In freier Wildbahn gibt es nur noch circa 2500 Exemplare. Damit steht der eher unscheinbare Drill (Mandrillus leucophaeus) auf der roten Liste der bedrohten Tierarten ganz weit oben. Er gilt als der seltenste Affe in Afrika. Die Verwandten der Paviane haben ein braun-beiges Fell, dunkle Gesichter und wurden in den Zoos eher in kleinen Gehegen gehalten, in dem die Tiere sich schwer paaren ließen. Dabei ist es gerade für die Waldpaviane, wie der Drill auch genannt wird, besonders wichtig, in Horden zu leben, in denen es ein dominantes Männchen gibt, welches einen Harem von Weibchen um sich hat. Auch weitere Männchen werden geduldet, sind dann aber nicht berechtigt, sich fortzupflanzen.
Nur 80 Tiere in Europa
Zur Zeit gibt es etwas 80 Tiere in ganz Europa, die im Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) gelistet sind. Mit sieben Tieren lebt dabei die größte Gruppe seit etwa drei Monaten in Osnabrück. Sie teilen sich mit drei Diana Meerkatzen (Cercopithecus diana) und weiteren drei Rotbüffeln (Syncerus nanus) die etwa 2.400 qm große Anlage in „Takamanda“, dem Afrika-Areal im Zoo Osnabrück.
Der Anführer der Drill-Gruppe ist das älteste Männchen Aku (11 Jahre), der aus Wuppertal stammt. Die beiden anderen „Jung-Männer“ Nzuri und Moaba (beide vier Jahre alt) stammen aus Barcelona. Dann kamen noch die Weibchen Nala (7), Bokassi (20) und Kimani (4) aus Saarbrücken und Katara (7) aus Hannover. Das Männchen Aku ist leicht zu erkennen: Er ist der größte Drill, die Größe seines Kopfes ist beeindruckend und der Genitalbereich leuchtet in rot bis lila Tönen. Die Männchen erreichen ein Gewicht von circa 35 Kilogramm, während die Weibchen gerade mal die Hälfte wiegen. „Insgesamt 80 Tiere sind innerhalb Europas im EEP erfasst. Wir planen im nächsten Jahr noch auf acht bis zehn Tiere zu erhöhen“, so Tobias Klumpe, wissenschaftlicher Mitarbeiter, der zusammen mit dem EEP-Koordinatoren die Zuchtgruppe zusammenstellte. Ziel des EEP ist es, in den nächsten 20 Jahren die Anzahl der im Zoo lebenden Tiere auf etwa 300 zu erhöhen.
Männchen Aku nimmt seine Rolle wahr
Doch warum ist der Drill so bedroht? Zoodirektor Prof. Michael Böer erklärt: „Drills leben im Regenwald. Da der Regenwald zerstört wird und der Mensch sich immer weiter ausbreitet, verschwindet damit auch ihr Lebensraum. Zudem werden die Primaten wegen ihres Fleisches gejagt. Laut einer Freilanduntersuchung gibt es nur noch circa 2.500 Tiere und ihr gesamter Lebensraum ist nur noch 30.000 Quadratkilometer groß – kleiner als die Schweiz.“ Ein weiteres Problem: Die restlichen Gruppen weichen in kleine Waldinseln zurück und treffen nicht mehr aufeinander. Ein ausreichender Austausch von Genmaterial sei damit nicht mehr gewährleistet, so Böer. Im Zoo Osnabrück hofft man nun darauf, dass die Drills sich vermehren. Die neuen Gruppenmitglieder verstehen sich schon sehr gut, wie Revierleiter und Tierpfleger Wolfgang Festl berichtet: „Aku nimmt seine Rolle als Chef gut wahr und es könnte sein, dass bereits drei Weibchen tragend sind. Die männlichen Jungtiere hat Aku im Griff, er zeigt ihnen deutlich, aber ohne Aggressionen, wer das Sagen hat.“ Die Tragzeit bei den Drillweibchen beträgt circa 190 Tage. In der Regel gebären sie ein Jungtier. Nach zwei bis drei Jahren können die Weibchen dann wieder schwanger werden, solange kümmern sie sich um ihr Junges. Die Jungtiere, welche bis zu einem Jahr bei der Mutter säugen, können aber schon mit einigen Monaten feste Kost aufnehmen. Auf dem Speisezettel stehen Obst, Gemüse und Körner.
2.000 Euro für Schutzprojekt in Afrika
Der Zoo Osnabrück bringt sich nicht nur bei der Nachzucht in die Arterhaltung ein, sondern auch in Freilandprojekte. „Wir werden im nächsten Jahr 2.000 Euro an eine Auffangstation spenden, die ehemalige Jäger finanziert, die nun als Wildhüter arbeiten. Ihre Aufgabe ist für die Stationen die sogenannte Aframomun Pflanze zu sammeln, die die Drills hauptsächlich fressen“, berichtet Böer. Ausserdem kümmern sich die Mitarbeiter in der Auffangstation um verwaiste Jungtiere. 2.000 € klingen für deutsche Verhältnisse nicht viel, reichen aber in Nigeria aus, um eine Familie etwa ein 9 Monate zu unterhalten.
Warum die „Dreier-WG“?
Die drei Diana–Meerkatzen und drei Rotbüffeln leben mit den Drills auf einer Anlage. „Es ist sehr spannend zu beobachten, wie die Tierarten miteinander interagieren. Insgesamt verstehen sie sich sehr gut, manchmal piesackt das Drillmännchen die Rotbüffel und die Diana-Meerkatzen wiederum die Drillmännchen. Auf jeden Fall haben die Meerkatzen das Sagen. Solche Interaktionen sind aber harmlos und bedeuten auch Abwechslung für die Tiere“, beschreibt Festl. Auch die Interaktionen zwischen den Pavianen sei spannend zu beobachten: So ist Nala zwar die Chefin unter den Weibchen, aber nicht Akus Lieblingsfrau. So kommt es immer wieder zu kleineren Reibereien.
Wer die interessante Tier-WG besuchen will, kann dies auch in den Wintermonaten, denn die Tiere sind auch bei kühleren Temperaturen auf der Außenanlage zu sehen. Beheizte Felshöhlen bieten ihnen auch an kälteren Wintertagen Schutz.
Fotoquelle: Zoo Osnabrück (Hanna Rickert)
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