Gute acht Monate ruhten zwei ehemalige Portweinfässer in zwei alten und historischen Gebäuden der Friedensstädte Münster und Osnabrück – dann war es am Dienstagnachmittag endlich soweit: Ihr hochprozentiger Inhalt wurde auf der Besucherterrasse des Flughafen FMO feierlich „vermählt“.
Was dabei herauskam, ist der wohl gehaltvollste Beitrag zum Friedensjubiläum in diesem Jahr. Und genau deswegen wird es auch nur 1648 Flaschen davon geben, gefüllt mit einem exklusiven Inhalt, dessen Alkoholgehalt genau 37,5 Volumenprozent beträgt.
Es ist ein Kornbrand, den es so nur einmal geben kann. Anders als viele andere am Markt erhältliche Cuvées ist der „37fünfer“, wie ihn seine Macher nennen, nicht aus zahlreichen Fässern verschnitten. Dieser Korn kann daher auch nicht bei Bedarf durch genaues Abschmecken „ähnlicher“ Brände wieder reproduziert werden.
Weil nur zwei Fässer verwendet wurden, deren Ausgangszustand sich nach dieser Fassreife wieder deutlich verändert hat, ist die Einmaligkeit dieses Cuvées gesichert.
Nur 1648 einzigartige Flaschen: „Wenn weg, dann weg“
Die beiden Fässer, die jeweils seit Januar reiften – eines beim Münsteraner Ansgar Buschmann am Drubbel, das andere bei Tobias Neumann in der Osnabrücker Steakmeisterei – sind nun „eins geworden“ und werden in den kommenden Tagen in 1648 genau abgezählte Flaschen abgefüllt. Ab der kommenden Woche sind sie dann in ausgewählten Einzelhandelsgeschäften und der Gastronomie der beiden Friedensstädte erhältlich. „Wenn weg, dann weg“, resümiert Tobias Neumann über die Einzigartigkeit dieser Abfüllung.
Frank Wigger, der zusammen mit Björn Bochinski für das nötige KnowHow beim Brenn- und Lagervorgang sorgte, ist sich sicher, dass es auch nicht gelingen kann das vorliegende Ergebnis – also den Korn – so noch einmal zu reproduzieren.
Zwei sehr unterschiedliche Fässer für einen ganz besonderen Korn
Für den Münsteraner-Anteil des Jubiläumskorns wurde ein Fass aus amerikanischer Eiche ausgesucht, dass zuvor mit einem eher fruchtigen „Ruby-Port“ gefüllt war. Die verwendete Eiche spendete dem enthaltenen Korn nicht nur eine im Vergleich zum Osnabrücker Korn etwas dunkle Farbe, sondern auch leichte Vanille-Aromen.
Der Osnabrücker-Korn, reifte bei Tobias Neumann im alten Steinwerk, dem nachweislich zweitältesten erhaltenen Haus in Osnabrück. Der darin zuvor gelagerte „Tawny-Port“ steuerte unter anderem eine an Honig erinnernde Geschmackskomponete bei, die das aus französischer Eiche hergestellte Fass mit weiteren etwas schwereren Aromen anreicherte.
Frieden wurde 1648 sicher auch beim gemeinsamen Feiern geschlossen
Zusammen mit Ansgar Buschmann ist sich Tobias Neumann sicher, dass dieser ganz besondere Korn auch daran erinnert, wie die Gesandten aus halb Europa vor 375 Jahren in den beiden Friedensstädten auch in geselliger Runde Frieden miteinander geschlossen haben. Etwas, dass sich alle Beteiligten bei der feierlichen Korn-Vermählung – auf der ungefähren Mitte zwischen Münster und Osnabrück – am FMO auch für die aktuellen Konflikte wünschen.
Kommentar des Redakteurs
Die größte Marionette der Welt – deren Horrorshow allerdings zahlreiche Kinder zum Weinen brachte. Eine Friedenskette zwischen den Friedensstädten – die, wenn man es realistisch betrachtet, doch recht lückenhaft war. Und natürlich das vermüllte verhüllte Kaufhaus – das nicht nur teuer sondern auch allzu leicht entflammbar ist und dessen Sinnhaftigkeit sich nicht jedem Betrachter erschließen will. Zumindest auf der Osnabrücker Seite ging dieses Jubiläumsjahr bislang ziemlich daneben.
Ach hätten die Friedensjahr-Verantwortlichen in Osnabrück doch nur einen Hauch der Kreativität an den Tag gelegt, die hinter diesem „Friedensprojekt“ steckt. Was hätte aus diesem Jubiläumsjahr werden können!
Immerhin kann man sich das Jubiläumsjahr jetzt wenigstens gepflegt schöntrinken, besser wird’s wohl nicht mehr!