normalfall, zum Beispiel bei starkem Regen, das Wasser aus der Kanalisation, bevor es in die Hase fließt, bereits grob gereinigt wird. Da nun aber mit Chemikalien versetztes Löschwasser im Anmarsch war, wurde der Abfluss in die Hase gesperrt.
„Mit allen in der Region kurzfristig verfügbaren Tanklastern, so Detlef Gerdts, Leiter des Fachbereichs Umwelt und Klimaschutz, wurde damit begonnen das aufgestaute Löschwasser abzupumpen und per Tanklaster zur Entsorgungsfirma Remondis nach Bramsche zu fahren. Insgesamt wurden so 200.000 Liter vor dem Abfluss in die Hase bewahrt.
Offene Frage: Wo ist der „Bypass“ in die Hase?
Über einen bislang noch nicht genau identifizierten „Bypass“ muss sich dann in der Nacht eine kleine Menge des Löschwassers seinen Weg doch noch in die Hase gesucht haben, erläutert Gerdts, was alle Beteiligten am Dienstagmorgen vollkommen überrascht hatte.
Die Flüssigkeit, die am frühen Morgen durch Schaumbildung in der Hase auffiel, ist allerdings nicht durch einen Schaum-Einsatz der Feuerwehr entstanden, ergänzt Feuerwehrchef Bettenbrock.
Weil sich in diesem Abwasser konzentrierte Reinigungsmittel befanden, die in der Lagerhalle des abgebrannten Reinigunsmittelunternehmens gelagert wurden, ist der Hase massiv Sauerstoff entzogen worden. Mittelfristig sind die Reinigungsmittel sogar „biologisch abbaubar“, kurzfristig aber dennoch tödlich für alles Leben im Wasser auf aktuell bis zu 12 Kilometer des Flusslaufs der Hase.
Die Lagerung dieses Reinigungsmittelkonzentrats erfolgte in Einklang mit den gesetzlichen Vorschriften, betont die u.a. auch für die Feuerwehr der Stadt Osnabrück zuständige hauptamtliche Stadträtin Katharina Pötter, die für den Pressetermin ihren Urlaub unterbrach.
Reichlich frisches Wasser und Sauerstoff sollen helfen
Ziel der Stadtverwaltung, in Zusammenarbeit mit allen für die Gewässer und insbesondere die Hase zuständigen Stellen, ist nun die Schadensbegrenzung für die Gemeinden unterhalb von Osnabrück.
Mit dem Eigentümer des Stockumer- bzw. Natberger Sees, oberhalb des Stadtgebiets, konnte verabredet werden, das von seinem Gewässer aus nun stündlich 500.000 Liter Frischwasser in die Hase geleitet werden.
Unterhalb des Stadtgebiets, in Eversburg, werden durch das THW aus Lingen, die über eine besonders leistungsfähigen Pumpe verfügen, nochmals 600.000 Liter frisches Wasser pro Stunde hinzugefügt.
Im Bereich „Hasekolk“, kurz vor Voxtrup, wird das Wasser der Hase zusätzlich mit einem speziellen „Belüftungsgerät“ mit Sauerstoff angereichert.
Fische starben nicht direkt durch Chemikalien
Die Fische sind, so der aktuelle Stand, nicht an einer Chemikalienvergiftung gestorben, sondern durch Sauerstoffmangel. In den kommenden Stunden wird sich zeigen, ob die getroffenen Maßnahmen dafür sorgen werden, dass sich die „Todeszone“, die aktuell vom Fledder bis kurz vor Eversburg reicht, nicht weiter in Richtung Bramsche ausdehnt.
Eine Schuldfrage oder gar eine Schätzung, wie hoch der entstandene Schaden zu beziffern sein wird, wollten die Vertreter von Stadtverwaltung, Feuerwehr und Stadtwerken nicht abgeben.
Symbolbild: Fischsterben