Ab Januar 2021 beginnt der Unterricht für Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen in der Osnabrücker Innenstadt eine Stunde später. Mit der Maßnahme soll die Schülerbeförderung entzerrt und die Ansteckungsgefahr in den Bussen eingedämmt werden.
Abstand zu halten ist in Zeiten der Corona-Pandemie eine der wichtigsten Regeln, um das Infektionsrisiko so gering wie möglich zu halten. Um die Gesundheit von Schülerinnen und Schülern, sowie deren Kontaktpersonen zu schützen, hat die Stadt Osnabrück in Zusammenarbeit mit den Verkehrsbetrieben und Vertreterinnen und Vertretern der Schulen ein Konzept erarbeitet, um die morgendliche Schülerbeförderung zu entzerren.
Welche Schulen sind betroffen?
Demnach wird ab Montag, dem 11. Januar 2021, nach Ende der Weihnachtsferien, der Unterrichtsbeginn für alle weiterführenden Schulen in der Innenstadt um eine Stunde nach hinten verschoben. Osnabrück ist damit die erste Großstadt innerhalb Niedersachsens, die diesen Schritt geht. Voraussetzung ist, dass bis dahin alle Bedingungen zur Umsetzung erfüllt sind. Konkret betroffen von der neuen Regelung sind das Carolinum (neuer Beginn um 8:50 Uhr), die Domschule (8:50 Uhr), die Hauptschule Innenstadt (8:45 Uhr), die Möser-Realschule (8:45 Uhr), das Ratsgymnasium (8:45 Uhr) und die Ursulaschule (8:50 Uhr). Ziel der Maßnahme ist es, die Ansteckungsgefahr in den Bussen zu einzudämmen.
Bestehender Handlungsbedarf
„Meldungen bundesweit und vor Ort zeigen, dass weiterhin Handlungsbedarf besteht. Darauf müssen wir uns in anderer Konstellation einrichten, um den Gesundheitsschutz zu verbessern“, so Wolfgang Beckermann, erster Stadtrat, im Rahmen eines Pressegesprächs am Freitag (04. Dezember 2020), „dass wir zu einer gemeinsamen Lösung gekommen sind, ist ein großer Erfolg. Beim Runden Tisch Schülerbeförderung haben sich alle Beteiligten in den vergangenen Wochen und Monaten intensiv ausgetauscht.“
Spitzen vermeiden
„Gerade im Innenstadtbereich entsteht zu Stoßzeiten ein Knubbel. Die Überlegung war daher den Unterrichtsbeginn der Innenstadtschulen nach hinten zu schieben, um den Knubbel zu ‚entknoten'“, erklärt Christian Fromme, Fachbereich Bildung, Schule, Sport.
Anpassung der Schülerbeförderung
„Gleichzeitig haben wir die von Schule zu Schule sehr unterschiedlichen Bedarfe analysiert“, so Beckermann weiter. Es wurde deutlich, dass an einigen Schulen ein überwiegender Anteil der Schüler mit dem Rad kommt, während die Busse andernorts sehr voll waren. Gleichzeitig zeigte sich, dass viele Schüler den letztmöglichen Bus nehmen, um pünktlich zur Schule zu kommen, und Busse, die nur wenige Minuten früher fahren, kaum genutzt wurden. „Die Lösung ist eine komplexe, da sie Schulen betrifft, die einen hohen Anteil von Schülerinnen und Schülern aus dem Landkreis haben. Die Schülerbeförderung muss daran angepasst werden. Durch eine Verlagerung um 60 Minuten wird zudem der typische 45-Minuten-Takt des Schulunterrichts unterbrochen“, fügt Dr. Winfried Verburg, Vorstand der Schulstiftung des Bistums Osnabrück, hinzu.
Entspannung durch Szenario B
Eine gewisse Entspannung trat ein, als zunehmend Schulen ins Szenario B wechselten und nur noch die Hälfte der Schüler den Unterricht vor Ort verfolgen konnte. Damit die Schülerbeförderung unabhängig eines solchen Szenarios entzerrt wird, folgt von Anfang des Jahres bis zunächst zum Beginn der Osterferien die Verschiebung des Schulbeginns an den genannten Schulen. „Das Szenario B ist organisatorisch bereits eine Herausforderung in den Schulen. Mit dem ‚verspäteten‘ Unterrichtsbeginn werden wir daher erst nach den Weihnachtsferien starten“, so Beckermann.
