Obwohl die Anzahl von gemeldeten Fällen der durch Zecken übertragenen Krankheit Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) in Deutschland 2023 gesunken ist, warnen Experten vor einem trügerischen Sicherheitsgefühl. Denn die Forscher der Universität Hohenheim entdecken einen längerfristigen Aufwärtstrend aufgrund der Ganzjahresaktivität von Zecken und einer erhöhten Dunkelziffer der FSME-Erkrankungen.
Die verborgene Gefahr
Die Dunkelziffer für FSME-Erkrankungen ist laut neuesten Forschungen hoch: das Virus wird siebenmal häufiger übertragen als bisher angenommen. „Diese Zahlen täuschen“, warnt Rainer Oehme, Laborleiter im Gesundheitsministerium Baden-Württemberg, „Infektionszahlen unterliegen immer jährlichen Schwankungen. Doch der längerfristige Trend zeigt deutlich nach oben.“ Die Impfung, auch für Kinder, gewinnt daher zunehmend an Bedeutung.
Regionale Unterschiede
Während 85 Prozent der FSME-Fälle weiterhin in den südlichen Bundesländern stattfinden, steigen die Fallzahlen auch im Norden und Osten Deutschlands an. Laut Oehme stellen die deutschen Mittelgebirge eine Art Grenzlinie dar, wobei nördlich davon die Fallzahlen niedriger sind als im Süden.
Zecken: Ganzjährige Aktivität
Ute Mackenstedt, Parasitologin an der Universität Hohenheim, gibt zudem zu bedenken, dass Zecken keine Winterpause mehr machen und das FSME-Geschehen somit zeitlich nach vorne verlagert wird. „2023 begann die Zeckenaktivität extrem früh, was sich in den FSME-Zahlen widerspiegelt,“ erklärt sie und fügt hinzu, dass die Frequenz besonders zeckenreicher Jahre sich offenbar erhöht habe.
Naturherde und Dunkelziffer
Die Forscher identifizieren auch mehr sogenannte Naturherde, das sind kleine, räumlich begrenzte Gebiete, mit vielen FSME-positiven Zecken. Nach Forschungsergebnissen von Gerhard Dobler, Leiter des Nationalen Konsiliarlabors FSME am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München, werden außerdem nicht alle FSME-Fälle entdeckt. „Wenn man die nicht erkannten Infektionen einbezieht, ist das Risiko einer FSME-Infektion in dem Kreis um ein siebenfaches höher als bisher angenommen“, fügt Dobler hinzu. Er empfiehlt daher dringend die FSME-Impfung.
Impfempfehlung und Symptome
Rund zehn Prozent von über 500 befragten Patienten haben auch nach über einem Jahr noch Konzentrationsschwierigkeiten, Probleme mit der Balance oder beim Gehen, berichtet Dobler und betont, dass auch Menschen außerhalb der Risikogebiete sich impfen lassen sollten. FSME-Erreger, die durch europäische Zecken wie den europäischen Holzbock übertragen werden, führen nach rund 10 Tagen zu grippeähnlichen Symptomen. Bei einem Drittel der Patienten kann die Krankheit schwerere Verläufe nehmen, bis hin zu Bewusstseinsstörungen, epileptischen Anfällen und in seltenen Fällen sogar zum Tod. Ist die Krankheit erst einmal ausgebrochen, können nur die Symptome therapiert werden.
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