Am 1. März 1991 nahm die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) mit Sitz in Osnabrück ihre Arbeit auf. 30 Jahre später ist sie „in Fragen eines nachhaltigen Lebens und Wirtschaftens eine entscheidende Pulsgeberin für Wissenschaft und Praxis“, so Bundeskanzlerin Angela Merkel, die wie zahlreiche internationale Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft im Rahmen eines virtuellen Festaktes zum Jubiläum gratulierte.
Seit ihrer Gründung hat die DBU mehr als 10.200 Projekte mit rund 1,9 Milliarden Euro gefördert. Das Stiftungskapital liegt heute bei 2,3 Milliarden Euro. Die Aufgaben sind vielfältig: Förderung innovativer, modellhafter und lösungsorientierter Vorhaben zum Schutz der Umwelt im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung und unter besonderer Berücksichtigung kleiner und mittlerer Unternehmen, die Erforschung, Entwicklung und Nutzung neuer umweltentlastender Technologien und Produkte im Sinne eines vorsorgenden integrierten Umweltschutzes, die Bewahrung und Wiederherstellung des Nationalen Naturerbes sowie die Förderung des Umweltbewusstseins und -verhaltens der Menschen durch Information und Maßnahmen der Umweltbildung und nicht zuletzt auch die Verleihung des Deutschen Umweltpreises seit 1993 – mit 500.000 Euro einer der höchstdotierten Umweltpreise Europas. Zentrale Herausforderungen sieht die DBU vor allem beim Klimaschutz, dem Erhalt der Biodiversität, im nachhaltigen Umgang mit Ressourcen sowie beim Schutz vor schädlichen Emissionen.
Die Geschichte der DBU reicht bereits bis ins Jahr 1989 zurück. Am 24. Oktober 1989 fasst das Bundeskabinett auf Vorschlag des damaligen Bundesministers der Finanzen, Dr. Theo Waigel, den Grundsatzbeschluss, den Erlös aus dem Verkauf der bundeseigenen Salzgitter AG für eine Umweltstiftung zu verwenden. Der Betrag von 2,5 Milliarden D-Mark (umgerechnet 1,28 Milliarden Euro) soll als Stiftungskapital dienen, der jährliche Ertrag daraus, heute jährlich etwa 55- 60 Millionen Euro, für die Förderziele eingesetzt werden. Mit der konstituierenden Sitzung des Kuratoriums vom 17. Dezember 1990 nimmt die Deutsche Bundesstiftung Umwelt ihre Arbeit auf. Ihr gesetzlicher Auftrag lautet, Vorhaben zum Schutz der Umwelt unter besonderer Berücksichtigung der mittelständischen Wirtschaft zu fördern. Sie soll dabei in der Regel außerhalb der staatlichen Programme tätig werden, kann diese allerdings ergänzen. Das Kuratorium folgt dem Vorschlag der Bundesregierung und wählt Prof. Dr. Hans Tietmeyer zum ersten Vorsitzenden. Am 1. März 1991 folgt die Aufnahme der Arbeit als rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen Rechts. Die ersten „Leitlinien für die Förderung durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt“ werden entwickelt. Überarbeitungen erfolgen 1998, 2004 und 2015. Seit dem 1. Februar 2018 wird die Geschäftsstelle der Stiftung von DBU-Generalsekretär Alexander Bonde geleitet.
Merkel ermutigt zur Weiterarbeit
Zum Jubiläum am 1. März 2021 wurde in einem virtuellen Festakt via YouTube-Livestream zurückgeschaut, aber auch ein Blick in die Zukunft geworfen, einer Zukunft, in der dem Thema Umwelt eine besonders wichtige Rolle zukommt. „Die DBU ist in Fragen eines nachhaltigen Lebens und Wirtschaftens eine entscheidende Pulsgeberin für Wissenschaft und Praxis. Ihr Wirken ist gerade auch jetzt gefragt. Schließlich hat uns die Corona-Pandemie einmal mehr unsere Abhängigkeit von Natur und Umwelt ins Bewusstsein gerufen. Denn der Rückgang der Artenvielfalt und das Vordringen der Menschen in sensible Naturräume erhöhen die Gefahr der Übertragung von Krankheitserregern. Aus solchen Zusammenhängen Lehren zu ziehen, auch darin spiegelt sich der Wert der Arbeit der DBU wieder. Mit ihren zahlreichen Projekten ermutigt und befähigt die Stiftung zu mehr Klima-, Natur- und Umweltschutz“, dankte u. a. Bundeskanzlerin Angela Merkel und ermutigte die Zuständigen zur Weiterarbeit.
