Nasenbär Browni ist wie alle Nasenbären ein echter Kletterspezialist. Von den anderen Nasenbären im Zoo Osnabrück lässt er sich aufgrund der dunklen Gesichtsfärbung gut unterscheiden (Archivaufnahme). / Foto: Zoo Osnabrück (Jan Banze)
Zahnschmerzen gibt es nicht nur bei Menschen. Auch Tiere kennen das unangenehmen Gefühl, wenn mit den Zähnen etwas nicht stimmt. Im Zoo Osnabrück war deshalb ein Nasenbär mit Zootierarzt Jannis Göttling bei Tierzahnexpertin Birgitt Willms.
Für rund 2.700 Tiere aus 285 Arten sind die Tierärzte Thomas Scheibe und Jannis Göttling im Zoo Osnabrück zuständig. Eine große Verantwortung, die zugleich eine weite Bandbreite an veterinärmedizinischen Kenntnissen erfordert und ein geschultes Auge für die tierischen Nöte verlangt. „Anders als Menschen versuchen die meisten Tiere es zu verheimlichen, wenn sie gesundheitliche Probleme haben“, erklärt Göttling. „Zusammen mit den Tierpflegern müssen wir darum genau beobachten, ob sie Symptome zeigen, um im Krankheitsfall rechtzeitig zu reagieren.“
In der Regel behandeln die Veterinäre ihre Tiere selbst, in manchen Fällen holen sie sich aber auch externe Hilfe. „Ganz ähnlich wie in der Humanmedizin, gibt es auch in der Veterinärmedizin Spezialisten für bestimmte Bereiche“, erklärt Göttling. Einen solchen Fall gab es nun bei den Südamerikanischen Nasenbären im Zoo Osnabrück. „Unser Nasenbär Browni hatte eine Schwellung am äußeren Bereich der Schnauze, die auf eine Entzündung einer Zahnwurzel hingewiesen hat, aber auch eine andere Ursache haben könnte. Da wir mit Birgitt Willms eine Expertin für tierische Zahnmedizin ganz in der Nähe des Zoos haben, sind wir mit Browni in ihre Praxis gefahren.“ erklärt Göttling.
Expertin für Tierzähne
Die Kleintierpraxis „Punktgenau“ von Birgitt Willms liegt in Georgsmarienhütte, nur etwa fünf Minuten mit dem Auto vom Zoo entfernt. „Wir behandeln bei uns vor allem Haustiere wie Hunde, Katzen oder Nagetiere. Ein Nasenbär gehört in unserer Praxis eher zu den Exoten, auch wenn wir schon häufiger mit dem Zoo zusammengearbeitet haben“, sagt Willms. In ihrer Praxis bietet sie mit ihren Kolleginnen eine große Bandbreite der Tiermedizin an, doch Willms Spezialgebiet sind Zähne. „Ich würde sagen im Bereich der tierischen Zahngesundheit praktizieren wir auf Human-Niveau“, so Willms. „Das fängt bei der Prophylaxe an und beinhaltet natürlich auch die Behandlung verschiedener Zahnkrankheiten.“
Letzteres erwies sich auch bei Nasenbär Browni als notwendig. Als Göttling und Willms dem narkotisierten Tier in den Mund sahen, wurde schnell klar, was die Schwellung an der Schnauze verursacht hatte. „Wir haben eine Parodontitis bei Browni festgestellt. Die äußere Schwellung stammte von einer eitrigen Entzündung im Innenraum der Schnauze. Leider mussten wir ihm deshalb mehrere Zähne entfernen, die nur noch lose im Zahnfleisch saßen“, erklärt Willms. Parodontitis ist eine bakterielle Entzündung des Zahnbetts, die auch beim Mensch vorkommen kann und durch die sich das Zahnfleisch zurückbilden und die Zähne an Halt verlieren können.
Allesfresser mit Alterserscheinungen
Trotz der nun fehlenden Zähne, freut es Willms und Göttling, dass sie Nasenbär Browni so schnell helfen konnten. „Wenn nur äußere Schwellungen erkennbar sind, weiß man zunächst nie ganz sicher, worum es sich handelt“, erklärt Göttling. „Es hätten auch noch größere Eingriffe notwendig sein können. Parodontitis ist zwar nicht schön, aber für das Tier vergleichsweise schnell und einfach zu behandeln.“ Für einen bald 13-jährigen Nasenbären, wie Browni, sei der Verlust von einigen der rund 40 Zähne zudem nicht ungewöhnlich, erklärt der Tierarzt. Das durchschnittliche Höchstalter von Nasenbären liegt im Zoo bei 15 Jahren und damit wesentlich höher als bei ihren wilden Artgenossen. Die Allesfresser ernähren sich unter anderem von Fleisch, Gemüse, Fisch oder Beeren, was die Zähne ganz unterschiedlich beansprucht und abnutzt.
Göttling erklärt, dass es sich bei Parodontitis deshalb um eine gewöhnliche Alterserscheinung handle. „Auch bei Menschen tritt die Krankheit im Alter häufiger auf, wird aber meist früher entdeckt als bei Tieren. Ganz verhindern lässt sich Parodontitis bei Allesfressern meist nicht, Nasenbären putzen sich schließlich nicht die Zähne. Dass mit der natürlichen Abnutzung der Zähne im Alter die Infektionswahrscheinlichkeit steigt, ist darum leider ganz normal.“ Nasenbär Browni ist unterdessen wieder gut im Zoo Osnabrück angekommen und frisst genüsslich sein Futter. Auch wenn die Schwellung der Schnauze erst in ein paar Tagen gänzlich abgeklungen ist, kann er nun endlich wieder ohne Schmerzen kauen.
Wissenswertes zu den Nasenbären (Nasua nasua)
Südamerikanische Nasenbären gibt es nur in Südamerika – dort sind sie allerdings fast über den ganzen Kontinent verbreitet und werden Coati genannt – ein Name, der aus einer indigenen Sprache stammt. Sie leben in Regenwäldern, Flusswäldern oder auch Gebirgswäldern. Sie werden zwischen 3,5 kg und 6 kg schwer und erreichen eine Kopf-Rumpf-Länge von 41 bis 67 cm.
Der Südamerikanische Nasenbär gehört wie der Waschbär zur Familie der Kleinbären, und somit zu den Raubtieren. Sie sind Allesfresser und ernähren sich unter anderem von Beeren, Früchten, Eiern, Insekten, Vögeln, Fischen, kleinen Reptilien oder Insekten.
Der lang gestreckte Kopf ist durch die verlängerte Schnauze charakterisiert. Diese ist sehr beweglich und dient dazu, im Boden nach Nahrung zu suchen. Auffällig ist auch der lange Schwanz, der beim Klettern der Balance dient, und bei der Fortbewegung am Boden senkrecht in die Höhe gestreckt wird.
Zu den natürlichen Feinden der Südamerikanischen Nasenbären zählen Greifvögel, Riesenschlangen und Katzen wie Pumas und Jaguare.
Corona-Hinweis: Aktuell gilt im Zoo Osnabrück die 2G-Regel. Die Tierhäuser sind geöffnet und mit FFP2-Maske zugänglich. Neue Corona-Vorgaben für den Zoobesuch immer unter: www.zoo-osnabrueck.de.