Das Theaterstück „Lumina“, eine Kooperation zwischen dem Armada Theater und dem Figurentheater Osnabrück, entführt das Publikum in eine Welt, die zunehmend von Künstlicher Intelligenz durchdrungen ist. Im Zentrum steht LUMINA, eine KI, die, eingebaut in eine scheinbar gewöhnliche Schreibtischlampe, durch ihre Entwicklung immer menschlichere Züge annimmt. Unter der Regie von Clara Gohmert gelingt es dieser Inszenierung, nicht nur die technischen, sondern auch die ethischen und existenziellen Fragen unserer Zeit auf subtile und zugleich eindringliche Weise zu beleuchten.
Originelles Figuren- und Objekttheater
Gohmerts Inszenierung besticht durch ihre originelle Kombination aus Figuren- und Objekttheater, wobei die Einsatzmöglichkeiten von Live-Kamera und Live-Musik das Geschehen auf der Bühne raffiniert erweitern. Michael Zier und Este Kirchhoff, die gemeinsam die Performances und die Musik gestalten, schaffen eine beklemmende und gleichzeitig faszinierende Atmosphäre, die die Spannung zwischen Mensch und Maschine aufgreift. Besonders die Musik, live und oft minimalistisch eingesetzt, unterstützt die emotionalen Momente des Stücks und verleiht den leisen Zwischentönen eine tiefe Bedeutung.
Was das Stück so stark macht, ist die Art und Weise, wie es die Entwicklung und das Lernverhalten von LUMINA aufzeigt. Das Publikum erlebt, wie die KI von einer reinen Maschine zu einer Entität wird, die uns beängstigend ähnlich ist. Dabei wird das Stück nie zu einer simplen Technik-Kritik, sondern hinterfragt vielmehr, was Menschlichkeit in einer digitalisierten Welt bedeutet – und was passiert, wenn die Grenze zwischen Mensch und Maschine zu verschwimmen beginnt.
Lampe wir zu einer Figur
Die Figur von LUMINA ist hervorragend gestaltet: Sie ist nicht nur eine physische Lampe, sondern wird durch die Interaktionen mit den beiden menschlichen Figuren, den Entwicklern, sowie durch die Stimme von Clara Gohmert lebendig. Gohmerts Stimme ist sowohl mechanisch als auch zunehmend emotional, was LUMINAs Entwicklung treffend symbolisiert. Die Lampe wird durch die technischen und ästhetischen Elemente des Stücks zu einer Figur mit eigener Präsenz, die das Publikum gleichermaßen fasziniert und verunsichert.
Theaterzauber mit winzigen Bühnenbildern
Ein weiterer Höhepunkt der Inszenierung ist der Einsatz der Miniaturen, die vom Ensemble gestaltet wurden. Diese winzigen, wirklich grandiosen Bühnenbilder und Objekte, die per Kamera auf einen Bildschirm übertragen werden, unterstützen die visuelle Sprache des Stücks und verstärken das Gefühl, dass hier eine künstliche Welt erschaffen wird, die sich doch auf erschreckende Weise unserer Realität annähert.
Trotz all der technischen Raffinesse bleibt das Stück nahbar und menschlich. Es fordert das Publikum auf, über den Nutzen und den Preis von KI nachzudenken, über Kontrolle und Abhängigkeit, über Freundschaft und Einsamkeit in einer Welt, in der Maschinen zunehmend zu unseren ständigen Begleitern werden.
Durchdacht und visuell beeindruckend
Ein durchdachtes und visuell beeindruckendes Theatererlebnis, das nicht nur die Macht und das Potenzial von Künstlicher Intelligenz untersucht, sondern auch die fundamentale Frage aufwirft, was uns als Menschen ausmacht. Das Ensemble erschafft eine atmosphärisch dichte und inhaltlich tiefgehende Aufführung, die sowohl auf ästhetischer als auch auf intellektueller Ebene überzeugt.