Passende Busverbindungen für den Landkreis
Um sicherzustellen, dass auch Schülerinnen und Schüler aus dem Landkreis bei Verschiebung des Unterrichtsbeginns passende Busverbindungen zur Verfügung stehen, arbeiten die Stadtwerke Osnabrück, sowie die weiteren VOS-Partner aktuell an einem angepassten Beförderungskonzept. „Wir sind mit allem im Einsatz, was möglich ist“, so Dr. Stephan Rolfes, Mobilitätsvorstand der Stadtwerke Osnabrück, „das ist eine hochkomplexe Aufgabe.“ An die Eltern richtete sich Rolfes mit einer besonderen Bitte: „Melden Sie sich bei uns, wenn es mal irgendwo hakt oder nicht klappt. Wir brauchen diese Informationen, damit wir Probleme umgehend lösen können.“
Angebote erarbeiten
„Die Schulen ermitteln gerade die Fahrtwege der Schüler aus dem Landkreis. Klar ist: Nur wenn für alle Schülerinnen und Schüler eine adäquate Möglichkeit der Hin- und Rückfahrt mit dem ÖPNV ohne unverhältnismäßige Wartezeiten besteht, können die Stiftungsschulen die Verschiebung mittragen“, so Verburg. Unter seiner Verantwortung stehen die Domschule und die Ursulaschule. Die Zeit vor Weihnachten, in der sich unter anderem die Schulen des Schulzentrums – Dom- und Ursulaschule sowie das Carolinum – im Szenario B befinden, soll dafür genutzt werden, passende Angebote zu erarbeiten.
Familien unterstützen
Dass eine Verschiebung des Unterrichtsbeginns eine große Herausforderung für Schulen ist, betont auch Sebastian Bröcker, der Leiter des Ratsgymnasiums. „Wir arbeiten daran, die Verschiebung so reibungslos wie möglich einzurichten. Letztendlich sind die Schulleiter auch nur die Sachwalter der Interessen von Eltern und Schülern. Familien wird aktuell schon eine Menge zugemutet. Daher muss die Schule unbedingt versuchen, den Druck von den Familien zu nehmen oder zumindest gering zu halten.“
Erhebliche Umstellung
Dem stimmt auch Nicole Schnorrenberg, die stellvertretende Vorsitzende des Stadtelternrats zu: „Für Schülerinnen und Schüler sowie für Eltern bedeutet das eine erhebliche Umstellung.“ Demnach müssten viele Eltern beispielsweise Betreuungsmöglichkeiten für eine Stunde am Morgen sicherstellen. „Aber mit Blick auf die Vorteile, die die Entzerrung mit sich bringen wird, sehe ich diese Maßnahme bis zu den Osterferien als verhältnismäßig an. Natürlich haben wir auch über andere Standortmöglichkeiten gesprochen, aber schenken hier den Fachleuten der Stadtwerke unser Vertrauen.“
Dank an alle Beteiligten
„Ich möchte allen Beteiligten für ihr Engagement und ihre Kompromissbereitschaft danken“, sagt Beckermann. „Es ist mir bewusst, dass es bei diesem Thema unterschiedliche Sichtweisen gibt und die Umstellung für Viele eine Herausforderung ist. All diese Bedenken nehmen wir sehr ernst. Umso mehr freut es mich, dass mit Blick auf den Infektionsschutz letztlich alle Beteiligten der Verschiebung des Unterrichtsbeginns zugestimmt haben. Ich glaube es wird an einigen Stellen unterschätzt, wie viel Zeit in diese Konzeptentwicklung hineingeflossen ist.“
Der Unterricht wird um eine ganze Stunde, also 60 Minuten, verschoben. Unterrichtszeit geht dabei nicht verloren, weil der Unterricht entsprechend auch eine Stunde später enden wird. Davon betroffen sind insgesamt 4.822 Schülerinnen und Schüler.