Die Osnabrücker Polizei präsentiert die Beweismittel gegen die Betrüger. Es wurden unter anderem Waffen, Autos und Schmuck beschlagnahmt.
Es ist ein besonders perfider Trick: Betrüger rufen gezielt bei älteren Menschen an, geben sich als Polizisten aus und nehmen ihren Opfern Geld und Wertgegenstände ab. Am Mittwoch (12. Februar) ist es deutschen und türkischen Ermittlern gelungen die Hintermänner einer solchen Betrügerbande festzunehmen.
Am Mittwochmorgen führten Polizeikräfte in Deutschland und der Türkei einen gemeinsamen Schlag gegen das organisierte Verbrechen. In Nordrhein-Westfalen wurden 19 Wohnungen, Geschäftsräume und Fahrzeuge durchsucht, vier Personen konnten festgenommen werden. Zeitgleich durchsuchte die türkische Polizei 20 Objekte in Antalya und Istanbul, 24 Personen, darunter auch die mutmaßlichen Drahtzieher der Bande, wurden festgenommen. Bei den Razzien wurden große Mengen Bargeld, Waffen, Autos, hochwertiger Schmuck und sogenannte Grow-Zelte, die meist zum Hanfanbau genutzt werden, sichergestellt. Die Osnabrücker Polizei spielt bei den Ermittlungen eine zentrale Rolle. 2018 wurde sie vom Sohn einer etwa 80 Jahre alten Dame, die von falschen Polizisten angerufen wurde, kontaktiert. Bei der Übergabe des Geldes konnte die Polizei drei der Betrüger festnehmen, die darauf folgenden Ermittlungen führten zu sechs weiteren Festnahmen und schließlich zu den gestrigen Razzien. Bereits im Jahr 2019 wurde einer der falschen Polizisten zu einer Haftstrafe verurteilt.
Täter rufen gezielt Senioren an
Das Vorgehen der Täter war immer gleich. Sie suchten in Telefonbücher nach altmodischen Namen und besonders kurzen Nummern um gezielt Senioren anzurufen. Am Telefon gaben sie sich als Polizeibeamte aus und erzählten den Opfern, ihr Erspartes sei durch bevorstehende Einbrüche oder korrupte Bankmitarbeiter bedroht. Im Anschluss forderten sie die Senioren auf, große Geldbeträge abzuheben und sie angeblichen Polizeibeamten zur Verwahrung zu übergeben. Die Betrüger riefen ihre Opfer über viele Tage immer wieder an und setzten sie erheblich unter Druck. Leider hatte die Masche oft Erfolg, bundesweit entstand ein Schaden von mehr als drei Millionen Euro. Für die Opfer sind die Folgen immens. Sie haben erhebliche Geldbeträge und Wertgegenstände verloren, der tagelange Telefonterror sorgt zusätzlich für Angstgefühle und psychischen Stress. Außerdem wurde ihr Vertrauen in Polizei und Behörden beschädigt, erzählt Marco Ellermann, Sprecher der Polizeidirektion Osnabrück. Der folgende Telefonmitschnitt zeigt einen solchen Betrugsanruf. Die Aufnahme stammt nicht aus dem aktuellen Verfahren, sondern dokumentiert einen früheren Fall.
Wachsamkeit ist weiterhin geboten
„Mit der gestrigen Aktion ist uns ein großer Fisch ins Netz gegangen. Trotzdem wird diese Betrugsmasche nicht verschwinden, da sie seit Jahren auch von anderen Kriminellen genutzt wird und neue Betrüger die Lücke füllen dürften. Daher ist Prävention wichtig, bitte klären Sie ältere Menschen über diese Masche auf, damit sie gar nicht erst zu Opfern werden,“ sagt Michael Zorn, Vizepräsident der Polizeidirektion Osnabrück. Außerdem gibt die Polizei folgende Hinweise:
- Die Polizei ruft Sie niemals unter dem Polizeinotruf 110 an.
- Lassen Sie sich am Telefon nicht unter Druck setzen.
- Legen sie den Hörer auf – so werden Sie Betrüger los.
- Rufen Sie nicht auf den angezeigten Rufnummern zurück. Suchen Sie selbstständig im Telefonbuch die Rufnummer der örtlichen Polizei oder wählen Sie den Notruf 110.
- Benutzen Sie nicht die Rückruftaste, da Sie sonst wieder bei den Tätern landen.
- Werden Sie misstrauisch wenn schnelle Entscheidungen, Kontaktaufnahme mit Fremden oder die Herausgabe von persönlichen Daten, Bargeld, Schmuck oder Wertgegenständen gefordert werden.
- Sprechen Sie am Telefon nicht über finanzielle und/oder persönliche Verhältnisse.
- Wählen Sie die 110 und teilen Sie den Sachverhalt ihrer Polizei mit.
- Sollte ein angeblicher Polizist bei Ihnen an der Haustür klingeln, lassen Sie sich den Dienstausweis zeigen. Ein echter Polizist hat Verständnis dafür, dass Sie bei der örtlichen Polizeidienststelle telefonisch rückfragen. Suchen Sie die Rufnummer der Polizeidienststelle bitte selber im Telefonbuch und vertrauen Sie nicht einer Rufnummer, die Ihnen mündlich (z.B. an der Haustür) mitgeteilt wird.