Europäischer Grüner Deal als „Fahrplan für eine nachhaltige Zukunft“
Dass ausgerechnet am 30. Geburtstag der Deutschen Bundesstiftung Umwelt die europaweit geltende EU-Ökodesign-Richtlinie in Kraft tritt und zugleich erst vor wenigen Tagen EU-Kommissions-Vizepräsident und EU-Klimakommissar Frans Timmermans die EU-Anpassungsstrategie an den Klimawandel vorstellte, ist natürlich purer Zufall. Beide Ereignisse können allerdings zugleich durchaus als Bestätigung für die zukunftsgerichtete DBU-Fördertätigkeit gesehen werden: Mit der Richtlinie stellt die EU zunächst strengere Anforderungen an die Wiederverwendung und Reparierbarkeit bestimmter Produkte wie Kühlschränke, Spül- und Waschmaschinen. Circular Economy lautet das Gebot der Stunde. „Für uns ist das schon jetzt ein großes Zukunftsthema“, sagt DBU-Generalsekretär Bonde. „Diese erweiterte Kreislaufwirtschaft eröffnet enorm spannende Möglichkeiten, den Umweltschutz voranzubringen und gleichzeitig erfolgreich zu wirtschaften.“
Aus Sicht von EU-Klimakommissar Timmermans kann das nicht schnell genug gehen. Kein Wunder, schließlich verantwortet er den europäischen Grünen Deal – den Fahrplan für eine nachhaltige EU-Wirtschaft mit den Zielen, in der EU die Treibhausgas (THG)-Emissionen bis 2030 um 55 Prozent (statt wie ursprünglich geplant 40 Prozent) im Vergleich zu 1990 zu reduzieren und überdies bis 2050 einen klimaneutralen Kontinent zu schaffen, der keine Netto-THG-Emissionen mehr freisetzt. „Wir haben keine Zeit zu verlieren“, sagt Timmermans. Die Klima- und die Biodiversitätskrise seien die entscheidenden Herausforderungen unserer Zeit. „Die kommenden Jahre werden entscheiden, ob es uns gelingt, unseren Kindern und Enkelkindern einen Planeten zu hinterlassen, auf dem sie ein glückliches und gesundes Leben führen können.“ Der Exekutiv-Vizepräsident der Kommission glaubt weiter fest an den europäischen Grünen Deal. Er sei „unser Fahrplan für eine nachhaltige Zukunft, und wir werden alle Menschen, Organisationen und Länder brauchen, um sie Wirklichkeit werden zu lassen“. Der DBU komme bei der Realisierung von solchen Projekten eine wichtige Rolle zu. „Lassen Sie uns das Jahr 2021 zu einem Jahr machen, von dem wir in zehn oder zwanzig Jahren unseren Kindern und Enkelkindern sagen, dass wir die entscheidenden Schritte getan haben, die uns auf den Weg zu einer echten und nachhaltigen Entwicklung gebracht haben.“
DBU ein „Garant des demokratischen Umweltschutzes“
„Für mich steht die DBU sinnbildlich für eine Umweltpolitik, die sich an dem Vorsorgeprinzip orientiert. Es muss nicht erst etwas ganz Schlimmes passieren damit sich etwas bessern kann. Weiterhin beweist die Stiftung seit drei Jahrzehnten, wie nachhaltig investiert werden kann. Das ist heute Vorbild für zahlreiche Unternehmen. Und nicht zuletzt ist die DBU auch der ultimative Beweis dafür, dass Umwelt und Klimaschutz zum Markenkern der Demokratie gehören. Soziale und ökonomische Bewegungen sind echte Errungenschaften unserer Demokratie“, lobt auch Bundesumweltministerin Svenja Schulze. „Die Stiftung ist ein Garant des demokratischen Umweltschutzes und mit ihrer Arbeit immer schon ein paar Schritte voraus gewesen. Ihr größtes Kapital ist die strikte Ausrichtung auf die Nachhaltigkeit“, gratuliert Schulze weiter.
DBU in 30 Jahren
„Die DBU wird es auch in 30 Jahren noch geben und ich glaube wir werden immer Bedarf dafür haben, dass wir ökologische Dinge noch besser machen. Wir haben weiter viel zu tun, wenngleich das richtig große Geschäft für die Lösung der großen Problemen nicht in 30, sondern in den nächsten drei Jahren ist”, blickt DBU-Generalsekretär Alexander Bonde in die Zukunft. „Die heutigen Probleme, die Klimakrise, der Verlust der Biodiversität, werden uns in den kommenden Jahren mehr denn je abverlangen. Wir danken für die vielen Glückwünsche und wollen als Stiftung in Zukunft die Lösungen aktueller Probleme voranbringen”, so Bonde in seiner Abschlussrede.
Titelbild: Grußwort: Bundeskanzlerin Angela Merkel (Mitte) würdigte die Arbeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) beim digitalen Festakt zum 30-jährigen Bestehen der Stiftung. Sie danke allen, die sich in der und für die Deutsche Bundesstiftung Umwelt engagieren, „sehr herzlich für die wertvolle Arbeit“, so die Kanzlerin. DBU-Generalsekretär Alexander Bonde (links) sagte in der von Hanna Gersmann (rechts) moderierten Veranstaltung, die DBU werde auch in Zukunft die Förderung von Exzellenz an Öko-Innovationen verstärkt voranbringen. / Foto: DBU