EM-Fieber vor Spanien-Duell: Warum Künstliche Intelligenz einen Anteil an Deutschlands Viertelfinaleinzug hat

Am Freitagabend (5. Juli) steigt das deutsche EM-Fieber wieder: Das Gastgeberland empfängt den Titelfavoriten Spanien im Viertelfinale. Der Einzug der Deutschen in die Runde der letzten Acht hing dabei auch von einer Millimeter-Entscheidung im Achtelfinalduell gegen Dänemark (2:0) ab. Ohne Künstliche Intelligenz (KI) wäre diese vermutlich nicht möglich gewesen.

Fußball lebt von Emotionen, knappen Entscheidungen und manchmal auch von Diskussionen – so auch im EM-Achtelfinalduell zwischen Deutschland und Dänemark. In der 48. Minute schoss der Däne Joachim Andersen sein Team in Führung – und die Deutschen Richtung EM-Aus. Der Treffer wurde jedoch vom Video Assistant Referee (VAR) überprüft und letztlich aberkannt. Ohne die Unterstützung modernster Technologien wie der Künstlichen Intelligenz wäre dies angesichts der knappen Entscheidung kaum möglich gewesen.

Weitere technologische Unterstützung für den VAR

Der VAR ist den meisten Fußballfans bereits bekannt. Er greift ein, wenn der Schiedsrichter auf dem Feld eine Fehlentscheidung in einer entscheidenden Situation getroffen hat, wie etwa bei einer Abseitsstellung. Bei der Europameisterschaft erhält der VAR, wie schon bei der Weltmeisterschaft in Katar 2022, Unterstützung durch verschiedene technologische Systeme.

Adidas hat einen innovativen Fußball namens “Fussballliebe” entwickelt, der Sensoren enthält, die Echtzeitdaten an den VAR senden. Diese “Connected Ball Technology” soll Schiedsrichterentscheidungen schneller und genauer machen. Bei der Weltmeisterschaft 2022 in Katar kam die Technologie bereits zum Einsatz und klärte eine strittige Szene auf, indem sie zeigte, dass Portugals Bruno Fernandes und nicht dessen Mannschaftskollege Cristiano Ronaldo ein Tor erzielte. Nun wird die Technologie erstmals bei einer Europameisterschaft eingesetzt und hat bereits im Spiel der Deutschen gegen Dänemark eine wichtige Entscheidung ermöglicht.

Connected Ball Technology präzisiert Abseitsentscheidungen

Der Ball kann Daten 500 Mal pro Sekunde erfassen und mit den Stadionkameras synchronisieren, die 3D-Bilder erstellen. Dadurch wird die Zeit für Entscheidungen bei Abseitsstellungen auf nur 25 Sekunden verkürzt, da das manuelle Überprüfen entfällt.

Anders als bei der Katar-WM 2022 spielt der smarte Ball beim Turnier in Deutschland auch eine wichtige Rolle bei der halbautomatischen Abseitskontrolle. Das System nutzt zehn spezielle Kameras im Stadion, die 29 Körperpunkte pro Spieler 50 Mal pro Sekunde erfassen. So kann es den genauen Moment der Ballabgabe bei Abseitsstellungen präzise bestimmen.

Künstliche Intelligenz im Einsatz

Die Künstliche Intelligenz analysiert die Positionen der Spieler und den genauen Zeitpunkt, an dem der Ball gespielt wird. Wenn das System eine Abseitsposition erkennt, sendet es einen Alarm an den VAR, der die Szene überprüft und den Hauptschiedsrichter informiert. Das Endergebnis wird dann sowohl den Zuschauern im Stadion als auch den TV-Zuschauern angezeigt.

Wie eine solche Situation in der Praxis aussehen kann, zeigte sich im Spiel der Deutschen gegen Dänemark. Nur wenige Zentimeter trennten die Gastgeber von einem Rückstand, der durch menschliche Augen wohl kaum verhindert worden wäre – und der den dänischen Trainer Kasper Hjulmand nach Abpfiff aus der Fassung brachte. Doch am Ende siegte die Technik und damit auch die Deutschen.

Darüber hinaus hilft der intelligente Ball den Schiedsrichtern, Handspiele und strittige Elfmeterentscheidungen besser zu beurteilen. Bislang zeigt der smarte Ball also tatsächlich, dass er die Entscheidungsfindung beschleunigen und präzisieren kann.

Einsatz von Escape Pro für die Sicherheit

Die KI wird bei der EM jedoch nicht nur zur Verbesserung der Spielentscheidungen eingesetzt, sondern auch zur Gewährleistung der Sicherheit der Zuschauer. Die KI-Software “Escape Pro” wird zur Planung und Optimierung der Fluchtwege in den Stadien genutzt. Die Technologie soll dabei helfen, große Menschenmengen sicher zu steuern und Paniksituationen zu vermeiden.

Das Forschungsprojekt “Escape”, das von 2020 bis 2022 lief und die Basis für “Escape Pro” bildete, wird nun in der Einsatzplanung der Polizei genutzt, um die Sicherheit bei Großveranstaltungen wie der EM 2024 zu gewährleisten. Die Software kann Personen erkennen, die festgelegte Grenzen überschreiten oder sich in markierten Bereichen aufhalten. Sie überwacht in Echtzeit, wie viele Menschen sich an verschiedenen Orten aufhalten, wie schnell sie sich bewegen und wie voll es ist. Wenn die Daten ungewöhnliche Muster zeigen, löst das System einen Alarm aus, bevor die Situation eskaliert.

Übrigens: Die EM ist nicht das einzige große Sportevent, bei dem die KI im Einsatz ist. Mehr dazu hier.

Erstmals erschienen ist dieser Artikel bei KI to go.


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Maurice Guss
Maurice Guss
Maurice Guss absolvierte im Herbst 2019 ein Praktikum bei der HASEPOST. Im Anschluss berichtete er zunächst als freier Mitarbeiter über spannende Themen in Osnabrück. Seit 2021 arbeitet er fest im Redaktionsteam und absolviert ein Fernstudium in Medien- und Kommunikationsmanagement. Nicht nur weil er selbst mehrfach in der Woche auf dem Fußballfeld steht, berichtet er besonders gerne über den VfL Osnabrück.

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